Lot Nr. 573


Giuseppe Maria Crespi


Giuseppe Maria Crespi - Alte Meister

(Bologna 1665–1747)
Bildnis einer Dame als Allegorie der Abundantia,
Öl auf Leinwand, 111 x 85 cm, gerahmt

Das bislang unpublizierte Gemälde stellt einen wichtigen Beitrag zum Oeuvre Giuseppe Maria Crespis dar. Die Dargestellte hat nicht nur reinen Bildnischarakter sondern wird durch zahlreiche, schwer zu deutende Attribute als Allegorie sichtbar gemacht. Sie hält in ihrer linken Hand eine Rose, Symbol der Schönheit, in ihrer rechten Hand hält sie Weinranken und Weintrauben, die auch ihr Haupt schmücken. Im Vordergrund sind weitere Früchte zu sehen, die im Sommer und Herbst reifen (Äpfel, Feigen und Weintrauben). Auch wenn der Sommer, wie in Cesare Ripas Iconologia (1593) beschrieben, ein gelbes Gewand trägt, personifiziert die Dargestellte weder eine präzise Jahreszeit noch eine präzise Gottheit: Sie ist nicht Flora, Göttin der Blumen, aber auch nicht Ceres, Göttin der Erde und Fruchtbarkeit, die man normalerweise an den hier fehlenden Weizenähren erkennt. Es liegt nahe, dass es sich um eine Allegorie der Abundantia handelt, auch wenn das dafür typische, mit Früchten angereicherte Füllhorn fehlt.

Das Porträt wird raffiniert durch allegorische Elemente erweitert und betont dadurch besonders die gesellschaftliche Stellung der Dargestellten. Die gleichzeitig realistische Darstellung der jungen Frau lässt das Bild lebendig wirken. Da es keine Dokumentation zum vorliegenden Werk gibt, ist es nicht möglich, die Porträtierte zu identifizieren. Es handelt sich vermutlich um eine Dame des Bologneser Adels, wohl kurz vor ihrer Vermählung. Die symbolische Darstellung der Fruchtbarkeit steht exemplarisch für den durch die Frau gesicherten Fortbestand der Familie. Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Bild weist Crespis Allegorie der Künste (Sammlung Schönborn von Pommersfelden, Schloss Weißenstein, Inv.nr. 442) auf, das dem Maler durch Carlo Volpe 1961 zugeschrieben wurde (siehe M. Pajes Merriman, Giuseppe Maria Crespi, Mailand, 1980, Nr. 209). Die beiden Gemälde sind in die gleiche Zeit zu datieren, in das letzte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Beiden ist eine weiche Pinselführung in den Gesichtszügen und in den Falten der Draperien gleich.

In den Stilllebenpartien zeigt sich die Virtuosität des Künstlers, allerdings weniger deutlich als in den vergleichsweise stärker am Realismus orientierten beiden Bildern Crespis Cacciagione und Pesci aus der Sammlung Medici, die sich an holländischen Vorbildern orientieren. Diese beiden Gemälde wurden 1708 in nur zwei Tagen für den Großherzog Ferdinando gemalt und befinden sich heute in den Uffizien (Inv. 1890, Nrn. 7655 und 10035, in: La natura morta in Emilia e in Romagna, hg. v. D. Benati / L. Peruzzi, Mailand, 2000, 1999, Nrn. 93-94).
Für die angenommene Datierung des vorliegenden Gemäldes spricht ebenso die Ähnlichkeit der Rose, die die junge Frau in der Hand hält, mit den Rosen im Porträt der Virginia Sacchetti Caprara mit Dienstmädchen, dessen Entstehung 1699 dokumentiert ist (Verbleib unbekannt, siehe M. Pajes Merriman, ebd., Nr. 185, mit Abb.).

In dieser Schaffensperiode orientierte sich Crespi noch an der bolognesischen Malerei der Jahrhundertwende und entwickelte einen wenngleich noch zurückhaltenden naturalistischen Ansatz.

Wir danken Herrn Professor Daniele Benati für die Bestätigung der Eigenhändigkeit und die Hilfe bei der Katalogisierung.

