Lot Nr. 582


Andrea de Lione (Neapel 1610 – 1685)


Andrea de Lione (Neapel 1610 – 1685) - Alte Meister

Der Apostel Jakobus der Ältere leistet dem christlichen Heer in der Schlacht von Clavijo gegen die Mauren Beistand, Öl auf Leinwand, 101,5 x 128 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat (schriftliche Mitteilung, 20. Juli 2012).

Das vorliegende Werk ist eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Andrea de Liones und war bis dato nur durch eine Kopie im Museo Provinciale di Salerno bekannt. Lattuada zufolge ist der freie, nervöse Pinselstrich des vorliegenden Gemäldes typisch für De Liones im Zuge des Barock entwickelten malerischen Stil, der sich stark von der zunehmenden Hinwendung zum Klassizismus seines Meisters Aniello Falcone, dem dieses Werk traditionell zugeschrieben war, unterscheidet.

Als Schüler des Manieristen Belisario Corenzio ist Andrea de Lione vermutlich um 1630 in Aniello Falcones Werkstatt eingetreten. Er und Falcone schufen Gemälde mit ähnlichen Bildinhalten, vor allem Schlachtendarstellungen wie die vorliegende Komposition, gelegentlich auch religiöse Szenen (siehe G. Porzio, in: Andrea de Lione. La pittura come racconto, Napoli, Galleria Napoli Nobilissima, 2008, S. 45–51, und G. Sestieri, I pittori di battaglie. Maestri italiani e stranieri del XVII e XVIII secolo, Rom, De Luca, 1999, S. 82–86, 308–323).

Das Thema des vorliegenden Gemäldes erschließt sich aus dem Heiligenschein und der Form des Schwerts, dessen Griff mit zwei Lilien geschmückt ist. Der hl. Jakobus, wegen seiner wundertätigen Rolle in der Schlacht von Clavijo „El Matamoros“ genannt, war in Spanien Gegenstand eines Nationalkults. Die spanische Gemeinde im Neapel des 17. Jahrhunderts war groß, was als Erklärung für die zahlreichen Darstellungen der Schlacht von Clavijo in der damaligen neapolitanischen Malerei und vor allem im Umkreis Aniello Falcones dienen könnte. Es ist daher wahrscheinlich, dass unser Bild für einen spanischen Auftraggeber in Neapel ausgeführt wurde; das Format des Gemäldes weist wiederum darauf hin, dass es für eine Privatsammlung bestimmt gewesen sein könnte.

Als Anregung für die vorliegende Schlacht von Clavijo könnte Aniello Falcones großformatige Komposition dieses Themas gedient haben (Christie’s, London, 5. Juli 1992, Los 63), wobei unser Bild jedoch stärker verdichtet scheint. Die Soldaten beider Armeen tragen modernere Rüstungen als in einer weiteren Version der Schlacht von Clavijo (Finarte Milan, 1995, Los 135), die von Giancarlo Sestieri Falcone und Werkstattgehilfen zugeschrieben wurde (siehe G. Sestieri, op. cit., S. 338; S. 348, Anm. 20). Letzteres Gemälde mag De Lione zu dem gelben Mantel angeregt haben, den der hl. Jakobus auf dem vorliegenden Gemälde trägt.

Das auffällige rote Gewand des im Vordergrund liegenden Bogenschützens und die verletzten muslimischen Soldaten links sowie das Rot des der Sonne ausgesetzten Inkarnats erinnern an Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, dessen Anwesenheit in Neapel indirekt zwischen 1635 und 1636 dokumentiert ist und der auf De Lione offenbar einen noch stärkeren Einfluss ausübte als Falcone. Lattuada sieht darin eines der schlagkräftigsten Argumente für eine Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Andrea de Lione. Tatsächlich weist es nahezu dieselbe Farbigkeit auf wie De Liones zwei Versionen der Schlacht zwischen Hebräern und Amalekitern, von denen sich eine im Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte in Neapel und die andere, die mit einem Monogramm versehen ist, in einer Privatsammlung in Neapel befindet (siehe G. Sestieri, op. cit., S. 322, Nr. 31/32).

Lattuada ist der Auffassung, dass das vorliegende Gemälde zur Gänze von Andrea de Lione gemalt wurde. Er meint, dass die Nähe des Malers zu seinem Meister Falcone so groß war, dass sie in bestimmten Fällen auf die gleichen Vorlagen zurückgriffen; so geht der Kopf des liegenden Bogenschützens unseres Gemäldes auf dieselbe Quelle zurück wie eines der Häupter in Falcones ehemals bei Finarte befindlichen Komposition.

Wir danken Professor Riccardo Lattuada für seine Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.

