Lot Nr. 108 -


Pietro Bianchi


Pietro Bianchi - Alte Meister

(Rom 1694–1740)
Die Muse Euterpe,
Öl auf Leinwand, 50 x 64 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Anngret (Anngart?) Ehrlich, Karlsruhe;
Galerie Heinemann, München, August 1937;
Auktion, Carl Eugen Pongs, Düsseldorf, 10. Dezember 1937, Lot 7;
Auktion, Dorotheum, Wien, 2. April 1941, Lot 6;
Kunsthandel Paul Hofstätter, Wien;
Auktion, Dorotheum, Wien, 5. Dezember 1961, Lot 9;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Turin 1994, Bd. I, S. 29

Wir danken Francesco Petrucci für die Bestätigung der Zuschreibung. Ein schriftliches Gutachten liegt dem Gemälde bei.

Es ist nicht gelungen, die ursprüngliche Herkunft des gegenständlichen Gemäldes festzustellen. In einem Verzeichnis von Arbeiten des Mosaikkünstlers Pietro Paolo Cristofari werden „due Muse di Pietro Bianchi che mons. Altoviti portò fuori“ angeführt, die König Philipp V. von Spanien, erworben hat (siehe F. M. G. Branchetti Buonocore, Cristofari Pietro Paolo, in: Dizionario Biografico degli Italiani, 31, 1985). In seiner Biografie des Künstlers spricht Giuseppe Ratti davon, dass „al Cavalier Cristofori dipinse due Muse in mezze figure, che esso Cristofori ritrasse egregiamente in musaico. Questi musaici furono donati al re di Spagna“ (siehe C. G. Ratti/R. Soprani, Delle vite di pittori, scultori ed architetti genovesi, Bd. II, Genua 1769, S. 299).

Damals mit einer später ergänzten Signatur und von einem von Hermann Voss ausgestellten Gutachten vom 21. Januar 1960 begleitet, wurde das gegenwärtige Gemälde in diesen Räumen 1961 zum letzten Mal zum Verkauf angeboten, gemeinsam mit einer zweiten „Muse“ (damals als Lot 10; siehe G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Bd. 3, Turin 1994, I, S. 29). Es ist gut möglich, dass es sich bei dem Werk um die erste Fassung dieser vom spanischen König erworbenen Komposition handelt. In seinem Gutachten stellt Petrucci einen Zusammenhang zwischen den beiden für die königlichen spanischen Sammlungen erworbenen Werken und einer 1728 geleisteten Zahlung her (A. Aterido/J. Martínez Cuesta/J. J. Pérez Preciado, Inventarios reales colecciones de pinturas de Felipe V e Isabel Farnesio, I, Madrid 2004, S. 171) und datiert das vorliegende Gemälde um etwa dieses Jahr. Das Thema war allerdings sehr erfolgreich. Die Gemälde in der Sammlung Philipps V. könnten auch in Spanien verblieben sein, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach dem Brand des Alcázar-Palasts zum Opfer gefallen wären. Bianchis Nachlassinventar erwähnt ebenfalls eine Gruppe von Musen (siehe A. Pampalone, Pietro Bianchi tra Arcadia e neoclassicismo. Un quadro inedito e riflessioni sul rapporto pittura-scultura, in: Storia dell’Arte, Nr. 84, 1995, S. 244–268, S. 267).

Man kennt zwei weitere eigenhändige Fassungen der Komposition: eine, die sich früher im Metropolitan Museum of Art in New York befand, wurde am 17. Juni 1986 bei Sotheby’s Parke-Bernet verkauft (Lot 1, Öl auf Leinwand, 48 × 59 cm; siehe K. Baetjer, European Paintings in the Metropolitan Museum, New York 1980, I, S. 11; II, S. 103); die andere Version ist im Besitz der Sammlung Koelliker in Mailand.

Bianchi ging bei dem Maler Giacomo Triga (Rom 1674–1746) in die Lehre und wechselte, als Triga nach Venedig ging, um seine eigene Ausbildung abzuschließen, in die Werkstatt von Giovanni Battista Gaulli, in der er sich aufgrund seiner Jugend und kleinen Statur den Spitznamen „Il Creatura“ zuzog. Als Gaulli starb, schloss sich Bianchi 1709 Giuseppe Ghezzi an. Für sein Empfinden war Ghezzi allerdings zu theoretisch orientiert, und er fand schließlich in Benedetto Luti einen geeigneten Meister, dessen Tradition er fortsetzen sollte. In diesen Jahren gewann er einige Preise der Accademia di San Luca und wurde 1713 für eine großartige, das Wunder des heiligen Pius V. darstellende Zeichnung gefeiert (Rom, Galleria Accademia di San Luca).

