(Turin 1871–1958 Rom)
Motivo con la parola FAZZOLETTI, ca. 1916, signiert FUTUR BALLA, auf der Rückseite betitelt Motivo con la parola FAZZOLETTI sowie mit dem Künstlerstempel „pugno di Boccioni“ versehen. Collage aus Farb- und Silberpapier auf Karton, 21,5 x 31,5 cm, gerahmt

Fotozertifikat:
Archivio Elena Gigli, Rom, Nr. 786, 2018

Provenienz:
Atelier Balla, Rom (auf der Rückseite Klebezettel mit Nr. 631 des Familiennotizbuchs)
Sammlung F. Barnes, Castelgandolfo (Rom), bis 1967
Auktionshaus Brearte, Mailand (rückseitig Stempel)
Privatsammlung, Italien

Während des Ersten Weltkrieges experimentierte Giacomo Balla mit einer neuen Technik: der Collage. Diese eignete sich gut dazu, abstrakte Bilder mit ausschlaggebenden à-plat-Formen zu schaffen, genau wie jene in der Malerei jener Zeit. Die Collagetechnik wurde oft von den Futuristen in Mailand (Boccioni, Carrà) und in Paris (Severini) angewandt, allerdings fast immer mit dem Ziel, den papiers collés des Kubismus Konkurrenz zu machen.
Balla stellt hingegen einen innovativen Ansatz der Einfügung von farbigem Papier als Erweiterung des Bilddiskurses vor, der nur mit den Experimenten russischer Künstler wie Olga Rozanowa (1914 in der Sprovieri-Galerie in Rom ausgestellt) vergleichbar ist.

Für Balla ist die Verwendung dieser bunten Papiere nicht nur „ästhetischer Natur“. In seinem Werk wird das Medium zur Botschaft: das Wort FAZZOLETTI [Taschentücher]. Der Umfang der Buchstaben, aus denen sich das Wort zusammensetzt, ist von mehreren mit Silber überzogenen Papieren gekreuzt, die je nach Blickrichtung des Betrachters der Komposition eine andere Leuchtkraft und Dynamik verleihen. Giovanni Lista schreibt dabei: „... die Collagetechnik stellt für Balla den expressiven Raum dar, der technisch am besten zum Experimentieren mit dem expressiven und dekorativen Potential einer synthetisierenden Reduktion und geometrischen Vereinfachung der Form geeignet ist.“