Lot Nr. 35


Österreichischer Hofmaler, um 1570


Österreichischer Hofmaler, um 1570 - Alte Meister

Ein Hund mit Schmuckhalsband,
Öl auf Leinwand, 98 x 115 cm, gerahmt

Das Wappen auf dem Halsband des hier dargestellten Hundes konnte vorerst nicht identifiziert werden, sodass es schwierig ist, den Maler bzw. den Entstehungsort des Bildes festzustellen. Eine italienische Herkunft erscheint unwahrscheinlich, denn die stilistische Nähe zu den Werken von Florentiner Hofkünstlern, die sich auf Tiere spezialisiert hatten, wie Daniel Fröschl (vor 1572–1613), Giovanna Garzoni (1600–1670) oder Giacomo Ligozzi (um 1547–1626) ist gering. Florenz kommt also nicht in Frage, ebenso wenig Städte wie Bologna oder Pisa. Nördlich der Alpen könnte man an die Höfe von Dresden oder München denken, aber auch dort entstand nichts Vergleichbares. Eine Entstehung des Bildes im rudolfinischen Prag kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da die Tierdarstellungen dortiger Hofkünstler, zu denen wiederum Daniel Fröschl sowie Dirck de Quade van Ravesteyn (1565–1620), Roeland Savery (1576/78–1639), (Hans Hoffmann (um 1530–1591/92), Giuseppe Arcimboldo (1526/27–1593) oder Bartholomeus Spranger (1546–1611) zählten, zu wenige Parallelen mit dem vorliegenden Gemälde aufweisen. Neben Prag gab es jedoch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei weitere Habsburgische Höfe: zum einen in Wien, wo es aber wohl niemanden gab, der ein solches Bild hätte malen können, zum anderen den sehr kultivierten Hof von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529–1595) in Innsbruck mit seinem Residenzschloss Ambras. Ferdinand von Tirol zog viele auswärtige Künstler an seinen Hof, darunter Tiermaler wie den aus Udine stammenden Giorgio Liberale (1527–1579/80). Eine Ausführung des vorliegenden Bildes durch einen der am Tiroler Hof dienenden Künstler läge daher durchaus im Bereich des Möglichen.

Rassehunde wie der hier Dargestellte galten den Fürsten der damaligen Zeit als Statussymbol und Kostbarkeit, die es bildlich zu dokumentieren galt. Erzherzog Ferdinand von Tirol beauftragte zahlreiche solcher Hundeporträts, von denen sich einige in den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien erhalten haben (vgl. Echt tierisch – die Menagerie des Fürsten, Ausstellungskatalog, Schloss Ambras, Innsbruck 2015, S. 200–207). Dargestellt wurden zum Beispiel das Schoßhündchen Lucidoro, ein Zwergspaniel, eine namenlose trächtige Hündin und das Zwergspanielpaar Regina und Rubino. Diese Tiere lagen dem Erzherzog und seiner bürgerlichen Ehefrau Philippine Welser ganz offensichtlich am Herzen. Der unbekannte oder die unbekannten Maler hielten die Hunde originalgetreu und lebensecht fest, ja sie gaben ihnen mit ihrem Blick eine Seele. Im Katalog der Ambraser Ausstellung heißt es über die Habsburger und ihre Hunde: „Lieblingshunde erhielten besondere Namen und wurden mit fürstlichen Accessoires ausgestattet. Diejenigen im Besitz Karls V. beispielsweise erhielten Hundeleinen aus weißem Leder und purpurne Hundehalsbänder, die mit dem kaiserlichen Wappen bestickt waren. Solche Halsbänder gaben nicht nur Auskunft über den Besitzer, sondern auch über dessen gesellschaftlichen Status. Die älteren Hunde Karls V. bekamen Lederbetten und Decken aus Hirschleder. Als fürstliche Geschenke gelangten Galgos (Windhunde) und spezielle Jagdhunde aus Bayern, England, Frankreich, Irland und Spanien an den Hof der Habsburger. 1570 sandte Katharina de‘ Medici den Töchtern Philipps II. sechs kleine Hunde aus Lyon. Andere stammten wiederum aus fernen Ländern , wie der haarlose chinesische Hund, den Kaiser Rudolf II. 1583 aus Lissabon zugeschickt bekam. Den Habsburgern waren ihre Hunde ein ganz besonderes Anliegen; sie beauftragten führende Hofkünstler damit, sie – auch posthum – in Gemälden oder anderen Kunstwerken zu verewigen“ (Echt tierisch – die Menagerie des Fürsten, Ausstellungskatalog, S. 16). Auch hier ließ der Eigentümer des Hundes ein Abbild eines kostbaren und vermutlich auch geliebten Tieres anfertigen.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

