Hendrick ter Brugghen (Deventer 1588–1629 Utrecht) und Werkstatt
Ein Violinspieler mit einem Weinglas, Öl auf Leinwand, 101 x 86,4 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Prof. Franz Naager, München (bis 1942);
Eugen Brüschwiler, München;
Parteikanzlei der NSDAP, München, über Martin Bormann, (1943);
Depot Altaussee (1945);
Central Collecting Point, München (1945, Mü-Nr. 4817);
Übergabe an den Bayerischen Ministerpräsidenten;
Überweisung an die Staatsgemäldesammlungen, München (Inv. Nr. 12499);
1966 von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen an W. Kelberer, Zürich, verkauft;
Julius H. Weitzner, London (1973);
Richard Herner, London;
Galerie Colnaghi, London (1974);
Coll. Dino Fabbri, Paris-Zürich;
Auktion Sotheby’s, London, 01.11.1978, Lot 64;
Coll. Stanley Moss, Riverdale, New York (1989);
Galerie Harari & Johns Ltd., London (1990);
Galerie André Gombert, Paris (1997);
Coll. Wendy Pagan, Florida (2005).
Literatur:
E. Buchner, Alte Pinakothek München, Kurzes Verzeichnis der Bilder, München 1957, S. 100;
B. Nicholson, “Second Thoughts about Terbrugghen”, in: The Burlington Magazine, CII, 1960, pp. 466ff., fig. 2 (als “Follower of Terbrugghen”);
Ders., “Terbrugghen since 1960”, in: Album Amicorum J. G. van Gelder, Den Haag 1973, p. 241 (als eigenhändige Wiederholung);
Ders., The International Caravaggesque Movement, Oxford 1979, p. 100 (als eigenhändige Version); L. J. Slatkes and W. Franits, The Paintings of Hendrick Ter Brugghen, Catalogue Raisonné, Syracuse 2007, p. 205, n. TW9, Pl. 82a (als “ter Brugghen and workshop”).
Dort heißt es: “A number of small pentimenti - really more like adjustments – throughout the canvas and a relatively paint surface, indicate that this version is at least partially by Terbrugghen’s hand, although with some participation by his workshop. In this version, the canvas has been reduced slightly on the left and right sides so that scroll at the top of the violin touches the left edge and reducing the amount of brown drapery of the cloak on the right. At the bottom, the two folds in the drapery in the prime version are no longer to be seen and the instrument almost rests on the lower edge of the canvas”.
Der in Deventer als Sohn einer wohlhabenden Familie geborene ter Brugghen ging nach einer vermuteten Lehrzeit bei Abraham Bloemaert in Utrecht nach Rom, wo er seine Ausbildung fortsetzte und sich intensiv mit den Werken Caravaggios auseinandersetzte. Nach seiner Rückkehr in den Norden spezialisierte er sich in den 1620er Jahren auf die Darstellung halbfiguriger Räuber und Musikanten. Mit diesem Genre entwickelte er eine große künstlerische Originalität und übertraf damit die Werke seiner Utrechter Zeitgenossen. Die hier vorliegende um 1626 entstandene Darstellung eines betrunkenen Violinisten präsentiert sich als eine von ter Brugghens stärksten und energiegeladensten Kompositionen. Typologisch folgte er dem 1623 gemalten “Fröhlichen Fiedler” Gerrit van Honthorsts, der für die Utrechter Schule eine deutliche Vorbildfunktion innehatte. Utrechter Maler wie ter Brugghen und Dirck van Baburen folgten dem Beispiel Honthorsts. Als Vergleich sei ter Brugghens “Singender Lautenspieler” in der Staatsgalerie, Stuttgart, genannt, der das selbe Modell zeigt. Die Komposition des hier vorliegenden Gemäldes steht in enger Verbindung zu einem um 1626 entstandenen verlorenen Prototyp ter Brugghens, welcher durch einen Nachstich von Jacob Matham bekannt ist. Eine weitere Fassung mit Resten einer Signatur und der Datierung 1627 aus der Sammlung Koelliker, Mailand, wurde am 03.12.2008 bei Sotheby’s, London, als Lot 29 versteigert.
Walther Bernt schreibt über ter Brugghen: “Bedeutender holländischer Maler der Utrechter, von Caravaggio beeinflußten Manieristen.... Die weiche Malerei und ein spielendes, flimmerndes Licht lassen Vermeer van Delft vorausahnen.... Die anderen Utrechter Manieristen Gerard van Honthorst, Jan van Bylert und Dirck van Baburen werden von ihm übertroffen…“.
