Lot Nr. 528


Lucas Cranach d. Ä. (Kronach 1472–1553 Wittenberg) Umkreis


Lucas Cranach d. Ä. (Kronach 1472–1553 Wittenberg) Umkreis - Alte Meister

Die biblische Judith als Renaissancefürstin, Öl auf Holz, 62 x 52,5 cm, in einem wohl toskanischen zeitgenössischen Ädikularahmen

Provenienz:
Europäische Privatsammlung.

Literatur:
Kat. “Dürer Van Dyck Warhol - Das inszenierte Porträt seit 1300”, Petersberg 2006, S. 96.

Ausgestellt:
“Dürer Van Dyck Warhol - Das inszenierte Porträt seit 1300”, Überlingen 2006, Nr. II.1.

Im Katalog zu der Überlinger Ausstellung, in der das hier vorliegende Gemälde als Werk von Lucas Cranach d. Ä. und seiner Werkstatt präsentiert wurde, heißt es zu dem Bild: “Diese weibliche Allegorie führt vor Augen, dass das Klischee der Femme Fatale schon in der Renaissance Geltung besaß, damals üblicherweise unter dem Begriff ‘Weiberlist’. Eine opulent geschmückte und luxuriös gekleidete Dame wirft dem Betrachter einen verführerischen Blick zu. In ihrer zeitgenössischen, auffallend modischen Kleidung ähnelt sie den Porträts, die Cranach von der sächsischen Herzogin Sibylle von Cleve schuf. Insofern ist nicht ganz auszuschließen, dass es sich hier um ein Rollenporträt der Herzogin als tugendhafte Judith handeln könnte. Allerdings weist die hier abgebildete Physiognomie deutliche Unterschiede zu den gesicherten Porträts der Herzogin auf. Das hier vorgestellte Tafelbild steht motivisch der Cranachschen ‘Judith’ in Aschaffenburg am nächsten. Das Gemälde ist unten stark beschnitten. Ursprünglich präsentierte die weibliche Schönheit dem Betrachter ein abgeschlagenes Haupt; das verlorene Fragment tauchte zwischenzeitlich auf dem Kunstmarkt wieder auf. Somit ist die Dargestellte als biblische Gestalt zu identifizieren - als Judith oder Salome. Möglicherweise lässt der Maler hier bewusst offen, ob der Betrachter in der Schönen das Tugendvorbild Judith oder aber die niederträchtige Salome erkennen möchte. Ob sie nun Judith oder Salome verkörpert - in jedem Fall reflektiert das Bild beziehungs- und listenreich über die Wirkmacht weiblicher Verführungskunst. Damit steht das Bild in der Tradition der Allegorien über die ‘Weiberlist’ wie etwa die Legende von Aristoteles und Phyllis.

Leo Cremer, früherer wissenschaftlicher Konservator für die Abteilung niederländischer Malerei an der Alten Pinakothek München, hielt das Gemälde in einer Expertise aus dem Jahr 1971 für eine wohl eigenhändige Arbeit Lucas Cranachs des Älteren. Aus heutiger Sicht ist zu vermuten, dass der Werkstattanteil an diesem Tafelbild größer sein dürfte als die ältere Cranach-Forschung annahm...”.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.10.2012 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 99.500,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Lucas Cranach d. Ä. (Kronach 1472–1553 Wittenberg) Umkreis


Die biblische Judith als Renaissancefürstin, Öl auf Holz, 62 x 52,5 cm, in einem wohl toskanischen zeitgenössischen Ädikularahmen

Provenienz:
Europäische Privatsammlung.

Literatur:
Kat. “Dürer Van Dyck Warhol - Das inszenierte Porträt seit 1300”, Petersberg 2006, S. 96.

Ausgestellt:
“Dürer Van Dyck Warhol - Das inszenierte Porträt seit 1300”, Überlingen 2006, Nr. II.1.

Im Katalog zu der Überlinger Ausstellung, in der das hier vorliegende Gemälde als Werk von Lucas Cranach d. Ä. und seiner Werkstatt präsentiert wurde, heißt es zu dem Bild: “Diese weibliche Allegorie führt vor Augen, dass das Klischee der Femme Fatale schon in der Renaissance Geltung besaß, damals üblicherweise unter dem Begriff ‘Weiberlist’. Eine opulent geschmückte und luxuriös gekleidete Dame wirft dem Betrachter einen verführerischen Blick zu. In ihrer zeitgenössischen, auffallend modischen Kleidung ähnelt sie den Porträts, die Cranach von der sächsischen Herzogin Sibylle von Cleve schuf. Insofern ist nicht ganz auszuschließen, dass es sich hier um ein Rollenporträt der Herzogin als tugendhafte Judith handeln könnte. Allerdings weist die hier abgebildete Physiognomie deutliche Unterschiede zu den gesicherten Porträts der Herzogin auf. Das hier vorgestellte Tafelbild steht motivisch der Cranachschen ‘Judith’ in Aschaffenburg am nächsten. Das Gemälde ist unten stark beschnitten. Ursprünglich präsentierte die weibliche Schönheit dem Betrachter ein abgeschlagenes Haupt; das verlorene Fragment tauchte zwischenzeitlich auf dem Kunstmarkt wieder auf. Somit ist die Dargestellte als biblische Gestalt zu identifizieren - als Judith oder Salome. Möglicherweise lässt der Maler hier bewusst offen, ob der Betrachter in der Schönen das Tugendvorbild Judith oder aber die niederträchtige Salome erkennen möchte. Ob sie nun Judith oder Salome verkörpert - in jedem Fall reflektiert das Bild beziehungs- und listenreich über die Wirkmacht weiblicher Verführungskunst. Damit steht das Bild in der Tradition der Allegorien über die ‘Weiberlist’ wie etwa die Legende von Aristoteles und Phyllis.

Leo Cremer, früherer wissenschaftlicher Konservator für die Abteilung niederländischer Malerei an der Alten Pinakothek München, hielt das Gemälde in einer Expertise aus dem Jahr 1971 für eine wohl eigenhändige Arbeit Lucas Cranachs des Älteren. Aus heutiger Sicht ist zu vermuten, dass der Werkstattanteil an diesem Tafelbild größer sein dürfte als die ältere Cranach-Forschung annahm...”.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 17.10.2012


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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