Lot Nr. 551


Simon Vouet (Paris 1590–1649)


Simon Vouet (Paris 1590–1649) - Alte Meister

Selbstporträt, Öl auf Leinwand, oval, 60 x 43,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Arnauld Brejon de Lavergnée und Professor Erich Schleier, die die Zuschreibung des vorliegenden Werks nach Prüfung des Originals unabhängig voneinander bestätigt haben.

Professor Arnauld Brejon de Lavergnée wird das Gemälde in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis des Künstlers aufnehmen.

Dieses bis dato unpublizierte Selbstporträt stellt eine wichtige Ergänzung im Oeuvre des Künstlers dar. Das Werk zeichnet sich durch eine freie, breite Pinselführung aus und steht einem weiteren frontal gegebenen Selbstporträt Vouets im Musée des Beaux-Arts in Lyon nahe, das um 1626/27 datiert wird (Abb.1). In beiden stellt sich Vouet in derselben von vorne gegebenen Pose dar, doch erscheint die Stirnlocke hier auf der rechten und auf dem Bild in Lyon auf der linken Seite. Die hell erleuchtete Stirn und die großen Augen mit schweren Lidern sind dieselben. Die voluminöse Halskrause der vorliegenden Fassung wurde auf dem Bild in Lyon durch einen flacheren Kragen ersetzt; bei beiden Versionen ist die übrige Kleidung nur sehr skizzenhaft wiedergegeben.

Brejon de Lavergnée datiert das vorliegende Werk um 1619, während Schleier eine etwas spätere Ausführung um 1623/24 vorgeschlagen hat. Beide ordnen damit unser Gemälde vor dem Selbstporträt in Lyon ein.

Vouet war ab 1614 in Rom tätig und stand während dieser Periode stark unter dem Einfluss Caravaggios. Dieser äußert sich im vorliegenden Werk deutlich in den dramatischen Helldunkelkontrasten und dem schlichten Hintergrund. Die spontane Komposition, zeichnet sich durch eine eingeschränkte Palette von Braun- und Weißtönen aus, wobei jeder Versuch einer dekorativen Bildgestaltung fehlt. Vouet stellt sich dar, wie er ist, ganz realistisch, und setzt dabei Licht und Schatten ein, um präzise zu modellieren und Ausdruckstärke zu erzielen.

In dieser Porträtstudie scheint Vouet zu experimentieren. Der markante, direkte Blick und der halb geöffnete Mund bringen eine Vielzahl von Gefühlen zum Ausdruck: Traurigkeit, Leidenschaft, und Qual, vielleicht auch Begeisterung darüber, ein so intimes portrait vivant geschaffen zu haben. Das Ergebnis ist eine innovative Momentaufnahme, die mit der Absicht entstanden ist, einen bestimmten Augenblick im Zeitablauf einzufangen.

In Rom wurde Vouet von der Familie Barberini gefördert und erhielt Unterstützung vom französischen Königshaus. Er machte sich schnell einen Ruf und erhielt zahlreiche Aufträge von Klerus und Adel, etwa von Cassiano dal Pozzo, Vincenzo Giustiniani, Paolo Giordano Orsini und der Familie Doria, die er porträtierte; sein Bildnis von Gian Carlo Doria befindet sich im Louvre in Paris. 1624 wurde Vouet zum Direktor der Accademia di San Luca gewählt und schien darauf eingestellt, seine Laufbahn in Italien zu beenden. 1627 ereilte ihn jedoch der Ruf des Königs, der einen Hofmaler brauchte, der imstande sein würde, die ehrgeizigen Projekte für die königlichen Schlösser zu realisieren. Vouet brachte eine bisher in Frankreich unbekannte italienische Formensprache mit, mit der er die französische Malerei belebte.

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 232.100,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Simon Vouet (Paris 1590–1649)


Selbstporträt, Öl auf Leinwand, oval, 60 x 43,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Professor Arnauld Brejon de Lavergnée und Professor Erich Schleier, die die Zuschreibung des vorliegenden Werks nach Prüfung des Originals unabhängig voneinander bestätigt haben.

Professor Arnauld Brejon de Lavergnée wird das Gemälde in sein in Vorbereitung befindliches Werkverzeichnis des Künstlers aufnehmen.

Dieses bis dato unpublizierte Selbstporträt stellt eine wichtige Ergänzung im Oeuvre des Künstlers dar. Das Werk zeichnet sich durch eine freie, breite Pinselführung aus und steht einem weiteren frontal gegebenen Selbstporträt Vouets im Musée des Beaux-Arts in Lyon nahe, das um 1626/27 datiert wird (Abb.1). In beiden stellt sich Vouet in derselben von vorne gegebenen Pose dar, doch erscheint die Stirnlocke hier auf der rechten und auf dem Bild in Lyon auf der linken Seite. Die hell erleuchtete Stirn und die großen Augen mit schweren Lidern sind dieselben. Die voluminöse Halskrause der vorliegenden Fassung wurde auf dem Bild in Lyon durch einen flacheren Kragen ersetzt; bei beiden Versionen ist die übrige Kleidung nur sehr skizzenhaft wiedergegeben.

Brejon de Lavergnée datiert das vorliegende Werk um 1619, während Schleier eine etwas spätere Ausführung um 1623/24 vorgeschlagen hat. Beide ordnen damit unser Gemälde vor dem Selbstporträt in Lyon ein.

Vouet war ab 1614 in Rom tätig und stand während dieser Periode stark unter dem Einfluss Caravaggios. Dieser äußert sich im vorliegenden Werk deutlich in den dramatischen Helldunkelkontrasten und dem schlichten Hintergrund. Die spontane Komposition, zeichnet sich durch eine eingeschränkte Palette von Braun- und Weißtönen aus, wobei jeder Versuch einer dekorativen Bildgestaltung fehlt. Vouet stellt sich dar, wie er ist, ganz realistisch, und setzt dabei Licht und Schatten ein, um präzise zu modellieren und Ausdruckstärke zu erzielen.

In dieser Porträtstudie scheint Vouet zu experimentieren. Der markante, direkte Blick und der halb geöffnete Mund bringen eine Vielzahl von Gefühlen zum Ausdruck: Traurigkeit, Leidenschaft, und Qual, vielleicht auch Begeisterung darüber, ein so intimes portrait vivant geschaffen zu haben. Das Ergebnis ist eine innovative Momentaufnahme, die mit der Absicht entstanden ist, einen bestimmten Augenblick im Zeitablauf einzufangen.

In Rom wurde Vouet von der Familie Barberini gefördert und erhielt Unterstützung vom französischen Königshaus. Er machte sich schnell einen Ruf und erhielt zahlreiche Aufträge von Klerus und Adel, etwa von Cassiano dal Pozzo, Vincenzo Giustiniani, Paolo Giordano Orsini und der Familie Doria, die er porträtierte; sein Bildnis von Gian Carlo Doria befindet sich im Louvre in Paris. 1624 wurde Vouet zum Direktor der Accademia di San Luca gewählt und schien darauf eingestellt, seine Laufbahn in Italien zu beenden. 1627 ereilte ihn jedoch der Ruf des Königs, der einen Hofmaler brauchte, der imstande sein würde, die ehrgeizigen Projekte für die königlichen Schlösser zu realisieren. Vouet brachte eine bisher in Frankreich unbekannte italienische Formensprache mit, mit der er die französische Malerei belebte.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.