Lot Nr. 55


Mario Schifano *


Mario Schifano * - Post-War und Zeitgenössische Kunst I

(Homs/Libyen 1934–1998 Rom)
A la Balla, 1965, signiert und betitelt, Emailfarbe und Graphit auf Leinwand, Diptychon, 152,5 x 203,5 cm

Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Mario Schifano, Rom, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Odyssia Gallery, New York (rücks. verblasste Stempel)
Privatsammlung, Italien
Europäische Privatsammlung (dort Anfang der 70er Jahre erworben)

Sein Lebensweg sollte Mario Schifano (1934–1998) von Libyen bis nach New York führen, immer wieder aber stand Rom im Mittelpunkt, die „ewige Stadt“: 1934 im Nordwesten Libyens geboren, wurde Rom bereits in jungen Jahren zu Mario Schifanos neuer Heimat, der er bis zu seinem Tod 1998 treu blieb.

Ab 1959 waren Werke Schifanos in Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt vertreten. Ein Highlight und einen Meilenstein in seiner Karriere stellte sicherlich die Teilnahme an der „New Realists“-Schau in der Sidney Janis Gallery in New York 1962 dar, wo seine Werke neben jenen internationaler Größen wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein präsentiert wurden.
Plinio de Martiis - Pop Art kam später, mit Sidney Janis’ Ausstellung ‚The New Realists‘ im Jahr 1962. Da waren Warhol, Rosenquist, Segal, Wesselmann und Lichtenstein, aber auch Europäer wie Tinguely. Und dann war da Mario Schifano, ein junger Italiener aus Rom, Trastevere, keine 30 Jahre alt. Er repräsentierte die Avantgarde der zeitgenössischen Malerei.“

Der Aufenthalt in New York und die Wirkung der amerikanischen Pop Art gingen nicht spurlos an Mario Schifano vorüber. Von da an verwendete er in seinen Arbeiten unter anderem Motive aus der Werbeindustrie und Elemente, die auf die Technisierung der Zivilisation anspielten. Zugleich erinnert sein Werk an Größen der Kunstgeschichte wie Piero della Francesca und Malewitsch, Duchamp und Picabia, Balla und die Futuristen.

Anita Pallenberg - Mario sprach dauernd von Rauschenberg, Jasper Johns…
Er träumte von Amerika. Eines Tages sagte ich zu ihm: ‚Meine Cousine lebt in New York...‘ Wir beschlossen hinzufahren.
Das war im Dezember 1963; Präsident Kennedy war gerade erschossen worden.
Anita Pallenberg, Model, Schauspielerin und Modedesignerin

Nach seiner Rückkehr aus New York, wurde Schifano in Rom zu einem zentralen Pol des mondänen Stadtlebens. Die mittleren Sechzigerjahre waren eine extrem kreative Phase. Schifano fertigte Arbeiten an, die als Vorreiter einer eigenständigen römischen oder gar europäischen Pop Art gelten konnten: Leonardo, die Hommagen an Giacomo Balla, die Paesaggi Anemici, der Futurismo rivisitato wurden zu Paradigmen eines italienischen Zugangs zur neuen urbanen Landschaft. In jenen Jahren stand Schifano beim Galeristen Giorgio Marconi unter Vertrag.
Giorgio Marconi – Ich sah seine erste Ausstellung 1964 in der Galerie Odyssia. Ich kaufte eines seiner Bilder. Schifano erschien mir eines der größten Talente der jüngeren Generation zu sein. Seine Arbeiten zeigten das Leben in der italienischen Gesellschaft und auf der Welt auf eine sehr urtümliche und permanent wechselnde Art und Weise. Er war der Künstler und Chronist jener Zeit. Im Juni 1965, nach sechsmonatigen Verhandlungen, wurde mit ihm ein exklusiver Vertrag unterzeichnet – auf ein Jahr und mit der Möglichkeit einer stillschweigenden Verlängerung. Es ist mir wichtig zu betonen, dass dieser Vertrag „gewissermaßen exklusiv“ war, denn bereits ein Monat nach seiner Unterzeichnung verkaufte Mario eines seiner Bilder einem Schiedsrichter.

Plinio de Martis – Mario und seine Freunde Franco Angelo und Tano Festa waren die „Meister der Trauer“ geworden, denn wenn sie ins Caffè Rosati kamen, sahen sie müde und ausgelaugt aus, überheblich und alle in dunkle Farben gehüllt.
Sie führten ein intensives Sozialleben, waren nach Amerika und Mexiko gereist und hatte Affären mit schönen Frauen gehabt.
Ab 1965 wurde ihr Leben, auch aufgrund von Drogenabhängigkeit, ein Wettlauf gegen den Suizid.
Aus: Luca Ronchi, Mario Schifano Una Biografia, Johan & Levi 2012

„Marios Haus war voller Bücher, er mochte Bücher. Er kaufte sie oder ließ sie sich schenken. Er hatte viele illustrierte Bücher über den Futurismus, daraus sind auch die Bilder mit den bewegten Schablonen nach der Art Ballas entstanden. Giacomo Balla war einige Jahre davor verstorben; er hatte in der Via Oslavia, im römischen Stadtviertel Prati, gelebt.“
Memmo Mancini