Experte: Dr. Alexander Strasoldo
Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
17.10.2012 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-
Hendrick ter Brugghen (Deventer 1588–1629 Utrecht) und Werkstatt
Ein Violinspieler mit einem Weinglas, Öl auf Leinwand, 101 x 86,4 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Prof. Franz Naager, München (bis 1942);
Eugen Brüschwiler, München;
Parteikanzlei der NSDAP, München, über Martin Bormann, (1943);
Depot Altaussee (1945);
Central Collecting Point, München (1945, Mü-Nr. 4817);
Übergabe an den Bayerischen Ministerpräsidenten;
Überweisung an die Staatsgemäldesammlungen, München (Inv. Nr. 12499);
1966 von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen an W. Kelberer, Zürich, verkauft;
Julius H. Weitzner, London (1973);
Richard Herner, London;
Galerie Colnaghi, London (1974);
Coll. Dino Fabbri, Paris-Zürich;
Auktion Sotheby’s, London, 01.11.1978, Lot 64;
Coll. Stanley Moss, Riverdale, New York (1989);
Galerie Harari & Johns Ltd., London (1990);
Galerie André Gombert, Paris (1997);
Coll. Wendy Pagan, Florida (2005).
Literatur:
E. Buchner, Alte Pinakothek München, Kurzes Verzeichnis der Bilder, München 1957, S. 100;
B. Nicholson, “Second Thoughts about Terbrugghen”, in: The Burlington Magazine, CII, 1960, pp. 466ff., fig. 2 (als “Follower of Terbrugghen”);
Ders., “Terbrugghen since 1960”, in: Album Amicorum J. G. van Gelder, Den Haag 1973, p. 241 (als eigenhändige Wiederholung);
Ders., The International Caravaggesque Movement, Oxford 1979, p. 100 (als eigenhändige Version); L. J. Slatkes and W. Franits, The Paintings of Hendrick Ter Brugghen, Catalogue Raisonné, Syracuse 2007, p. 205, n. TW9, Pl. 82a (als “ter Brugghen and workshop”).
Dort heißt es: “A number of small pentimenti - really more like adjustments – throughout the canvas and a relatively paint surface, indicate that this version is at least partially by Terbrugghen’s hand, although with some participation by his workshop. In this version, the canvas has been reduced slightly on the left and right sides so that scroll at the top of the violin touches the left edge and reducing the amount of brown drapery of the cloak on the right. At the bottom, the two folds in the drapery in the prime version are no longer to be seen and the instrument almost rests on the lower edge of the canvas”.
Der in Deventer als Sohn einer wohlhabenden Familie geborene ter Brugghen ging nach einer vermuteten Lehrzeit bei Abraham Bloemaert in Utrecht nach Rom, wo er seine Ausbildung fortsetzte und sich intensiv mit den Werken Caravaggios auseinandersetzte. Nach seiner Rückkehr in den Norden spezialisierte er sich in den 1620er Jahren auf die Darstellung halbfiguriger Räuber und Musikanten. Mit diesem Genre entwickelte er eine große künstlerische Originalität und übertraf damit die Werke seiner Utrechter Zeitgenossen. Die hier vorliegende um 1626 entstandene Darstellung eines betrunkenen Violinisten präsentiert sich als eine von ter Brugghens stärksten und energiegeladensten Kompositionen. Typologisch folgte er dem 1623 gemalten “Fröhlichen Fiedler” Gerrit van Honthorsts, der für die Utrechter Schule eine deutliche Vorbildfunktion innehatte. Utrechter Maler wie ter Brugghen und Dirck van Baburen folgten dem Beispiel Honthorsts. Als Vergleich sei ter Brugghens “Singender Lautenspieler” in der Staatsgalerie, Stuttgart, genannt, der das selbe Modell zeigt. Die Komposition des hier vorliegenden Gemäldes steht in enger Verbindung zu einem um 1626 entstandenen verlorenen Prototyp ter Brugghens, welcher durch einen Nachstich von Jacob Matham bekannt ist. Eine weitere Fassung mit Resten einer Signatur und der Datierung 1627 aus der Sammlung Koelliker, Mailand, wurde am 03.12.2008 bei Sotheby’s, London, als Lot 29 versteigert.
Walther Bernt schreibt über ter Brugghen: “Bedeutender holländischer Maler der Utrechter, von Caravaggio beeinflußten Manieristen.... Die weiche Malerei und ein spielendes, flimmerndes Licht lassen Vermeer van Delft vorausahnen.... Die anderen Utrechter Manieristen Gerard van Honthorst, Jan van Bylert und Dirck van Baburen werden von ihm übertroffen…“.
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Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 17.10.2012 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 06.10. - 17.10.2012 |