(Gradizk, Ukraine, 1885–1979 Paris)
Rythme coloré, 1959, F. 869, signiert und datiert Sonia Delaunay 1959, Tempera auf dünnem Karton auf Karton, 76 x 56 cm, gerahmt

Fotozertifikat:
Archive Sonia et Robert Delaunay, Zertifikat Nr. SD 13 630869, signiert von Jean Louis Delaunay und M. Richard Riss

Provenienz:
Galerie Bernstein, Oslo
Galerie Denise Renée Hans Mayer (rückseitig Etikett und Stempel auf Fotozertifikat, signiert von Hans Mayer)
Galleria Il Capricorno, Venedig, bis Ende der 1970er Jahre
Galleria Martano, Turin (Stempel auf Fotozertifikat, signiert von Liliana De Matteis), dort 1985 durch den jetzigen Besitzer erworben
Privatsammlung, Italien

Sonia Terk Delaunay ist eine Künstlerin sui generis, nicht nur in ihrer Arbeit, sondern auch weil sie zu zwei Welten gehört. Dank ihrer russischen Herkunft erhielt sie eine weitgehend ähnliche Bildung wie ihre russischen Landsleute und Protagonisten der Avantgarde. Außerdem brachte sie eine Neugier auf die Sprachen und westliche Forschung mit. Sie zeigte ein frühes Interesse an Künstlerbüchern, angewandten Künsten und ihr besonderes Interesse galt der Welt der Textilien, die damals noch eine traditionell „unterlegene“ konzeptuelle und technische Position innehatte, von der sie befreit werden musste. Außerdem wählte sie statt eines stereotypischen Ehemannes, der ein gewisses Maß an ökonomischem Wohlergehen und sozialem Status garantieren konnte, einen Künstler (Robert Delaunay) als ihren Lebenspartner.
Nach ihrem Studium in Sankt Petersburg zog Sonia Terk im Jahre 1905 nach Paris, um dort ihre Ausbildung zu beenden. Hier studierte sie insbesondere die Werke der Post-Impressionisten und der Fauvisten. Von da an, würde sie ihr ganzes Leben in Europa verbringen.
Nach ihrer ersten Ehe mit dem Kritiker und Sammler Wilhelm Unde, lernte Sonia Robert Delaunay kennen und heiratete ihn bereits ein Jahr später. Sonia schuf die Werkstatt, La Boutique Simultanée, ein sehr kreatives Projekt. Es war ein Studio, das auf die Kreation und auf den Verkauf von Kleidung, Theaterkostümen, Mustern und Stoffen ihrer eigenen Kreation spezialisiert war. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: von den Büchern bis zu den Sammlungen von Gouachen und den Notizen der Künstlerin zum Design, die sie vor Beginn der Produktion von Textilien und Kleidung anfertigte. Hier bestand ihre Arbeit aus dem Studium der reinen Farbe und der abstrakten, organischen sowie geometrischen Formen, die in der Mischform der angewandten Künste mit einer Freiheit entstanden sind, die innerhalb der streng kontrollierten „ernsthaften“ Malerei undenkbar gewesen wäre. Sie experimentierte auf jede nur erdenkliche Weise und erstellte so Kompositionen, die mit den fortschrittlichsten und radikalsten abstrakten Künstlern vergleichbar sind, und zwar mit Ergebnissen, welche die Farbfeldmalerei, das Informel und den Konkretismus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vorwegnahmen.
Aus Martina Corgnati, Artiste: dall’impressionismo al nuovo millennio, B. Mondadori, 2004