Lot Nr. 567


Sebastiano Ricci (Belluno 1659 – 1734 Venedig)


Sebastiano Ricci (Belluno 1659 – 1734 Venedig) - Alte Meister

Dioscurides, Öl auf Leinwand, 183 x 37 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17

Ergänzende Literatur:
S. Marinelli, Modelli diversi di Sebastiano Ricci, in: Sebastiano Ricci 1659-1734, Atti del Convegno Internazionale di Studi 14-15 dicembre 2009, hg. v. G. Pavanello, Venedig 2012, S. 69, Abb. 15

Wir danken Frau Dr. Annalisa Scarpa, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, Dezember 2011).

Das ungewöhnliche Format des vorliegenden Gemäldes mit der Darstellung des berühmten griechischen Arztes Dioscurides lässt annehmen, dass es ursprünglich Teil eines Dekorationsprogramms gewesen ist, wie es sich von venezianischen Apotheken wie Santa Fosca und Campo San Stin erhalten hat (heute im Museo di Ca’ Rezzonico, Venedig).

Es existiert ein weiteres Gemälde identischen Formats, höchstwahrscheinlich ein Pendant zum vorliegenden Werk, das ebenfalls einen antiken Arzt darstellt, nämlich Areios, der ein enger Freund Dioscurides’ war und dem dieser sein nach ihm benanntes Hauptwerk, Dioscurides, widmete. Das Gegenstück stammt jedoch von anderer Hand und wurde von Lucchese Antonio Arrigoni (ca. 1664–1730) zugeschrieben (siehe E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17).

Wie Enrico Lucchese datiert auch Annalisa Scarpa das vorliegende Werk um 1710, vor Sebastiano Riccis Abreise nach England, als der Künstler erfolgreich aus Florenz nach Venedig zurückgekehrt war und die Thronende Madonna mit Kind und Heiligen für die Kirche San Giorgio Maggiore malte und Aufträge für Santa Maria dei Carmini und die Sala dello Scrutinio im Dogenpalast erhielt.

Riccis Meisterschaft zeigt sich im vorliegenden Gemälde vor allem in der freien, flüssigen Pinselführung, im gekonnten Einsatz des Chiaroscuro und den spontanen, die Falten modellierenden Lichtreflexen. Durch zwei diagonale Schattenlinien schafft es der Künstler trotz des länglichen Formats, der Darstellung Tiefe zu verleihen. Der Kopftypus ist vergleichbar mit dem Hl. Antonius Abbas (Certosa di Vedana), dem Antonius aus der Versuchung des hl. Antonius (Louvre, Paris) sowie Darstellungen von Satyrn und Silenen aus diversen Bacchanalszenen. Interessant sind auch die Details, etwa das transparente Glasgefäß unbestimmten Inhalts, die Kräuter, die Dioscurides in der Hand hält, die Spitzen an den Ärmelrändern und der elegante barocke Sockel mit Inschrift.

Pedanios Dioscurides war ein römischer Militärarzt aus Anazarba in Kleinasien, der unter den Caesaren Claudius und Nero Dienst leistete. Auf seinen weiten Reisen von Nordafrika bis nach Gallien konnte er sich umfangreiches botanisches und medizinisches Wissen aneignen. So waren ihm auch indische und persische Arzneien bekannt. Sein umfangreiches Hauptwerk De materia medica („Über die Heilmittel“) behandelt in fünf Büchern pflanzliche und tierische Nahrungs- und Arzneimittel, Genussmittel wie Wein und Mineralien, aber auch die Magie. Insgesamt werden ca. 1.000 Arzneistoffe und fast das Fünffache an Anwendungen besprochen. Der sogenannte Dioscurides ist als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie überhaupt zu betrachten. Erst das Aufkommen der organischen Chemie im 19. Jahrhundert verdrängte seine Nutzung auch aus der Alltagspraxis von Kräuterkunde, pharmazeutischer Herstellung und Anwendung.