17.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Andrea de Lione (Neapel 1610 – 1685)


Der Apostel Jakobus der Ältere leistet dem christlichen Heer in der Schlacht von Clavijo gegen die Mauren Beistand, Öl auf Leinwand, 101,5 x 128 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Riccardo Lattuada, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat (schriftliche Mitteilung, 20. Juli 2012).

Das vorliegende Werk ist eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Andrea de Liones und war bis dato nur durch eine Kopie im Museo Provinciale di Salerno bekannt. Lattuada zufolge ist der freie, nervöse Pinselstrich des vorliegenden Gemäldes typisch für De Liones im Zuge des Barock entwickelten malerischen Stil, der sich stark von der zunehmenden Hinwendung zum Klassizismus seines Meisters Aniello Falcone, dem dieses Werk traditionell zugeschrieben war, unterscheidet.

Als Schüler des Manieristen Belisario Corenzio ist Andrea de Lione vermutlich um 1630 in Aniello Falcones Werkstatt eingetreten. Er und Falcone schufen Gemälde mit ähnlichen Bildinhalten, vor allem Schlachtendarstellungen wie die vorliegende Komposition, gelegentlich auch religiöse Szenen (siehe G. Porzio, in: Andrea de Lione. La pittura come racconto, Napoli, Galleria Napoli Nobilissima, 2008, S. 45–51, und G. Sestieri, I pittori di battaglie. Maestri italiani e stranieri del XVII e XVIII secolo, Rom, De Luca, 1999, S. 82–86, 308–323).

Das Thema des vorliegenden Gemäldes erschließt sich aus dem Heiligenschein und der Form des Schwerts, dessen Griff mit zwei Lilien geschmückt ist. Der hl. Jakobus, wegen seiner wundertätigen Rolle in der Schlacht von Clavijo „El Matamoros“ genannt, war in Spanien Gegenstand eines Nationalkults. Die spanische Gemeinde im Neapel des 17. Jahrhunderts war groß, was als Erklärung für die zahlreichen Darstellungen der Schlacht von Clavijo in der damaligen neapolitanischen Malerei und vor allem im Umkreis Aniello Falcones dienen könnte. Es ist daher wahrscheinlich, dass unser Bild für einen spanischen Auftraggeber in Neapel ausgeführt wurde; das Format des Gemäldes weist wiederum darauf hin, dass es für eine Privatsammlung bestimmt gewesen sein könnte.

Als Anregung für die vorliegende Schlacht von Clavijo könnte Aniello Falcones großformatige Komposition dieses Themas gedient haben (Christie’s, London, 5. Juli 1992, Los 63), wobei unser Bild jedoch stärker verdichtet scheint. Die Soldaten beider Armeen tragen modernere Rüstungen als in einer weiteren Version der Schlacht von Clavijo (Finarte Milan, 1995, Los 135), die von Giancarlo Sestieri Falcone und Werkstattgehilfen zugeschrieben wurde (siehe G. Sestieri, op. cit., S. 338; S. 348, Anm. 20). Letzteres Gemälde mag De Lione zu dem gelben Mantel angeregt haben, den der hl. Jakobus auf dem vorliegenden Gemälde trägt.

Das auffällige rote Gewand des im Vordergrund liegenden Bogenschützens und die verletzten muslimischen Soldaten links sowie das Rot des der Sonne ausgesetzten Inkarnats erinnern an Giovanni Benedetto Castiglione, genannt Il Grechetto, dessen Anwesenheit in Neapel indirekt zwischen 1635 und 1636 dokumentiert ist und der auf De Lione offenbar einen noch stärkeren Einfluss ausübte als Falcone. Lattuada sieht darin eines der schlagkräftigsten Argumente für eine Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Andrea de Lione. Tatsächlich weist es nahezu dieselbe Farbigkeit auf wie De Liones zwei Versionen der Schlacht zwischen Hebräern und Amalekitern, von denen sich eine im Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte in Neapel und die andere, die mit einem Monogramm versehen ist, in einer Privatsammlung in Neapel befindet (siehe G. Sestieri, op. cit., S. 322, Nr. 31/32).

Lattuada ist der Auffassung, dass das vorliegende Gemälde zur Gänze von Andrea de Lione gemalt wurde. Er meint, dass die Nähe des Malers zu seinem Meister Falcone so groß war, dass sie in bestimmten Fällen auf die gleichen Vorlagen zurückgriffen; so geht der Kopf des liegenden Bogenschützens unseres Gemäldes auf dieselbe Quelle zurück wie eines der Häupter in Falcones ehemals bei Finarte befindlichen Komposition.

Wir danken Professor Riccardo Lattuada für seine Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012