Lot Nr. 536


Niccolò dell'Abate (Modena ca. 1510 – 1571 Fontainebleau)


Niccolò dell'Abate (Modena ca. 1510 – 1571 Fontainebleau) - Alte Meister

Venus und Amor in einer Landschaft, rückseitig von alter Hand beschriftetes Etikett “Attribué au Primaticcio (Le Primatice)/ 1504 – 1570” Öl auf Holz, 32,8 x 69 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, 12. Juli 2012).
Wir danken Herrn Prof. Claudio Strinati, der nach Untersuchung des Gemäldes im Original die Zuschreibung unabhängig bestätigte (schriftliche Mitteilung).

Die vorliegende Komposition mit einer liegenden Venus in einer idyllischen Landschaft sowie der sinnliche schlanke Körper sind typisch für die frühe Schule von Fontainebleau – jene Gruppe von Künstlern, die mit der Ausstattung des prächtigen königlichen Schlosses von Fontainebleau beauftragt waren. Im Jahr 1531 wurde der Florentiner Künstler Rosso Fiorentino von Franz I. aus dem Haus Valois eingeladen, im Schloss ein umfangreiches Dekorationsprogramm in Angriff zu nehmen. 1532 gesellte sich Francesco Primaticcio aus Bologna zu ihm. Auf Primaticcios Empfehlung hin erging die Einladung auch an Nicolò dell’Abbate aus Modena, den der Sohn Franz I., Heinrich II., nach Frankreich holte.

Das vorliegende Gemälde war traditionell Francesco Primaticcio (Bologna 1504/05 – Paris 1570) zugeschrieben, was durch eine Bezeichnung auf der Rückseite der Tafel belegt wird. Diese traditionelle Zuschreibung ist deshalb von Bedeutung, weil Primaticcio Seite an Seite mit Nicolò dell’Abate in Fontainebleau arbeitete und zu dessen unmittelbarem künstlerischem Umkreis gehörte. Laut Fadda steht jedoch das vorliegende Gemälde Primaticcios intellektueller Malweise nicht nahe, während sich der für Dell’Abate typische malerische Stil, der sich durch klare, schimmernde Farben und Rottöne im Inkarnat auszeichnet, im vorliegenden Bild, von dem eine große Lebendigkeit ausgeht, feststellen lässt. Einige Elemente entlehnte der Künstler bei Parmigianino, mit dem er sich in seiner Jugend und während seines Aufenthalts in Bologna intensiv auseinandergesetzt hatte.

Wie Fadda ausführt, gibt es in Bezug auf Gesicht und Haartracht der weiblichen Gestalt – etwa im kleinen von Locken gesäumten Kopf – sowie hinsichtlich des Gegensatzes zwischen ihrer Sinnlichkeit einerseits und der durch ihren Ausdruck vermittelten Scheu andererseits – große Ähnlichkeiten zu anderen Werken Nicolò Dell’Abates. Im Typus entspricht die Frauengestalt jener in Amor und Psyche (Detroit, Institute of Arts), das ebenfalls aus Nicolòs Reifezeit datiert, aber auch der jungen Frau einer mit Mezzana betitelten Zeichnung (München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. 2250). Der Schnitt der Kleider lässt diese Arbeit auf Papier in die Zeit Karl IX., die letzte Schaffensphase des Künstlers, einordnen. Darüber hinaus ist das Gemälde mit einer Reihe von Zeichnungen im Louvre mit Darstellungen von olympischen Gottheiten und Allegorien vergleichbar (ehem. Sammlung Jabach, Inv. 5848, 5850–5853, 5858, 5874–5876, 5887r). Silvie Béguin hat diese Blätter in die 1570er-Jahre datiert (siehe S. Béguin, „Maestri Emiliani del secondo Cinquecento“, in: Biblioteca di Disegni, Nr. XII, Florenz 1979, S. 23; G. Kazerouni, Nicolò dell’Abate. Storie dipinte nella pittura del Cinquecento tra Modena e Fontainebleau, Ausst. Kat. (Modena, Foro Boario), Mailand 2005, S. 441, Nr. 231).

Am überzeugendsten ist das Gemälde ikonografisch wie stilistisch mit der Zeichnung einer Fanciulla seminuda distesa (Paris, Louvre, Inv. 5893) vergleichbar. Es wird angenommen, dass dieses Blatt mit dem verlorenen Fresko im Kryptoportikus des Hôtel du Faur, genannt Torpanne (Paris), in Zusammenhang steht, das nur durch gezeichnete Kopien von Theodor Van Thulden bekannt ist (Brüssel, Bibliothèque Royale, siehe S. Béguin und B. Bessard, „L‘Hôtel du Faur, dit Torpanne“, in: Revue de l’Art, Nr. 1-2, 1968, S. 39–56.). Aufgrund stilistischer Eigenheiten kann die Zeichnung zwischen 1567 und 1571 datiert werden, was sich auch mit der Datierung der vorliegenden Tafel decken würde.

Das vorliegende Werk mit Venus und Amor ist eines der seltenen Beispiele für Nicolò dell’Abates Spätwerk und eines der wenigen heute bekannten unabhängigen Auftragswerke des Meisters aus jener Zeit.

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, 12. Juli 2012).

