Lot Nr. 40


Günter Fruhtrunk *


Günter Fruhtrunk * - Post-War und Zeitgenössische Kunst I

(München 1923–1982)
Ohne Titel (Weißer Hiatus), 1974, auf der Rückseite signiert und datiert Fruhtrunk 1974 und mit Richtungspfeil, Acryl auf Leinwand, 120 x 120 x 6 cm

Provenienz:
Galerie Lahumière, Paris (rückseitig Etikett)
dort im Jahr 2006 vom heutigen Besitzer erworben

Literatur:
Günter Fruhtrunk, Werkverzeichnis der Bilder 1952–1982, S. 409, Nr. 761 mit Abb.

„Das Bild ist frei von mehr oder weniger ‚vorgewussten Regeln‘ (J. Wissmann), frei von Leidenschaft und Versuchen, den Schöpfungsakt rückbezüglich ablesbar zu machen.
Nicht Idealisierung, heroische Spannung, Seinsverklärung und Weltauslegung im Ungegenständlichen und mit Gestik beschwerender Materialität auf der Fläche sind wahrnehmbar: sondern Freisein des Sehens kommt zur Entfaltung in der Fläche.“
Günther Fruhtrunk: Nicht Formelsprache sondern Verdichtung, S. 23

Unter den zahlreichen Ansätzen abstrakt-geometrischer Kunst nach 1945 behauptet das ungewöhnlich stringente und dichte Werk Günther Fruhtrunks einen eigenständigen Platz. In seinen Gemälden, die vielfach rhythmisierende Streifenstrukturen auf Basis diagonaler Bildflächen zeigen, verbindet er Aspekte der konkreten Kunst mit einer optischen Bewegtheit. Nach seinem frühen Tod 1982 geriet der Künstler, der ab 1967 an der Akademie seiner Heimatstadt München lehrte und unter anderem 1968 auf der IV.Documenta und 34. Biennale in Venedig ausstellte, lange in den Hintergrund, wurde jedoch in den letzten Jahren zunehmend auch von einer jüngeren Künstlergeneration wiederentdeckt.

„Weißer Hiatus“ aus dem Jahr 1974 ist charakteristisch für die Form- und Farbkombinationen Fruhtrunks. Die farbig alternierenden Streifen verlaufen schräg von links oben nach rechts unten über das Bildfeld. Indem er die Streifen in Bezug zur Diagonale etwas dreht und zudem die Symmetrie und Regelmäßigkeit ihrer Breite minimal variiert, erzeugt Fruhtrunk eine Bewegung des Sehens. Während die präzise, deckend aufgetragene Farbe eine konkretisierende, konstruktive Funktion übernimmt, wirkt die Struktur der Streifen unabgeschlossen. Die länglichen Flächen scheinen an den Bildrändern abgeschnitten worden zu sein, das Gefüge sperrt sich gegen das Bildformat und drängt über den Rahmen hinaus. Die subtile Balance des Bildes zwischen austarierten und dynamisierten Elementen spielt mit der Erwartungshaltung der BetrachterInnen. Gekonnt lotet Fruhtrunk den schmalen Grat zwischen Komposition und struktureller Auflösung der Form, Begrenzung und Unbegrenztheit aus.

27.11.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 106.250,-
Schätzwert:
EUR 45.000,- bis EUR 65.000,-

Günter Fruhtrunk *


(München 1923–1982)
Ohne Titel (Weißer Hiatus), 1974, auf der Rückseite signiert und datiert Fruhtrunk 1974 und mit Richtungspfeil, Acryl auf Leinwand, 120 x 120 x 6 cm

Provenienz:
Galerie Lahumière, Paris (rückseitig Etikett)
dort im Jahr 2006 vom heutigen Besitzer erworben

Literatur:
Günter Fruhtrunk, Werkverzeichnis der Bilder 1952–1982, S. 409, Nr. 761 mit Abb.

„Das Bild ist frei von mehr oder weniger ‚vorgewussten Regeln‘ (J. Wissmann), frei von Leidenschaft und Versuchen, den Schöpfungsakt rückbezüglich ablesbar zu machen.
Nicht Idealisierung, heroische Spannung, Seinsverklärung und Weltauslegung im Ungegenständlichen und mit Gestik beschwerender Materialität auf der Fläche sind wahrnehmbar: sondern Freisein des Sehens kommt zur Entfaltung in der Fläche.“
Günther Fruhtrunk: Nicht Formelsprache sondern Verdichtung, S. 23

Unter den zahlreichen Ansätzen abstrakt-geometrischer Kunst nach 1945 behauptet das ungewöhnlich stringente und dichte Werk Günther Fruhtrunks einen eigenständigen Platz. In seinen Gemälden, die vielfach rhythmisierende Streifenstrukturen auf Basis diagonaler Bildflächen zeigen, verbindet er Aspekte der konkreten Kunst mit einer optischen Bewegtheit. Nach seinem frühen Tod 1982 geriet der Künstler, der ab 1967 an der Akademie seiner Heimatstadt München lehrte und unter anderem 1968 auf der IV.Documenta und 34. Biennale in Venedig ausstellte, lange in den Hintergrund, wurde jedoch in den letzten Jahren zunehmend auch von einer jüngeren Künstlergeneration wiederentdeckt.

„Weißer Hiatus“ aus dem Jahr 1974 ist charakteristisch für die Form- und Farbkombinationen Fruhtrunks. Die farbig alternierenden Streifen verlaufen schräg von links oben nach rechts unten über das Bildfeld. Indem er die Streifen in Bezug zur Diagonale etwas dreht und zudem die Symmetrie und Regelmäßigkeit ihrer Breite minimal variiert, erzeugt Fruhtrunk eine Bewegung des Sehens. Während die präzise, deckend aufgetragene Farbe eine konkretisierende, konstruktive Funktion übernimmt, wirkt die Struktur der Streifen unabgeschlossen. Die länglichen Flächen scheinen an den Bildrändern abgeschnitten worden zu sein, das Gefüge sperrt sich gegen das Bildformat und drängt über den Rahmen hinaus. Die subtile Balance des Bildes zwischen austarierten und dynamisierten Elementen spielt mit der Erwartungshaltung der BetrachterInnen. Gekonnt lotet Fruhtrunk den schmalen Grat zwischen Komposition und struktureller Auflösung der Form, Begrenzung und Unbegrenztheit aus.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Post-War und Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 27.11.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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