Lot Nr. 108


Daniel Seiter


Daniel Seiter - Alte Meister

(Wien 1649–1705 Turin)
Die Trunkenheit Noahs,
Öl auf Leinwand, 100 x 164 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Ambrogio Riva (1799–1881), Turin;
im Erbgang an den heutigen Besitzer

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um einen noch unbekannten Neuzugang zum Werkkatalog Daniel Seiters. Daniele Benati zufolge ist das Bild gegen das Ende des 17. Jahrhunderts zu datieren.

In der lang in einer kargen Landschaft hingestreckten Gestalt des Noah mit den Trauben im Vordergrund als dem einzigen ikonografischen Hinweis offenbart sich Seiters Fähigkeit als Zeichner. Es zeigt sich seine Gabe, eine rein akademische männliche Aktstudie auf ein religiöses Bildthema zu übertragen und damit ein modern komponiertes Gemälde zu schaffen.

Es lassen sich große stilistische Gemeinsamkeiten mit anderen Werken Seiters feststellen. So gleichen die Züge des biblischen Patriarchen jenen des Bärtigen des Bildes Diana und Orion im Louvre (Inv. Nr. R.F. 1997-30), das Seiter vermutlich 1685 während seines ersten Aufenthalts in Rom schuf. Die Aktfigur des Noah ist von einem Klassizismus und einem Naturalismus durchdrungen, die auf die große Tradition der Emilia des Seicento verweisen, welche am vorzüglichsten durch Künstler wie Guido Cagnacci vermittelt wurde. Besonders kann ein Gemälde des Letzteren, welches dasselbe Thema zum Gegenstand hat, als Vergleich dienen: Auch Cagnacci hat darin einen große Modernität verströmenden Akt für ein biblisches Thema herangezogen. Seine Trunkenheit Noahs gelangte in diesen Räumen 2010 zur Versteigerung (Dorotheum, Wien, 21. April 2010, Lot 47).

Daniel Seiter wurde in Wien geboren. Private Gründe zwangen ihn, als Zwanzigjähriger nach Venedig zu fliehen, wo er bei dem Tenebristen Johann Carl Loth lernte, mit dem er dann auch etwa ein Jahrzehnt zusammenarbeitete. Anfang der 1680er-Jahre hielt er sich in Florenz auf, wo er für den Großherzog der Toskana tätig war und unter den Einfluss Pietro da Cortonas geriet. Zwischen 1682 und 1688 richtete er sich in Rom ein, wo er wichtige private und öffentliche Aufträge erhielt. Er arbeitete in den Kirchen Santa Maria degli Angeli, Santa Maria in Aracoeli und Santa Maria di Montesanto sowie für Kardinal Cybo in Santa Maria del Popolo und führende Adelsfamilien wie die Colonna, Pallavicini und Sforza Cesarini.

1688 ließ sich Seiter in Turin nieder, wo er mit Ausnahme eines weiteren Aufenthalts in Rom gegen Ende des Jahrhunderts auch blieb. In Rom mag damals der Auftrag zum vorliegenden Gemälde an ihn ergangen sein. In der Hauptstadt des Piemont arbeitete Daniel Seiter für Vittorio Amadeo II. von Savoyen, für den er das nach ihm benannte große Ausstattungsgroßprojekt der Galleria di Daniele im Palazzo Reale umsetzte. Dort fanden alle künstlerischen Errungenschaften des Malers in einen eigenständigen Stil Eingang, der seine große kulturelle Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit zum Ausdruck bringt.

17.10.2017 - 18:00

Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Daniel Seiter


(Wien 1649–1705 Turin)
Die Trunkenheit Noahs,
Öl auf Leinwand, 100 x 164 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Ambrogio Riva (1799–1881), Turin;
im Erbgang an den heutigen Besitzer

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um einen noch unbekannten Neuzugang zum Werkkatalog Daniel Seiters. Daniele Benati zufolge ist das Bild gegen das Ende des 17. Jahrhunderts zu datieren.

In der lang in einer kargen Landschaft hingestreckten Gestalt des Noah mit den Trauben im Vordergrund als dem einzigen ikonografischen Hinweis offenbart sich Seiters Fähigkeit als Zeichner. Es zeigt sich seine Gabe, eine rein akademische männliche Aktstudie auf ein religiöses Bildthema zu übertragen und damit ein modern komponiertes Gemälde zu schaffen.

Es lassen sich große stilistische Gemeinsamkeiten mit anderen Werken Seiters feststellen. So gleichen die Züge des biblischen Patriarchen jenen des Bärtigen des Bildes Diana und Orion im Louvre (Inv. Nr. R.F. 1997-30), das Seiter vermutlich 1685 während seines ersten Aufenthalts in Rom schuf. Die Aktfigur des Noah ist von einem Klassizismus und einem Naturalismus durchdrungen, die auf die große Tradition der Emilia des Seicento verweisen, welche am vorzüglichsten durch Künstler wie Guido Cagnacci vermittelt wurde. Besonders kann ein Gemälde des Letzteren, welches dasselbe Thema zum Gegenstand hat, als Vergleich dienen: Auch Cagnacci hat darin einen große Modernität verströmenden Akt für ein biblisches Thema herangezogen. Seine Trunkenheit Noahs gelangte in diesen Räumen 2010 zur Versteigerung (Dorotheum, Wien, 21. April 2010, Lot 47).

Daniel Seiter wurde in Wien geboren. Private Gründe zwangen ihn, als Zwanzigjähriger nach Venedig zu fliehen, wo er bei dem Tenebristen Johann Carl Loth lernte, mit dem er dann auch etwa ein Jahrzehnt zusammenarbeitete. Anfang der 1680er-Jahre hielt er sich in Florenz auf, wo er für den Großherzog der Toskana tätig war und unter den Einfluss Pietro da Cortonas geriet. Zwischen 1682 und 1688 richtete er sich in Rom ein, wo er wichtige private und öffentliche Aufträge erhielt. Er arbeitete in den Kirchen Santa Maria degli Angeli, Santa Maria in Aracoeli und Santa Maria di Montesanto sowie für Kardinal Cybo in Santa Maria del Popolo und führende Adelsfamilien wie die Colonna, Pallavicini und Sforza Cesarini.

1688 ließ sich Seiter in Turin nieder, wo er mit Ausnahme eines weiteren Aufenthalts in Rom gegen Ende des Jahrhunderts auch blieb. In Rom mag damals der Auftrag zum vorliegenden Gemälde an ihn ergangen sein. In der Hauptstadt des Piemont arbeitete Daniel Seiter für Vittorio Amadeo II. von Savoyen, für den er das nach ihm benannte große Ausstattungsgroßprojekt der Galleria di Daniele im Palazzo Reale umsetzte. Dort fanden alle künstlerischen Errungenschaften des Malers in einen eigenständigen Stil Eingang, der seine große kulturelle Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit zum Ausdruck bringt.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017