Die vor

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 49.900,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Niccolò dell'Abate (Modena ca. 1510 – 1571 Fontainebleau)


Venus und Amor in einer Landschaft, rückseitig von alter Hand beschriftetes Etikett “Attribué au Primaticcio (Le Primatice)/ 1504 – 1570” Öl auf Holz, 32,8 x 69 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, 12. Juli 2012).
Wir danken Herrn Prof. Claudio Strinati, der nach Untersuchung des Gemäldes im Original die Zuschreibung unabhängig bestätigte (schriftliche Mitteilung).

Die vorliegende Komposition mit einer liegenden Venus in einer idyllischen Landschaft sowie der sinnliche schlanke Körper sind typisch für die frühe Schule von Fontainebleau – jene Gruppe von Künstlern, die mit der Ausstattung des prächtigen königlichen Schlosses von Fontainebleau beauftragt waren. Im Jahr 1531 wurde der Florentiner Künstler Rosso Fiorentino von Franz I. aus dem Haus Valois eingeladen, im Schloss ein umfangreiches Dekorationsprogramm in Angriff zu nehmen. 1532 gesellte sich Francesco Primaticcio aus Bologna zu ihm. Auf Primaticcios Empfehlung hin erging die Einladung auch an Nicolò dell’Abbate aus Modena, den der Sohn Franz I., Heinrich II., nach Frankreich holte.

Das vorliegende Gemälde war traditionell Francesco Primaticcio (Bologna 1504/05 – Paris 1570) zugeschrieben, was durch eine Bezeichnung auf der Rückseite der Tafel belegt wird. Diese traditionelle Zuschreibung ist deshalb von Bedeutung, weil Primaticcio Seite an Seite mit Nicolò dell’Abate in Fontainebleau arbeitete und zu dessen unmittelbarem künstlerischem Umkreis gehörte. Laut Fadda steht jedoch das vorliegende Gemälde Primaticcios intellektueller Malweise nicht nahe, während sich der für Dell’Abate typische malerische Stil, der sich durch klare, schimmernde Farben und Rottöne im Inkarnat auszeichnet, im vorliegenden Bild, von dem eine große Lebendigkeit ausgeht, feststellen lässt. Einige Elemente entlehnte der Künstler bei Parmigianino, mit dem er sich in seiner Jugend und während seines Aufenthalts in Bologna intensiv auseinandergesetzt hatte.

Wie Fadda ausführt, gibt es in Bezug auf Gesicht und Haartracht der weiblichen Gestalt – etwa im kleinen von Locken gesäumten Kopf – sowie hinsichtlich des Gegensatzes zwischen ihrer Sinnlichkeit einerseits und der durch ihren Ausdruck vermittelten Scheu andererseits – große Ähnlichkeiten zu anderen Werken Nicolò Dell’Abates. Im Typus entspricht die Frauengestalt jener in Amor und Psyche (Detroit, Institute of Arts), das ebenfalls aus Nicolòs Reifezeit datiert, aber auch der jungen Frau einer mit Mezzana betitelten Zeichnung (München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv. 2250). Der Schnitt der Kleider lässt diese Arbeit auf Papier in die Zeit Karl IX., die letzte Schaffensphase des Künstlers, einordnen. Darüber hinaus ist das Gemälde mit einer Reihe von Zeichnungen im Louvre mit Darstellungen von olympischen Gottheiten und Allegorien vergleichbar (ehem. Sammlung Jabach, Inv. 5848, 5850–5853, 5858, 5874–5876, 5887r). Silvie Béguin hat diese Blätter in die 1570er-Jahre datiert (siehe S. Béguin, „Maestri Emiliani del secondo Cinquecento“, in: Biblioteca di Disegni, Nr. XII, Florenz 1979, S. 23; G. Kazerouni, Nicolò dell’Abate. Storie dipinte nella pittura del Cinquecento tra Modena e Fontainebleau, Ausst. Kat. (Modena, Foro Boario), Mailand 2005, S. 441, Nr. 231).

Am überzeugendsten ist das Gemälde ikonografisch wie stilistisch mit der Zeichnung einer Fanciulla seminuda distesa (Paris, Louvre, Inv. 5893) vergleichbar. Es wird angenommen, dass dieses Blatt mit dem verlorenen Fresko im Kryptoportikus des Hôtel du Faur, genannt Torpanne (Paris), in Zusammenhang steht, das nur durch gezeichnete Kopien von Theodor Van Thulden bekannt ist (Brüssel, Bibliothèque Royale, siehe S. Béguin und B. Bessard, „L‘Hôtel du Faur, dit Torpanne“, in: Revue de l’Art, Nr. 1-2, 1968, S. 39–56.). Aufgrund stilistischer Eigenheiten kann die Zeichnung zwischen 1567 und 1571 datiert werden, was sich auch mit der Datierung der vorliegenden Tafel decken würde.

Das vorliegende Werk mit Venus und Amor ist eines der seltenen Beispiele für Nicolò dell’Abates Spätwerk und eines der wenigen heute bekannten unabhängigen Auftragswerke des Meisters aus jener Zeit.

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieses Loses.

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Frau Prof. Elisabetta Fadda, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, 12. Juli 2012).

Die vor


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.