24.04.2018 - 17:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Pietro Bianchi


(Rom 1694–1740)
Die Muse Euterpe,
Öl auf Leinwand, 50 x 64 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Anngret (Anngart?) Ehrlich, Karlsruhe;
Galerie Heinemann, München, August 1937;
Auktion, Carl Eugen Pongs, Düsseldorf, 10. Dezember 1937, Lot 7;
Auktion, Dorotheum, Wien, 2. April 1941, Lot 6;
Kunsthandel Paul Hofstätter, Wien;
Auktion, Dorotheum, Wien, 5. Dezember 1961, Lot 9;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Turin 1994, Bd. I, S. 29

Wir danken Francesco Petrucci für die Bestätigung der Zuschreibung. Ein schriftliches Gutachten liegt dem Gemälde bei.

Es ist nicht gelungen, die ursprüngliche Herkunft des gegenständlichen Gemäldes festzustellen. In einem Verzeichnis von Arbeiten des Mosaikkünstlers Pietro Paolo Cristofari werden „due Muse di Pietro Bianchi che mons. Altoviti portò fuori“ angeführt, die König Philipp V. von Spanien, erworben hat (siehe F. M. G. Branchetti Buonocore, Cristofari Pietro Paolo, in: Dizionario Biografico degli Italiani, 31, 1985). In seiner Biografie des Künstlers spricht Giuseppe Ratti davon, dass „al Cavalier Cristofori dipinse due Muse in mezze figure, che esso Cristofori ritrasse egregiamente in musaico. Questi musaici furono donati al re di Spagna“ (siehe C. G. Ratti/R. Soprani, Delle vite di pittori, scultori ed architetti genovesi, Bd. II, Genua 1769, S. 299).

Damals mit einer später ergänzten Signatur und von einem von Hermann Voss ausgestellten Gutachten vom 21. Januar 1960 begleitet, wurde das gegenwärtige Gemälde in diesen Räumen 1961 zum letzten Mal zum Verkauf angeboten, gemeinsam mit einer zweiten „Muse“ (damals als Lot 10; siehe G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Bd. 3, Turin 1994, I, S. 29). Es ist gut möglich, dass es sich bei dem Werk um die erste Fassung dieser vom spanischen König erworbenen Komposition handelt. In seinem Gutachten stellt Petrucci einen Zusammenhang zwischen den beiden für die königlichen spanischen Sammlungen erworbenen Werken und einer 1728 geleisteten Zahlung her (A. Aterido/J. Martínez Cuesta/J. J. Pérez Preciado, Inventarios reales colecciones de pinturas de Felipe V e Isabel Farnesio, I, Madrid 2004, S. 171) und datiert das vorliegende Gemälde um etwa dieses Jahr. Das Thema war allerdings sehr erfolgreich. Die Gemälde in der Sammlung Philipps V. könnten auch in Spanien verblieben sein, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach dem Brand des Alcázar-Palasts zum Opfer gefallen wären. Bianchis Nachlassinventar erwähnt ebenfalls eine Gruppe von Musen (siehe A. Pampalone, Pietro Bianchi tra Arcadia e neoclassicismo. Un quadro inedito e riflessioni sul rapporto pittura-scultura, in: Storia dell’Arte, Nr. 84, 1995, S. 244–268, S. 267).

Man kennt zwei weitere eigenhändige Fassungen der Komposition: eine, die sich früher im Metropolitan Museum of Art in New York befand, wurde am 17. Juni 1986 bei Sotheby’s Parke-Bernet verkauft (Lot 1, Öl auf Leinwand, 48 × 59 cm; siehe K. Baetjer, European Paintings in the Metropolitan Museum, New York 1980, I, S. 11; II, S. 103); die andere Version ist im Besitz der Sammlung Koelliker in Mailand.

Bianchi ging bei dem Maler Giacomo Triga (Rom 1674–1746) in die Lehre und wechselte, als Triga nach Venedig ging, um seine eigene Ausbildung abzuschließen, in die Werkstatt von Giovanni Battista Gaulli, in der er sich aufgrund seiner Jugend und kleinen Statur den Spitznamen „Il Creatura“ zuzog. Als Gaulli starb, schloss sich Bianchi 1709 Giuseppe Ghezzi an. Für sein Empfinden war Ghezzi allerdings zu theoretisch orientiert, und er fand schließlich in Benedetto Luti einen geeigneten Meister, dessen Tradition er fortsetzen sollte. In diesen Jahren gewann er einige Preise der Accademia di San Luca und wurde 1713 für eine großartige, das Wunder des heiligen Pius V. darstellende Zeichnung gefeiert (Rom, Galleria Accademia di San Luca).


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018