17.04.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 366.300,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giuseppe Maria Crespi


(Bologna 1665–1747)
Bildnis einer Dame als Allegorie der Abundantia,
Öl auf Leinwand, 111 x 85 cm, gerahmt

Das bislang unpublizierte Gemälde stellt einen wichtigen Beitrag zum Oeuvre Giuseppe Maria Crespis dar. Die Dargestellte hat nicht nur reinen Bildnischarakter sondern wird durch zahlreiche, schwer zu deutende Attribute als Allegorie sichtbar gemacht. Sie hält in ihrer linken Hand eine Rose, Symbol der Schönheit, in ihrer rechten Hand hält sie Weinranken und Weintrauben, die auch ihr Haupt schmücken. Im Vordergrund sind weitere Früchte zu sehen, die im Sommer und Herbst reifen (Äpfel, Feigen und Weintrauben). Auch wenn der Sommer, wie in Cesare Ripas Iconologia (1593) beschrieben, ein gelbes Gewand trägt, personifiziert die Dargestellte weder eine präzise Jahreszeit noch eine präzise Gottheit: Sie ist nicht Flora, Göttin der Blumen, aber auch nicht Ceres, Göttin der Erde und Fruchtbarkeit, die man normalerweise an den hier fehlenden Weizenähren erkennt. Es liegt nahe, dass es sich um eine Allegorie der Abundantia handelt, auch wenn das dafür typische, mit Früchten angereicherte Füllhorn fehlt.

Das Porträt wird raffiniert durch allegorische Elemente erweitert und betont dadurch besonders die gesellschaftliche Stellung der Dargestellten. Die gleichzeitig realistische Darstellung der jungen Frau lässt das Bild lebendig wirken. Da es keine Dokumentation zum vorliegenden Werk gibt, ist es nicht möglich, die Porträtierte zu identifizieren. Es handelt sich vermutlich um eine Dame des Bologneser Adels, wohl kurz vor ihrer Vermählung. Die symbolische Darstellung der Fruchtbarkeit steht exemplarisch für den durch die Frau gesicherten Fortbestand der Familie. Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Bild weist Crespis Allegorie der Künste (Sammlung Schönborn von Pommersfelden, Schloss Weißenstein, Inv.nr. 442) auf, das dem Maler durch Carlo Volpe 1961 zugeschrieben wurde (siehe M. Pajes Merriman, Giuseppe Maria Crespi, Mailand, 1980, Nr. 209). Die beiden Gemälde sind in die gleiche Zeit zu datieren, in das letzte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Beiden ist eine weiche Pinselführung in den Gesichtszügen und in den Falten der Draperien gleich.

In den Stilllebenpartien zeigt sich die Virtuosität des Künstlers, allerdings weniger deutlich als in den vergleichsweise stärker am Realismus orientierten beiden Bildern Crespis Cacciagione und Pesci aus der Sammlung Medici, die sich an holländischen Vorbildern orientieren. Diese beiden Gemälde wurden 1708 in nur zwei Tagen für den Großherzog Ferdinando gemalt und befinden sich heute in den Uffizien (Inv. 1890, Nrn. 7655 und 10035, in: La natura morta in Emilia e in Romagna, hg. v. D. Benati / L. Peruzzi, Mailand, 2000, 1999, Nrn. 93-94).
Für die angenommene Datierung des vorliegenden Gemäldes spricht ebenso die Ähnlichkeit der Rose, die die junge Frau in der Hand hält, mit den Rosen im Porträt der Virginia Sacchetti Caprara mit Dienstmädchen, dessen Entstehung 1699 dokumentiert ist (Verbleib unbekannt, siehe M. Pajes Merriman, ebd., Nr. 185, mit Abb.).

In dieser Schaffensperiode orientierte sich Crespi noch an der bolognesischen Malerei der Jahrhundertwende und entwickelte einen wenngleich noch zurückhaltenden naturalistischen Ansatz.

Wir danken Herrn Professor Daniele Benati für die Bestätigung der Eigenhändigkeit und die Hilfe bei der Katalogisierung.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.04.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.04. - 17.04.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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