Lot Nr. 306 -


Giovanni di Ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia


Giovanni di Ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia - Alte Meister

(San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz)
Madonna mit Kind, flankiert von den Heiligen Franziskus und Michael, mit den Wappen der Familien Minerbetti und Lanfredini,
Tempera und Gold auf Holz, 47 x 35 cm, gerahmt

Provenienz:
beauftragt durch die Familie Minerbetti, um 1444;
Sammlung Jonathan Reeve (um 1831–1896), London;
Auktion, Christie’s, London, 18. Januar 1879, Lot 34 (als frühe italienische Schule);
Sammlung Molyneux Bournemouth;
Auktion, Christie’s, London, 31. März 1900, Lot 100 (als frühe italienische Schule);
Sammlung Charles Arthur Turner (1833–1907), London;
Auktion, Christie’s, London, 16. März 1908, Lot 67 (als Sienesische Schule);
Auktion, Christie’s, New York, 30. Oktober 2018, Lot 5 (als Apollonio di Giovanni di Tomaso [Florenz um 1416–1465] und Marco del Buono Giamberti [Florenz 1402–1489]);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Louis Waldman und Nicoletta Pons, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen haben.

Das vorliegende Gemälde war einst Apollonio di Giovanni di Tomaso (Florenz um 1416–1465) und Marco del Buono Giamberti (Florenz 1402–1489) zugeschrieben. Jüngere Forschungen haben jedoch zur einer Revidierung dieser Zuschreibung geführt.

Giovanni di ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia, war der jünger Bruder Masaccios. Er wurde 1420/1421 unter dem Florentiner Meister Bicci di Lorenzo ausgebildet und geriet danach unter den Einfluss seines Bruders. 1969 erkannte Luciano Bellosi, dass eine Gruppe von Bildtafeln, die von Longhi dem Meister des Adimari-Cassone zugeschrieben worden waren, von derselben Hand stammten wie das Fresko aus dem Jahr 1457, bei dem es sich um das einzige bekannte signierte Werk Lo Scheggias handelte. Der Künstler hatte sich auf kleinformatige Andachtsbilder, deschi da parto und andere dekorative Arbeiten wie Bildtafeln für cassoni und spalliere spezialisiert.

Aufgrund der Einbindung der beiden Wappen führender Familien lässt sich eine genaue zeitliche Eingrenzung des vorliegenden Gemäldes vornehmen. Das heraldische Emblem des Mannes links gehört der Familie Minerbetti aus dem Stadtviertel um Santa Maria Novella („Di rosso, a tre spade basse appuntate d’argento, guarnite d’oro“, siehe Marcella Aglietti, Le tre nobiltà. La legislazione del Granducato di Toscana (1750) tra Magistrature civiche, Ordine di Santo Stefano e Diplomi del Principe, Pisa 2000, S. 238; Bruno Casini, I ‘Libri d’oro’ della nobiltà fiorentina e fiesolana, Florenz 1993, S. 67), während jenes der Frau rechts der Familie Lanfredini aus dem Bezirk um Santo Spirito zuzuordnen ist.

Andrea Minerbetti, Conte di Montefeltro, war florentinischer Abgesandter in Paris und am Heiligen Stuhl. Sein Sohn Tommaso hatte im Stadtstaat bereits vor seiner Verheiratung mit Bice Strozzi wichtige Ämter inne. Der 1414 aus dieser Verbindung hervorgegangene Sohn Piero ehelichte 1439 Caterina Lanfredini. Ihrer beider Wappen sind auf dem vorliegenden Gemälde dargestellt. Pieros und Caterinas Sohn Francesco wurde 1444 geboren, und die Einbindung des hl. Franziskus als Namenspaten des Neugeborenen legt nahe, dass das vorliegende Gemälde anlässlich seiner Taufe in Auftrag gegeben wurde. Der hl. Michael weist möglicherweise auf einen Schutzheiligen der Familie oder einen wichtigen Taufpaten hin.

Die Datierung des vorliegenden Gemäldes um 1444 würde auf ein Frühwerk Lo Scheggias schließen lassen; wie viele der aus der Frühzeit des Künstlers stammenden Bilder zeigt es den Einfluss seines älteren Bruders Masaccio, aber auch jenen Fra Angelicos.

Ab Dezember 1420 und das ganze darauffolgende Jahr ist Lo Scheggia als Schüler von Bicci di Lorenz verzeichnet; er stand aber stets auch mit der Werkstatt Masaccios in Verbindung. 1427/1428 teilte er sich eine Werkstatt mit seinem Bruder in der Piazza Sant’ Apollinare (heute Piazza San Firenze). 1430 trat er in die Compagnia di San Luca ein, wo er unter dem Namen „Scheggia“ (wörtlich „Splitter“) bekannt wurde. Der Name sollte auf seine feingliedrige Statur anspielen.1433 wurde er freier Meister der Arte dei Medici e Speziali.

