Lot Nr. 176


Carl Spitzweg


Carl Spitzweg - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(München 1808-1885) Dirndln auf der Alm, signiert mit dem Rhombus, rückseitig Reste alter Klebeetiketten, Öl auf Leinwand, 30 x 41 cm, gerahmt, (W)

Vergleiche:
Günther Roennefahrt, Carl Spitzweg - beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Bruckmann 1960, Nr. 369-377, 379, 380.
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Verzeichnis seiner Werke, Stuttgart 2002, Nr. 1448-1457, 1459.

Provenienz:
ehemals Sammlung Gräfin Giovanna D'Arco di Bologna;
deren Erben;
Casa d'asta, Babuino, 27. Oktober 2010, Los 264;
Italienischer Privatbesitz.

Gutachten
Prof. Dr. Phil. Jens Christian Jensen, August 2012 vorhanden.

Aus dem Gutachten von Prof. Dr. phil. Jens Christian Jensen:
„Die Malerei ist im Felsen, der eine Art Naturpodest für die Mädchen bildet, kleinteilig und differenziert, in der für den älteren Spitzweg charakteristisch tüpfeligen Manier. Das steht im Gegensatz zum allgemein behandelten Hintergrund. Der hohe dunstige Himmel hinterfängt das Felsenplateau wie eine Folie. Links der mit Tannen besetzte Talgrund ist im Abhang malerisch durchgebildet, versinkt im Hintergrund hin in Schwärze. Die Figurengruppe ist aus Farbtupfen zusammengesetzt, in der Weise Spitzwegs, sie ist aber nicht ganz durchgearbeitet, doch im Zusammenklang der Farben eindrucksvoll.
Fazit: Ich halte das Bild (…) für ein Original von Spitzwegs Hand, das nicht bis zum Letzten vollendet wurde, - bei dem Werkbestand des Künstlers ein bekanntes Vorkommnis. Dementsprechend könnte die Signatur nachgezogen sein. Der Gesamteindruck des Bildes vermittelt eine harmonische Stimmung, die für den im Alter idyllische Bildthemen bevorzugenden Carl Spitzweg typisch ist und für alle Werke gültig ist, die das Thema „Dirndl auf der Alm“ behandeln.
Das Bild (…) wird um 1870/75 anzusetzen sein.“

Der Autodidakt Carl Spitzweg bekannt für seine humoristischen Darstellungen der menschlichen Natur absolvierte ein Studium der Chemie, Botanik und Pharmazie und übte zunächst den Beruf des Apothekers aus, bevor er sich letztendlich ganz der Malerei zuwandte. Die Freundschaft zu Eduard Schleich, mit dem er zahlreiche Studienreisen nach Italien, Deutschland, London und Paris unternahm, beeinflusste sein künstlerisches Oeuvre hinsichtlich der Darstellung von Landschaften und Bergmassiven mit bäuerlichen Figuren maßgeblich. Die genaue Naturbeobachtung, die Formation der Wolken, die Stimmung des Lichts vermag Spitzweg in atmosphärischer Wirkung zu vereinen. Durch seine pharmazeutische und chemische Ausbildung vermochte Spitzweg Farben für seine Malerei herzustellen, die eine besondere Brillanz und Haltbarkeit aufweisen, wie in dem vorliegenden Gemälde ersichtlich wird. War der Künstler noch anfangs der Spätromantik verpflichtet wendet er sich zunehmend dem Impressionismus zu, der auch in dem Farbauftrag eine Änderung durchläuft. Lasierte Farben weichen pastos aufgetragenen. In dem vorliegendem Gemälde wählt Spitzweg – wie so oft – eine überhöhte Ansicht, die die Weite des Landes, entbunden von zeitlichen Abläufen, betont. Diese Art von Darstellungen leiten die nächste Generation von Landschaftsmalern ein, dessen Wahrnehmung der Natur eine zentrale Rolle einnimmt. 

