Lot Nr. 537


Adriaen Pietersz. van de Venne (Delft 1589–1662 Den Haag)


Adriaen Pietersz. van de Venne (Delft 1589–1662 Den Haag) - Alte Meister

Blick auf den Coudenberg-Palast in Brüssel mit dem Park, im Hintergrund die tiefer gelegene Stadt mit dem Rathaus; Landschaft mit einem am Wasser gelegenen Landsitz, im Hintergrund eine Stadt, die anhand des Kirchturms, der dem der Sint Rombout-Kathedrale ähnelt, möglicherweise als Mecheln identifiziert werden könnte, Öl auf Kupfer, je 15 x 22 cm, gerahmt (2)

Gutachten: Dr. Ursula Härting, Hamm (2011).

Provenienz:
Bedeutende belgische Privatsammlung.

Frau Dr. Härting schreibt in ihrem Gutachten: “Die beiden unsignierten Ansichten auf Kupfer... halte ich für frühe Bildchen des überaus vielseitigen Adriaen Pietersz. van de Venne, die vermutlich zwischen 1610 und 1615 entstanden. Es sind höchst wenige Ansichten, zudem keine so frühen gemalten Ansichten des Brüsseler Palais erhalten. Bei dieser Ansicht des Brüsseler Palais Coudenberg handelt es sich, unabhängig von jeder Zuschreibung an einen Autor, um ein rares, faszinierendes Dokument. Adriaen van de Venne, ein vorzüglicher Zeichner und Maler und zugleich Poet, ist im Jahr 1607 in Antwerpen nachweisbar und zwischen 1614 und 1624 in Middelburg ansässig, bevor er 1625 nach Den Haag zog. Wo er die Zeit zwischen 1607 und 1614 verbrachte, wissen wir nicht. Den beiden Täfelchen ähnliche, datierte oder ihm sicher zuzuschreibende frühe Bilder aus diesem Zeitraum fehlen.... Mehrere ebensolch kleinformatige Kupfertafeln mit aristokratischen Gesellschaften vor Kastellen blieben von Van de Venne erhalten. Zwei herausragende Beispiele solch eleganter Gesellschaften von Van de Venne in Brueghelscher Manier aus dem Jahr 1619 verwahrt das J. Paul Getty Museum. Da man links in der Ansicht des ‘Brüsseler Palais’ den um ein zweites Geschoss erweiterten Galeriebau sieht, ergibt sich für dieses Bild die Datierung 1610 als terminuspost-quem...”.

Auf dem über der Stadt Brüssel gelegenen Coudenberg-Hügel stand vom 12. bis zur Zerstörung im 18. Jahrhundert eine befestigte Schlossanlage, die erst den Grafen von Löwen, dann den Herzögen von Brabant, den Herzögen von Burgund und schließlich den Habsburgern als Residenz diente. In der ‘Aula Magna’ des Palastes wurde der junge spätere Kaiser Karl V. 1515 für mündig erklärt. Vierzig Jahre später verzichtete er am gleichen Ort zugunsten seines Sohnes Philipp auf den spanischen Thron und in der Folge auch auf die Kaiserwürde. Unter Karl V. wurde der Palast erweitert und ausgebaut. Im Gedenken an seine Eltern ließ der Kaiser die ‘Grande Chapelle’ im Stil der Spätgotik errichten. Hier wurde der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies aufbewahrt. Das Statthalterpaar Albrecht VII. von Österreich und Isabella Clara Eugenia von Spanien ließ im 17. Jahrhundert den Palast restaurieren und seine Gärten erweitern. An diesen Projekten waren auch Künstler wie Jan Brueghel d. Ä. und Peter Paul Rubens beteiligt. Ab 1724 residierte die Statthalterin Erzherzogin Maria Elisabeth von Österreich, eine Schwester Kaiser Karls VI., im Coudenberg-Palast. In der Nacht vom 03. auf den 04. Februar 1731 brach in ihrem Privatappartement ein Feuer aus, das den Palast nahezu vollständig zerstörte. Die einst in Europa berühmte Pracht war dahin. Die Ruinen wurden aus Geldmangel erst 1774 unter dem Statthalter Herzog Karl Alexander von Lothringen beseitigt. An ihrer Stelle entstand der Königliche Platz, heute umgeben von klassizistischen Gebäuden. Mit dem hier vorliegenden Gemälde Adriaen van de Vennes konnte eine der seltenen Darstellungen des verlorenen Coudenberg-Palastes wiedergefunden werden. Die hier vorliegenden Gemälde gehören zu den seltenen von Jan Brueghel d. Ä. inspirierten Landschaftsbildern Adriaen van de Vennes.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 85.000,- bis EUR 95.000,-