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 43.978,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni di Ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia


(San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz)
Madonna mit Kind, flankiert von den Heiligen Franziskus und Michael, mit den Wappen der Familien Minerbetti und Lanfredini,
Tempera und Gold auf Holz, 47 x 35 cm, gerahmt

Provenienz:
beauftragt durch die Familie Minerbetti, um 1444;
Sammlung Jonathan Reeve (um 1831–1896), London;
Auktion, Christie’s, London, 18. Januar 1879, Lot 34 (als frühe italienische Schule);
Sammlung Molyneux Bournemouth;
Auktion, Christie’s, London, 31. März 1900, Lot 100 (als frühe italienische Schule);
Sammlung Charles Arthur Turner (1833–1907), London;
Auktion, Christie’s, London, 16. März 1908, Lot 67 (als Sienesische Schule);
Auktion, Christie’s, New York, 30. Oktober 2018, Lot 5 (als Apollonio di Giovanni di Tomaso [Florenz um 1416–1465] und Marco del Buono Giamberti [Florenz 1402–1489]);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Louis Waldman und Nicoletta Pons, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes vorgeschlagen haben.

Das vorliegende Gemälde war einst Apollonio di Giovanni di Tomaso (Florenz um 1416–1465) und Marco del Buono Giamberti (Florenz 1402–1489) zugeschrieben. Jüngere Forschungen haben jedoch zur einer Revidierung dieser Zuschreibung geführt.

Giovanni di ser Giovanni Guidi, gen. Lo Scheggia, war der jünger Bruder Masaccios. Er wurde 1420/1421 unter dem Florentiner Meister Bicci di Lorenzo ausgebildet und geriet danach unter den Einfluss seines Bruders. 1969 erkannte Luciano Bellosi, dass eine Gruppe von Bildtafeln, die von Longhi dem Meister des Adimari-Cassone zugeschrieben worden waren, von derselben Hand stammten wie das Fresko aus dem Jahr 1457, bei dem es sich um das einzige bekannte signierte Werk Lo Scheggias handelte. Der Künstler hatte sich auf kleinformatige Andachtsbilder, deschi da parto und andere dekorative Arbeiten wie Bildtafeln für cassoni und spalliere spezialisiert.

Aufgrund der Einbindung der beiden Wappen führender Familien lässt sich eine genaue zeitliche Eingrenzung des vorliegenden Gemäldes vornehmen. Das heraldische Emblem des Mannes links gehört der Familie Minerbetti aus dem Stadtviertel um Santa Maria Novella („Di rosso, a tre spade basse appuntate d’argento, guarnite d’oro“, siehe Marcella Aglietti, Le tre nobiltà. La legislazione del Granducato di Toscana (1750) tra Magistrature civiche, Ordine di Santo Stefano e Diplomi del Principe, Pisa 2000, S. 238; Bruno Casini, I ‘Libri d’oro’ della nobiltà fiorentina e fiesolana, Florenz 1993, S. 67), während jenes der Frau rechts der Familie Lanfredini aus dem Bezirk um Santo Spirito zuzuordnen ist.

Andrea Minerbetti, Conte di Montefeltro, war florentinischer Abgesandter in Paris und am Heiligen Stuhl. Sein Sohn Tommaso hatte im Stadtstaat bereits vor seiner Verheiratung mit Bice Strozzi wichtige Ämter inne. Der 1414 aus dieser Verbindung hervorgegangene Sohn Piero ehelichte 1439 Caterina Lanfredini. Ihrer beider Wappen sind auf dem vorliegenden Gemälde dargestellt. Pieros und Caterinas Sohn Francesco wurde 1444 geboren, und die Einbindung des hl. Franziskus als Namenspaten des Neugeborenen legt nahe, dass das vorliegende Gemälde anlässlich seiner Taufe in Auftrag gegeben wurde. Der hl. Michael weist möglicherweise auf einen Schutzheiligen der Familie oder einen wichtigen Taufpaten hin.

Die Datierung des vorliegenden Gemäldes um 1444 würde auf ein Frühwerk Lo Scheggias schließen lassen; wie viele der aus der Frühzeit des Künstlers stammenden Bilder zeigt es den Einfluss seines älteren Bruders Masaccio, aber auch jenen Fra Angelicos.

Ab Dezember 1420 und das ganze darauffolgende Jahr ist Lo Scheggia als Schüler von Bicci di Lorenz verzeichnet; er stand aber stets auch mit der Werkstatt Masaccios in Verbindung. 1427/1428 teilte er sich eine Werkstatt mit seinem Bruder in der Piazza Sant’ Apollinare (heute Piazza San Firenze). 1430 trat er in die Compagnia di San Luca ein, wo er unter dem Namen „Scheggia“ (wörtlich „Splitter“) bekannt wurde. Der Name sollte auf seine feingliedrige Statur anspielen.1433 wurde er freier Meister der Arte dei Medici e Speziali.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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