27.11.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 234.800,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 250.000,-

Mario Schifano *


(Homs/Libyen 1934–1998 Rom)
A la Balla, 1965, signiert und betitelt, Emailfarbe und Graphit auf Leinwand, Diptychon, 152,5 x 203,5 cm

Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Mario Schifano, Rom, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Odyssia Gallery, New York (rücks. verblasste Stempel)
Privatsammlung, Italien
Europäische Privatsammlung (dort Anfang der 70er Jahre erworben)

Sein Lebensweg sollte Mario Schifano (1934–1998) von Libyen bis nach New York führen, immer wieder aber stand Rom im Mittelpunkt, die „ewige Stadt“: 1934 im Nordwesten Libyens geboren, wurde Rom bereits in jungen Jahren zu Mario Schifanos neuer Heimat, der er bis zu seinem Tod 1998 treu blieb.

Ab 1959 waren Werke Schifanos in Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt vertreten. Ein Highlight und einen Meilenstein in seiner Karriere stellte sicherlich die Teilnahme an der „New Realists“-Schau in der Sidney Janis Gallery in New York 1962 dar, wo seine Werke neben jenen internationaler Größen wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein präsentiert wurden.
Plinio de Martiis - Pop Art kam später, mit Sidney Janis’ Ausstellung ‚The New Realists‘ im Jahr 1962. Da waren Warhol, Rosenquist, Segal, Wesselmann und Lichtenstein, aber auch Europäer wie Tinguely. Und dann war da Mario Schifano, ein junger Italiener aus Rom, Trastevere, keine 30 Jahre alt. Er repräsentierte die Avantgarde der zeitgenössischen Malerei.“

Der Aufenthalt in New York und die Wirkung der amerikanischen Pop Art gingen nicht spurlos an Mario Schifano vorüber. Von da an verwendete er in seinen Arbeiten unter anderem Motive aus der Werbeindustrie und Elemente, die auf die Technisierung der Zivilisation anspielten. Zugleich erinnert sein Werk an Größen der Kunstgeschichte wie Piero della Francesca und Malewitsch, Duchamp und Picabia, Balla und die Futuristen.

Anita Pallenberg - Mario sprach dauernd von Rauschenberg, Jasper Johns…
Er träumte von Amerika. Eines Tages sagte ich zu ihm: ‚Meine Cousine lebt in New York...‘ Wir beschlossen hinzufahren.
Das war im Dezember 1963; Präsident Kennedy war gerade erschossen worden.
Anita Pallenberg, Model, Schauspielerin und Modedesignerin

Nach seiner Rückkehr aus New York, wurde Schifano in Rom zu einem zentralen Pol des mondänen Stadtlebens. Die mittleren Sechzigerjahre waren eine extrem kreative Phase. Schifano fertigte Arbeiten an, die als Vorreiter einer eigenständigen römischen oder gar europäischen Pop Art gelten konnten: Leonardo, die Hommagen an Giacomo Balla, die Paesaggi Anemici, der Futurismo rivisitato wurden zu Paradigmen eines italienischen Zugangs zur neuen urbanen Landschaft. In jenen Jahren stand Schifano beim Galeristen Giorgio Marconi unter Vertrag.
Giorgio Marconi – Ich sah seine erste Ausstellung 1964 in der Galerie Odyssia. Ich kaufte eines seiner Bilder. Schifano erschien mir eines der größten Talente der jüngeren Generation zu sein. Seine Arbeiten zeigten das Leben in der italienischen Gesellschaft und auf der Welt auf eine sehr urtümliche und permanent wechselnde Art und Weise. Er war der Künstler und Chronist jener Zeit. Im Juni 1965, nach sechsmonatigen Verhandlungen, wurde mit ihm ein exklusiver Vertrag unterzeichnet – auf ein Jahr und mit der Möglichkeit einer stillschweigenden Verlängerung. Es ist mir wichtig zu betonen, dass dieser Vertrag „gewissermaßen exklusiv“ war, denn bereits ein Monat nach seiner Unterzeichnung verkaufte Mario eines seiner Bilder einem Schiedsrichter.

Plinio de Martis – Mario und seine Freunde Franco Angelo und Tano Festa waren die „Meister der Trauer“ geworden, denn wenn sie ins Caffè Rosati kamen, sahen sie müde und ausgelaugt aus, überheblich und alle in dunkle Farben gehüllt.
Sie führten ein intensives Sozialleben, waren nach Amerika und Mexiko gereist und hatte Affären mit schönen Frauen gehabt.
Ab 1965 wurde ihr Leben, auch aufgrund von Drogenabhängigkeit, ein Wettlauf gegen den Suizid.
Aus: Luca Ronchi, Mario Schifano Una Biografia, Johan & Levi 2012

„Marios Haus war voller Bücher, er mochte Bücher. Er kaufte sie oder ließ sie sich schenken. Er hatte viele illustrierte Bücher über den Futurismus, daraus sind auch die Bilder mit den bewegten Schablonen nach der Art Ballas entstanden. Giacomo Balla war einige Jahre davor verstorben; er hatte in der Via Oslavia, im römischen Stadtviertel Prati, gelebt.“
Memmo Mancini


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Post-War und Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 27.11.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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