Adriaen Pietersz. van de Venne (Delft 1589–1662 Den Haag)


Blick auf den Coudenberg-Palast in Brüssel mit dem Park, im Hintergrund die tiefer gelegene Stadt mit dem Rathaus; Landschaft mit einem am Wasser gelegenen Landsitz, im Hintergrund eine Stadt, die anhand des Kirchturms, der dem der Sint Rombout-Kathedrale ähnelt, möglicherweise als Mecheln identifiziert werden könnte, Öl auf Kupfer, je 15 x 22 cm, gerahmt (2)

Gutachten: Dr. Ursula Härting, Hamm (2011).

Provenienz:
Bedeutende belgische Privatsammlung.

Frau Dr. Härting schreibt in ihrem Gutachten: “Die beiden unsignierten Ansichten auf Kupfer... halte ich für frühe Bildchen des überaus vielseitigen Adriaen Pietersz. van de Venne, die vermutlich zwischen 1610 und 1615 entstanden. Es sind höchst wenige Ansichten, zudem keine so frühen gemalten Ansichten des Brüsseler Palais erhalten. Bei dieser Ansicht des Brüsseler Palais Coudenberg handelt es sich, unabhängig von jeder Zuschreibung an einen Autor, um ein rares, faszinierendes Dokument. Adriaen van de Venne, ein vorzüglicher Zeichner und Maler und zugleich Poet, ist im Jahr 1607 in Antwerpen nachweisbar und zwischen 1614 und 1624 in Middelburg ansässig, bevor er 1625 nach Den Haag zog. Wo er die Zeit zwischen 1607 und 1614 verbrachte, wissen wir nicht. Den beiden Täfelchen ähnliche, datierte oder ihm sicher zuzuschreibende frühe Bilder aus diesem Zeitraum fehlen.... Mehrere ebensolch kleinformatige Kupfertafeln mit aristokratischen Gesellschaften vor Kastellen blieben von Van de Venne erhalten. Zwei herausragende Beispiele solch eleganter Gesellschaften von Van de Venne in Brueghelscher Manier aus dem Jahr 1619 verwahrt das J. Paul Getty Museum. Da man links in der Ansicht des ‘Brüsseler Palais’ den um ein zweites Geschoss erweiterten Galeriebau sieht, ergibt sich für dieses Bild die Datierung 1610 als terminuspost-quem...”.

Auf dem über der Stadt Brüssel gelegenen Coudenberg-Hügel stand vom 12. bis zur Zerstörung im 18. Jahrhundert eine befestigte Schlossanlage, die erst den Grafen von Löwen, dann den Herzögen von Brabant, den Herzögen von Burgund und schließlich den Habsburgern als Residenz diente. In der ‘Aula Magna’ des Palastes wurde der junge spätere Kaiser Karl V. 1515 für mündig erklärt. Vierzig Jahre später verzichtete er am gleichen Ort zugunsten seines Sohnes Philipp auf den spanischen Thron und in der Folge auch auf die Kaiserwürde. Unter Karl V. wurde der Palast erweitert und ausgebaut. Im Gedenken an seine Eltern ließ der Kaiser die ‘Grande Chapelle’ im Stil der Spätgotik errichten. Hier wurde der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies aufbewahrt. Das Statthalterpaar Albrecht VII. von Österreich und Isabella Clara Eugenia von Spanien ließ im 17. Jahrhundert den Palast restaurieren und seine Gärten erweitern. An diesen Projekten waren auch Künstler wie Jan Brueghel d. Ä. und Peter Paul Rubens beteiligt. Ab 1724 residierte die Statthalterin Erzherzogin Maria Elisabeth von Österreich, eine Schwester Kaiser Karls VI., im Coudenberg-Palast. In der Nacht vom 03. auf den 04. Februar 1731 brach in ihrem Privatappartement ein Feuer aus, das den Palast nahezu vollständig zerstörte. Die einst in Europa berühmte Pracht war dahin. Die Ruinen wurden aus Geldmangel erst 1774 unter dem Statthalter Herzog Karl Alexander von Lothringen beseitigt. An ihrer Stelle entstand der Königliche Platz, heute umgeben von klassizistischen Gebäuden. Mit dem hier vorliegenden Gemälde Adriaen van de Vennes konnte eine der seltenen Darstellungen des verlorenen Coudenberg-Palastes wiedergefunden werden. Die hier vorliegenden Gemälde gehören zu den seltenen von Jan Brueghel d. Ä. inspirierten Landschaftsbildern Adriaen van de Vennes.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012