Lot Nr. 353


Italo-flämische Schule, um 1560

[Saleroom Notice]
Italo-flämische Schule, um 1560 - Alte Meister

Die Auffindung des Mosesknaben,
beschriftet sowie Signaturreste rechts unten und datiert mit 1560 links oben,

Öl auf Leinwand, 158 x 220 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Korrekte Maße

158 x 220 cm

Das vorliegende Gemälde stellt jene biblische Szene dar, in der die von Dienerinnen begleitete Tochter des Pharaos den kleinen Moses in Windeln in einem Schilfkorb am Ufer des Nils entdeckt und beschließt, für ihn zu sorgen (Exodus, 2).

Die aufwändige Komposition ist im Freien angesiedelt, wobei die prächtige Kulisse mit der Palme auf Ägypten verweisen soll. Die Jahreszahl 1560 ist auf dem Tympanon des Gebäudes im Hintergrund zu erkennen, zu dem eine vornehme, von heidnischen Gottheiten gestützte Pergola führt: Damit ist das Jahr der Fertigstellung des Gebäudes auch ein Terminus post quem für das Gemälde.

Die Komposition verfügt über zwei Fluchtpunkte und einen hohen Horizont: Durch diese für die flämische Malerei typischen Kunstgriffe wird der Betrachter in die stattfindende Szene einbezogen; dies wird auch durch den Blick der antik gekleideten Dienerin unterstützt, die dazu einlädt, an dem Ereignis teilzuhaben. Bei italienischen Kompositionsmustern laufen die Perspektivlinien hingegen gewöhnlich in einem auf Horizonthöhe gelegenen Punkt zusammen; alles ist ordentlich strukturiert, doch dem Betrachter wird der Zutritt zur Szene verwehrt.

Die flämische Prägung des Malers zeigt sich auch in der sorgfältigen Beschreibung dekorativer Details wie des Parfümkästchen, der Brunnenfontänen und der Einbindung von Tieren wie hier des (vermutlich von Dürer angeregten) Papageis, des Pfaus und des Truthahns. Hingegen beruft sich die Architekturkulisse auf die venezianische Schule, insbesondere auf Veronese.

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wird noch diskutiert. Das Werk wurde traditionell Lodewijk Toeput gegeben, der in Italien als Ludovico Pozzoserrato bekannt war; tatsächlich scheint das Gemälde von einem möglicherweise aus Antwerpen stammenden Maler ausgeführt worden zu sein, der in Italien, speziell in Genua, tätig war; die Stadt war vor allem im späten 16. und im 17. Jahrhundert durch enge Handelsbeziehungen mit Flandern verbunden – zu einer Zeit, als der Einfluss flämischer Künstler maßgeblich war. Der Schöpfer des Gemäldes verrät unterschiedliche stilistische Einflüsse von Meistern wie Pieter Aertsen, Joachim Beuckelaer, Jacob de Backer und Jan Massys. Insbesondere Letzterer, Sohn des berühmten Quentin und ein Vertreter des fortgeschrittenen flämischen Manierismus, ging vermutlich nach Genua und lebte auch in Frankreich in der Nähe von Fontainebleau. Als Hintergrund einer mit 1561 datierten Flora oder Venus im Nationalmuseum von Stockholm malte Massys eine Ansicht von Genua. Auch hier zeichnet sich die Komposition durch unterschiedliche Blickpunkte aus, die zwischen dem Garten im Vordergrund und dem Hintergrund gesetzt sind.

30.04.2019 - 17:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Italo-flämische Schule, um 1560

[Saleroom Notice]

Die Auffindung des Mosesknaben,
beschriftet sowie Signaturreste rechts unten und datiert mit 1560 links oben,

Öl auf Leinwand, 158 x 220 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Korrekte Maße

158 x 220 cm

Das vorliegende Gemälde stellt jene biblische Szene dar, in der die von Dienerinnen begleitete Tochter des Pharaos den kleinen Moses in Windeln in einem Schilfkorb am Ufer des Nils entdeckt und beschließt, für ihn zu sorgen (Exodus, 2).

Die aufwändige Komposition ist im Freien angesiedelt, wobei die prächtige Kulisse mit der Palme auf Ägypten verweisen soll. Die Jahreszahl 1560 ist auf dem Tympanon des Gebäudes im Hintergrund zu erkennen, zu dem eine vornehme, von heidnischen Gottheiten gestützte Pergola führt: Damit ist das Jahr der Fertigstellung des Gebäudes auch ein Terminus post quem für das Gemälde.

Die Komposition verfügt über zwei Fluchtpunkte und einen hohen Horizont: Durch diese für die flämische Malerei typischen Kunstgriffe wird der Betrachter in die stattfindende Szene einbezogen; dies wird auch durch den Blick der antik gekleideten Dienerin unterstützt, die dazu einlädt, an dem Ereignis teilzuhaben. Bei italienischen Kompositionsmustern laufen die Perspektivlinien hingegen gewöhnlich in einem auf Horizonthöhe gelegenen Punkt zusammen; alles ist ordentlich strukturiert, doch dem Betrachter wird der Zutritt zur Szene verwehrt.

Die flämische Prägung des Malers zeigt sich auch in der sorgfältigen Beschreibung dekorativer Details wie des Parfümkästchen, der Brunnenfontänen und der Einbindung von Tieren wie hier des (vermutlich von Dürer angeregten) Papageis, des Pfaus und des Truthahns. Hingegen beruft sich die Architekturkulisse auf die venezianische Schule, insbesondere auf Veronese.

Die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes wird noch diskutiert. Das Werk wurde traditionell Lodewijk Toeput gegeben, der in Italien als Ludovico Pozzoserrato bekannt war; tatsächlich scheint das Gemälde von einem möglicherweise aus Antwerpen stammenden Maler ausgeführt worden zu sein, der in Italien, speziell in Genua, tätig war; die Stadt war vor allem im späten 16. und im 17. Jahrhundert durch enge Handelsbeziehungen mit Flandern verbunden – zu einer Zeit, als der Einfluss flämischer Künstler maßgeblich war. Der Schöpfer des Gemäldes verrät unterschiedliche stilistische Einflüsse von Meistern wie Pieter Aertsen, Joachim Beuckelaer, Jacob de Backer und Jan Massys. Insbesondere Letzterer, Sohn des berühmten Quentin und ein Vertreter des fortgeschrittenen flämischen Manierismus, ging vermutlich nach Genua und lebte auch in Frankreich in der Nähe von Fontainebleau. Als Hintergrund einer mit 1561 datierten Flora oder Venus im Nationalmuseum von Stockholm malte Massys eine Ansicht von Genua. Auch hier zeichnet sich die Komposition durch unterschiedliche Blickpunkte aus, die zwischen dem Garten im Vordergrund und dem Hintergrund gesetzt sind.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019