Lot Nr. 234


Arnulf Rainer *


Arnulf Rainer * - Zeitgenössische Kunst I

(Baden bei Wien 1929 geb.)
Chaotische Malerei, 1970er, 2x monogrammiert A. R und R., Öl, Ölkreide, Grafit auf Karton, 50 x 72,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Klewan, München
Privatsammlung, Stuttgart

Aus: 26 Fragen an Arnulf Rainer, Schütze, niedergeschrieben von Johannes Gachnang, Skorpion,
Ende Dezember 1984 in Berlin

In den Wintermonaten 1976/77, kurz nach der von mir zusammengestellten Präsentation Schriften und Zeichnungen von Günther Brus in der Kunsthalle Bern, arbeitete ich gemeinsam mit dem Kollegen Armin Zweite vom Lenbachhaus in München an einer größeren Ausstellung mit retrospektivem Charakter von Arnulf Rainer, die im darauffolgenden Frühjahr erst in Bern, dann in München gezeigt werden sollte. Es wurde eine überraschende, ja großartige Ausstellung, die möglicherweise zu einer neuen Rezeption dieses Werkes führte, das bekanntlich lange vom Stigma, dem Informel der Fünfzigerjahre, behaftet war. Vor Augen hatte ich in jenem Winter und für die Ausstellung nur zwei Dinge: Die Farbe »Schwarz« und die Form der »Spirale«, die in Herz der Präsentation führen sollten, ein Weg hinein in die schwarze Farbe, dann ins Dunkel und in die Nacht der Geheimnisse des Rainer’schen Werkes. Die Erinnerungen sind wach geblieben.

Über diese Zusammenarbeit sind wir uns auch menschlich näher gekommen, eine behutsame Annäherung, die in den letzten Jahren wieder zu verschiedenen Begegnungen und Auseinandersetzungen in Form neuer Ausstellungen führte. Möglicherweise waren sie auch Ursache einer der im Folgenden festgehaltenen Fragen, die mir Arnulf Rainer schriftlich beantworten möchte, dann müssen wir uns auch nicht in die Augen schauen, denn die Form des Interviews ist für mich eine andere Art der Peinlichkeit des Sich-Blamierens und -Bloßstellens. Man wird von Fragen respektive Antworten bedeckt und gleichzeitig entkleidet, dann erzählt man Bekanntes in der Hoffnung auf eine geistreiche Antwort, die wiederum allerlei Eitelkeiten befriedigen könnte, kurz, ein weiteres Spiel auf den verschiedenen Ebenen, auch auf den trivialsten. Ich weiß nur eines: Arnulf Rainer wünschte sich schwierige Fragen, um kurze Antworten geben zu können.

JG
Im bis heute entstandenen Werk glaube ich, immer wieder eine tiefe Furcht gegenüber dem Absoluten zu entdecken und dessen Fähigkeit, die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen, andererseits ist die Suche nach einer moralischen Führung durch ein festes System nicht von der Hand zu weisen, vor allem mit Blick auf Deine künstlerischen Strategien der letzten Jahre. Verstehst du dich als Agnostiker?

AR
Ich habe keineswegs ein klares System, nicht einmal ein festes. Ich brauche es auch nicht. Ich greife nach jedem Strohhalm, der mir zur Gestaltung hilft. Künstler sollen aus allem, dem Klarem als auch aus dem Trüben fischen, damit intensive Zusammenführungen entstehen. Das Absolute, das ist vielleicht die völlige Zusammenfügung, die dem Künstler nie gelingt. …
Arnulf Rainer, Schriften, Pinakothek der Moderne, Hatje Cantz Verlag, 2010

16.05.2018 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 33.020,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 55.000,-

Arnulf Rainer *


(Baden bei Wien 1929 geb.)
Chaotische Malerei, 1970er, 2x monogrammiert A. R und R., Öl, Ölkreide, Grafit auf Karton, 50 x 72,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Klewan, München
Privatsammlung, Stuttgart

Aus: 26 Fragen an Arnulf Rainer, Schütze, niedergeschrieben von Johannes Gachnang, Skorpion,
Ende Dezember 1984 in Berlin

In den Wintermonaten 1976/77, kurz nach der von mir zusammengestellten Präsentation Schriften und Zeichnungen von Günther Brus in der Kunsthalle Bern, arbeitete ich gemeinsam mit dem Kollegen Armin Zweite vom Lenbachhaus in München an einer größeren Ausstellung mit retrospektivem Charakter von Arnulf Rainer, die im darauffolgenden Frühjahr erst in Bern, dann in München gezeigt werden sollte. Es wurde eine überraschende, ja großartige Ausstellung, die möglicherweise zu einer neuen Rezeption dieses Werkes führte, das bekanntlich lange vom Stigma, dem Informel der Fünfzigerjahre, behaftet war. Vor Augen hatte ich in jenem Winter und für die Ausstellung nur zwei Dinge: Die Farbe »Schwarz« und die Form der »Spirale«, die in Herz der Präsentation führen sollten, ein Weg hinein in die schwarze Farbe, dann ins Dunkel und in die Nacht der Geheimnisse des Rainer’schen Werkes. Die Erinnerungen sind wach geblieben.

Über diese Zusammenarbeit sind wir uns auch menschlich näher gekommen, eine behutsame Annäherung, die in den letzten Jahren wieder zu verschiedenen Begegnungen und Auseinandersetzungen in Form neuer Ausstellungen führte. Möglicherweise waren sie auch Ursache einer der im Folgenden festgehaltenen Fragen, die mir Arnulf Rainer schriftlich beantworten möchte, dann müssen wir uns auch nicht in die Augen schauen, denn die Form des Interviews ist für mich eine andere Art der Peinlichkeit des Sich-Blamierens und -Bloßstellens. Man wird von Fragen respektive Antworten bedeckt und gleichzeitig entkleidet, dann erzählt man Bekanntes in der Hoffnung auf eine geistreiche Antwort, die wiederum allerlei Eitelkeiten befriedigen könnte, kurz, ein weiteres Spiel auf den verschiedenen Ebenen, auch auf den trivialsten. Ich weiß nur eines: Arnulf Rainer wünschte sich schwierige Fragen, um kurze Antworten geben zu können.

JG
Im bis heute entstandenen Werk glaube ich, immer wieder eine tiefe Furcht gegenüber dem Absoluten zu entdecken und dessen Fähigkeit, die Welt aus dem Gleichgewicht zu bringen, andererseits ist die Suche nach einer moralischen Führung durch ein festes System nicht von der Hand zu weisen, vor allem mit Blick auf Deine künstlerischen Strategien der letzten Jahre. Verstehst du dich als Agnostiker?

AR
Ich habe keineswegs ein klares System, nicht einmal ein festes. Ich brauche es auch nicht. Ich greife nach jedem Strohhalm, der mir zur Gestaltung hilft. Künstler sollen aus allem, dem Klarem als auch aus dem Trüben fischen, damit intensive Zusammenführungen entstehen. Das Absolute, das ist vielleicht die völlige Zusammenfügung, die dem Künstler nie gelingt. …
Arnulf Rainer, Schriften, Pinakothek der Moderne, Hatje Cantz Verlag, 2010


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 16.05.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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