Lot Nr. 1315


Gustav Klimt


Gustav Klimt - Klassische Moderne

(Wien 1862–1918) Bildnis einer Dame mit Hut im verlorenen Profil, um 1898, Farbkreide auf Papier, 27,2 x 10 cm, in einem von Georg Klimt angefertigten Rahmen, signiert Klimt Georg, Messing getrieben, am Rand oben mit Steinen besetzt, 37,5 x 18 cm, (K)

Dieses Werk wurde von Frau Dr. Bisanz-Prakken begutachtet und wird in Band V des Werkverzeichnisses Gustav Klimt, Die Zeichnungen, der Albertina, aufgenommen.

Vergleiche in:
Gustav Klimt, Die Zeichnungen, 1878–1903, Band I, Verlag Galerie Welz, Salzburg 1980, Seite 127, Nr. 393

Provenienz:
Max Ungethüm- am Deckkarton 2 Stempel: Kunsttischlerei Max Ungethüm Wien V/56, Obere Amtshausgasse 27
Melanie Ungethüm
Privatbesitz, Niederösterreich

Dieses weibliche Bildnis zeigt eine weitgehende Ähnlichkeit mit einer 1899 in Ver Sacrum abgebildeten Zeichnung (Heft 5, S. 29).(1) Beiden Darstellungen gemeinsam sind das im verlorenen Profil hervorleuchtende Gesicht mit der markanten Nase, der dunkle Hut mit dem hellen, karierten Maschenschmuck und der hohe, dunkle Kragen. Das dargestellte Modell ist anonym, wie alle anderen Beispiele der Gruppe der von Klimt um 1897/98 gezeichneten Bildnisse. (2)

Das schmale Hochformat der gezeigten Arbeit, verbunden mit dem ausschnitthaften Charakter der Komposition, war in der Gründungszeit der Secession (um 1897/98) allgemein sehr beliebt. Auf diese Entstehungsphase verweisen auch die subtil stilisierten floralen Motive des ornamentalen Rahmens, der von Georg Klimt, dem Bruder Gustavs, gestaltet wurde. Im oberen Rand erinnern die dreieckigen Blumenherzen mit den Perleneinlagen zudem an das frühsecessionistische Emblem des Wappens mit drei Schildern (für Malerei, Skulptur und Architektur). Berühmte Gemälde wie „Pallas Athene“ (1898) und „Nuda Veritas“ (1899) bilden mit den von Georg Klimt ausgeführten Rahmen eine jeweils organische Einheit. Dieses Miniatur-Gesamtkunstwerk präsentiert sich als frühes Beispiel einer modern orientierten Kooperation zwischen den Brüdern.

Zudem liegt hier ein seltenes Beispiel der Pastelltechnik vor, die Klimt in den späten 1890er Jahren vor allem in der erwähnten Gruppe der weiblichen Bildnisse ausgeübt hat. Mit großer Freiheit setzt er hier seine hauptsächlich blauen, durch rötliche Akzente ergänzte Farbstifte ein: vom subtil umrissenen Profil bis zu den heftigen, einander dicht überlagernden Striche der Bekleidung, wobei sich die rechte Hand als heller malerischer Fleck abzeichnet. Bezeichnend für den Symbolismus dieser Jahre ist die geheimnisvoll schimmernde, in langen Parallelstrichen angelegte Kulisse. Mit rein linearen Mitteln erzielt Klimt hier reich nuancierte koloristische Werte und stimmungsvolle Helldunkeleffekte.
Marian Bisanz-Prakken

(1) Ver Sacrum 1899, Heft 5, S. 29; Alice Strobl Gustav Klimt - Zeichnungen, Bd. I, Salzburg 1980, Nr. 393 (Verbleib unbekannt).
(2) Strobl I, Nr. 386-406

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

15.05.2013 - 19:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Gustav Klimt


(Wien 1862–1918) Bildnis einer Dame mit Hut im verlorenen Profil, um 1898, Farbkreide auf Papier, 27,2 x 10 cm, in einem von Georg Klimt angefertigten Rahmen, signiert Klimt Georg, Messing getrieben, am Rand oben mit Steinen besetzt, 37,5 x 18 cm, (K)

Dieses Werk wurde von Frau Dr. Bisanz-Prakken begutachtet und wird in Band V des Werkverzeichnisses Gustav Klimt, Die Zeichnungen, der Albertina, aufgenommen.

Vergleiche in:
Gustav Klimt, Die Zeichnungen, 1878–1903, Band I, Verlag Galerie Welz, Salzburg 1980, Seite 127, Nr. 393

Provenienz:
Max Ungethüm- am Deckkarton 2 Stempel: Kunsttischlerei Max Ungethüm Wien V/56, Obere Amtshausgasse 27
Melanie Ungethüm
Privatbesitz, Niederösterreich

Dieses weibliche Bildnis zeigt eine weitgehende Ähnlichkeit mit einer 1899 in Ver Sacrum abgebildeten Zeichnung (Heft 5, S. 29).(1) Beiden Darstellungen gemeinsam sind das im verlorenen Profil hervorleuchtende Gesicht mit der markanten Nase, der dunkle Hut mit dem hellen, karierten Maschenschmuck und der hohe, dunkle Kragen. Das dargestellte Modell ist anonym, wie alle anderen Beispiele der Gruppe der von Klimt um 1897/98 gezeichneten Bildnisse. (2)

Das schmale Hochformat der gezeigten Arbeit, verbunden mit dem ausschnitthaften Charakter der Komposition, war in der Gründungszeit der Secession (um 1897/98) allgemein sehr beliebt. Auf diese Entstehungsphase verweisen auch die subtil stilisierten floralen Motive des ornamentalen Rahmens, der von Georg Klimt, dem Bruder Gustavs, gestaltet wurde. Im oberen Rand erinnern die dreieckigen Blumenherzen mit den Perleneinlagen zudem an das frühsecessionistische Emblem des Wappens mit drei Schildern (für Malerei, Skulptur und Architektur). Berühmte Gemälde wie „Pallas Athene“ (1898) und „Nuda Veritas“ (1899) bilden mit den von Georg Klimt ausgeführten Rahmen eine jeweils organische Einheit. Dieses Miniatur-Gesamtkunstwerk präsentiert sich als frühes Beispiel einer modern orientierten Kooperation zwischen den Brüdern.

Zudem liegt hier ein seltenes Beispiel der Pastelltechnik vor, die Klimt in den späten 1890er Jahren vor allem in der erwähnten Gruppe der weiblichen Bildnisse ausgeübt hat. Mit großer Freiheit setzt er hier seine hauptsächlich blauen, durch rötliche Akzente ergänzte Farbstifte ein: vom subtil umrissenen Profil bis zu den heftigen, einander dicht überlagernden Striche der Bekleidung, wobei sich die rechte Hand als heller malerischer Fleck abzeichnet. Bezeichnend für den Symbolismus dieser Jahre ist die geheimnisvoll schimmernde, in langen Parallelstrichen angelegte Kulisse. Mit rein linearen Mitteln erzielt Klimt hier reich nuancierte koloristische Werte und stimmungsvolle Helldunkeleffekte.
Marian Bisanz-Prakken

(1) Ver Sacrum 1899, Heft 5, S. 29; Alice Strobl Gustav Klimt - Zeichnungen, Bd. I, Salzburg 1980, Nr. 393 (Verbleib unbekannt).
(2) Strobl I, Nr. 386-406

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 15.05.2013 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.05. - 15.05.2013