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

16.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Carl Spitzweg


(München 1808-1885) Dirndln auf der Alm, signiert mit dem Rhombus, rückseitig Reste alter Klebeetiketten, Öl auf Leinwand, 30 x 41 cm, gerahmt, (W)

Vergleiche:
Günther Roennefahrt, Carl Spitzweg - beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Bruckmann 1960, Nr. 369-377, 379, 380.
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Verzeichnis seiner Werke, Stuttgart 2002, Nr. 1448-1457, 1459.

Provenienz:
ehemals Sammlung Gräfin Giovanna D'Arco di Bologna;
deren Erben;
Casa d'asta, Babuino, 27. Oktober 2010, Los 264;
Italienischer Privatbesitz.

Gutachten
Prof. Dr. Phil. Jens Christian Jensen, August 2012 vorhanden.

Aus dem Gutachten von Prof. Dr. phil. Jens Christian Jensen:
„Die Malerei ist im Felsen, der eine Art Naturpodest für die Mädchen bildet, kleinteilig und differenziert, in der für den älteren Spitzweg charakteristisch tüpfeligen Manier. Das steht im Gegensatz zum allgemein behandelten Hintergrund. Der hohe dunstige Himmel hinterfängt das Felsenplateau wie eine Folie. Links der mit Tannen besetzte Talgrund ist im Abhang malerisch durchgebildet, versinkt im Hintergrund hin in Schwärze. Die Figurengruppe ist aus Farbtupfen zusammengesetzt, in der Weise Spitzwegs, sie ist aber nicht ganz durchgearbeitet, doch im Zusammenklang der Farben eindrucksvoll.
Fazit: Ich halte das Bild (…) für ein Original von Spitzwegs Hand, das nicht bis zum Letzten vollendet wurde, - bei dem Werkbestand des Künstlers ein bekanntes Vorkommnis. Dementsprechend könnte die Signatur nachgezogen sein. Der Gesamteindruck des Bildes vermittelt eine harmonische Stimmung, die für den im Alter idyllische Bildthemen bevorzugenden Carl Spitzweg typisch ist und für alle Werke gültig ist, die das Thema „Dirndl auf der Alm“ behandeln.
Das Bild (…) wird um 1870/75 anzusetzen sein.“

Der Autodidakt Carl Spitzweg bekannt für seine humoristischen Darstellungen der menschlichen Natur absolvierte ein Studium der Chemie, Botanik und Pharmazie und übte zunächst den Beruf des Apothekers aus, bevor er sich letztendlich ganz der Malerei zuwandte. Die Freundschaft zu Eduard Schleich, mit dem er zahlreiche Studienreisen nach Italien, Deutschland, London und Paris unternahm, beeinflusste sein künstlerisches Oeuvre hinsichtlich der Darstellung von Landschaften und Bergmassiven mit bäuerlichen Figuren maßgeblich. Die genaue Naturbeobachtung, die Formation der Wolken, die Stimmung des Lichts vermag Spitzweg in atmosphärischer Wirkung zu vereinen. Durch seine pharmazeutische und chemische Ausbildung vermochte Spitzweg Farben für seine Malerei herzustellen, die eine besondere Brillanz und Haltbarkeit aufweisen, wie in dem vorliegenden Gemälde ersichtlich wird. War der Künstler noch anfangs der Spätromantik verpflichtet wendet er sich zunehmend dem Impressionismus zu, der auch in dem Farbauftrag eine Änderung durchläuft. Lasierte Farben weichen pastos aufgetragenen. In dem vorliegendem Gemälde wählt Spitzweg – wie so oft – eine überhöhte Ansicht, die die Weite des Landes, entbunden von zeitlichen Abläufen, betont. Diese Art von Darstellungen leiten die nächste Generation von Landschaftsmalern ein, dessen Wahrnehmung der Natur eine zentrale Rolle einnimmt. 

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 16.10.2012