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17

Wir danken Frau Dr. Annalisa Scarpa, die die Zuschreibung des vorliegende

17.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Sebastiano Ricci (Belluno 1659 – 1734 Venedig)


Dioscurides, Öl auf Leinwand, 183 x 37 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17

Ergänzende Literatur:
S. Marinelli, Modelli diversi di Sebastiano Ricci, in: Sebastiano Ricci 1659-1734, Atti del Convegno Internazionale di Studi 14-15 dicembre 2009, hg. v. G. Pavanello, Venedig 2012, S. 69, Abb. 15

Wir danken Frau Dr. Annalisa Scarpa, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, Dezember 2011).

Das ungewöhnliche Format des vorliegenden Gemäldes mit der Darstellung des berühmten griechischen Arztes Dioscurides lässt annehmen, dass es ursprünglich Teil eines Dekorationsprogramms gewesen ist, wie es sich von venezianischen Apotheken wie Santa Fosca und Campo San Stin erhalten hat (heute im Museo di Ca’ Rezzonico, Venedig).

Es existiert ein weiteres Gemälde identischen Formats, höchstwahrscheinlich ein Pendant zum vorliegenden Werk, das ebenfalls einen antiken Arzt darstellt, nämlich Areios, der ein enger Freund Dioscurides’ war und dem dieser sein nach ihm benanntes Hauptwerk, Dioscurides, widmete. Das Gegenstück stammt jedoch von anderer Hand und wurde von Lucchese Antonio Arrigoni (ca. 1664–1730) zugeschrieben (siehe E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17).

Wie Enrico Lucchese datiert auch Annalisa Scarpa das vorliegende Werk um 1710, vor Sebastiano Riccis Abreise nach England, als der Künstler erfolgreich aus Florenz nach Venedig zurückgekehrt war und die Thronende Madonna mit Kind und Heiligen für die Kirche San Giorgio Maggiore malte und Aufträge für Santa Maria dei Carmini und die Sala dello Scrutinio im Dogenpalast erhielt.

Riccis Meisterschaft zeigt sich im vorliegenden Gemälde vor allem in der freien, flüssigen Pinselführung, im gekonnten Einsatz des Chiaroscuro und den spontanen, die Falten modellierenden Lichtreflexen. Durch zwei diagonale Schattenlinien schafft es der Künstler trotz des länglichen Formats, der Darstellung Tiefe zu verleihen. Der Kopftypus ist vergleichbar mit dem Hl. Antonius Abbas (Certosa di Vedana), dem Antonius aus der Versuchung des hl. Antonius (Louvre, Paris) sowie Darstellungen von Satyrn und Silenen aus diversen Bacchanalszenen. Interessant sind auch die Details, etwa das transparente Glasgefäß unbestimmten Inhalts, die Kräuter, die Dioscurides in der Hand hält, die Spitzen an den Ärmelrändern und der elegante barocke Sockel mit Inschrift.

Pedanios Dioscurides war ein römischer Militärarzt aus Anazarba in Kleinasien, der unter den Caesaren Claudius und Nero Dienst leistete. Auf seinen weiten Reisen von Nordafrika bis nach Gallien konnte er sich umfangreiches botanisches und medizinisches Wissen aneignen. So waren ihm auch indische und persische Arzneien bekannt. Sein umfangreiches Hauptwerk De materia medica („Über die Heilmittel“) behandelt in fünf Büchern pflanzliche und tierische Nahrungs- und Arzneimittel, Genussmittel wie Wein und Mineralien, aber auch die Magie. Insgesamt werden ca. 1.000 Arzneistoffe und fast das Fünffache an Anwendungen besprochen. Der sogenannte Dioscurides ist als eines der einflussreichsten Werke in der Geschichte der Medizin und Pharmakologie überhaupt zu betrachten. Erst das Aufkommen der organischen Chemie im 19. Jahrhundert verdrängte seine Nutzung auch aus der Alltagspraxis von Kräuterkunde, pharmazeutischer Herstellung und Anwendung.

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Literatur:
E. Lucchese, Sebastiano Ricci e dintorni, in: Studi di Storia dell’Arte, 21, 2010, S. 216/17

Wir danken Frau Dr. Annalisa Scarpa, die die Zuschreibung des vorliegende


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012