24.04.2018 - 17:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Österreichischer Hofmaler, um 1570


Ein Hund mit Schmuckhalsband,
Öl auf Leinwand, 98 x 115 cm, gerahmt

Das Wappen auf dem Halsband des hier dargestellten Hundes konnte vorerst nicht identifiziert werden, sodass es schwierig ist, den Maler bzw. den Entstehungsort des Bildes festzustellen. Eine italienische Herkunft erscheint unwahrscheinlich, denn die stilistische Nähe zu den Werken von Florentiner Hofkünstlern, die sich auf Tiere spezialisiert hatten, wie Daniel Fröschl (vor 1572–1613), Giovanna Garzoni (1600–1670) oder Giacomo Ligozzi (um 1547–1626) ist gering. Florenz kommt also nicht in Frage, ebenso wenig Städte wie Bologna oder Pisa. Nördlich der Alpen könnte man an die Höfe von Dresden oder München denken, aber auch dort entstand nichts Vergleichbares. Eine Entstehung des Bildes im rudolfinischen Prag kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da die Tierdarstellungen dortiger Hofkünstler, zu denen wiederum Daniel Fröschl sowie Dirck de Quade van Ravesteyn (1565–1620), Roeland Savery (1576/78–1639), (Hans Hoffmann (um 1530–1591/92), Giuseppe Arcimboldo (1526/27–1593) oder Bartholomeus Spranger (1546–1611) zählten, zu wenige Parallelen mit dem vorliegenden Gemälde aufweisen. Neben Prag gab es jedoch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei weitere Habsburgische Höfe: zum einen in Wien, wo es aber wohl niemanden gab, der ein solches Bild hätte malen können, zum anderen den sehr kultivierten Hof von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529–1595) in Innsbruck mit seinem Residenzschloss Ambras. Ferdinand von Tirol zog viele auswärtige Künstler an seinen Hof, darunter Tiermaler wie den aus Udine stammenden Giorgio Liberale (1527–1579/80). Eine Ausführung des vorliegenden Bildes durch einen der am Tiroler Hof dienenden Künstler läge daher durchaus im Bereich des Möglichen.

Rassehunde wie der hier Dargestellte galten den Fürsten der damaligen Zeit als Statussymbol und Kostbarkeit, die es bildlich zu dokumentieren galt. Erzherzog Ferdinand von Tirol beauftragte zahlreiche solcher Hundeporträts, von denen sich einige in den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien erhalten haben (vgl. Echt tierisch – die Menagerie des Fürsten, Ausstellungskatalog, Schloss Ambras, Innsbruck 2015, S. 200–207). Dargestellt wurden zum Beispiel das Schoßhündchen Lucidoro, ein Zwergspaniel, eine namenlose trächtige Hündin und das Zwergspanielpaar Regina und Rubino. Diese Tiere lagen dem Erzherzog und seiner bürgerlichen Ehefrau Philippine Welser ganz offensichtlich am Herzen. Der unbekannte oder die unbekannten Maler hielten die Hunde originalgetreu und lebensecht fest, ja sie gaben ihnen mit ihrem Blick eine Seele. Im Katalog der Ambraser Ausstellung heißt es über die Habsburger und ihre Hunde: „Lieblingshunde erhielten besondere Namen und wurden mit fürstlichen Accessoires ausgestattet. Diejenigen im Besitz Karls V. beispielsweise erhielten Hundeleinen aus weißem Leder und purpurne Hundehalsbänder, die mit dem kaiserlichen Wappen bestickt waren. Solche Halsbänder gaben nicht nur Auskunft über den Besitzer, sondern auch über dessen gesellschaftlichen Status. Die älteren Hunde Karls V. bekamen Lederbetten und Decken aus Hirschleder. Als fürstliche Geschenke gelangten Galgos (Windhunde) und spezielle Jagdhunde aus Bayern, England, Frankreich, Irland und Spanien an den Hof der Habsburger. 1570 sandte Katharina de‘ Medici den Töchtern Philipps II. sechs kleine Hunde aus Lyon. Andere stammten wiederum aus fernen Ländern , wie der haarlose chinesische Hund, den Kaiser Rudolf II. 1583 aus Lissabon zugeschickt bekam. Den Habsburgern waren ihre Hunde ein ganz besonderes Anliegen; sie beauftragten führende Hofkünstler damit, sie – auch posthum – in Gemälden oder anderen Kunstwerken zu verewigen“ (Echt tierisch – die Menagerie des Fürsten, Ausstellungskatalog, S. 16). Auch hier ließ der Eigentümer des Hundes ein Abbild eines kostbaren und vermutlich auch geliebten Tieres anfertigen.

Wir danken Thomas DaCosta Kaufmann für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018