Lot Nr. 381 -


Frans Pourbus II.


Frans Pourbus II. - Alte Meister

(Antwerpen 1569–1622 Paris)
Bildnis Vincenzo Gonzagas, des Herzogs von Mantua (1562–1612),
Öl auf Leinwand, 76,5 x 66,8 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Sir James Murray-Pulteney, 7. Bart;
dessen Auktion, Christie’s, London, 20. Juni 1820;
Privatsammlung, USA;
Auktion, Sotheby’s, New York, 26. Mai 2016, Lot 21 (als Werkstatt Frans Pourbus II.);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Frans Pourbus’ Variationen dieser Komposition (Rom, Privatsammlung und Dresden, Gemäldegalerie) werden bei B. Ducos (Frans Pourbus le Jeune 1599–1622 Dijon 2011, S. 203, Kat.-Nr. P.A. 18, mit Abb., und S. 205, Kat.-Nr. 21, mit Abb.) besprochen.

Vincenzo Gonzaga, der Herzog von Mantua, war ein überaus einflussreicher Mäzen und Sammler, dem daran gelegen war, seinem Herzogtum auf der großen Bühne Europas eine sichtbarere Rolle einzuräumen, und der einen kulturell hochentwickelten und feudalen Hof vorantrieb, indem er auf die Dienste international angesehener Künstler wie Pourbus und den jungen Rubens zurückgriff, die sich beide im Jahr 1600 in Mantua einfanden.

In den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts gab es im herzoglichen Palast nachweislich über 500 Hofangestellte, darunter Maler, Schauspieler, Musiker, Dichter, Sänger, Komponisten, Wissenschaftler und viele andere. Federico Zuccari, der Pourbus bei Hofe traf, berichtete, dass der Herzog ihn mit einem jährlichen Salär als „den Maler mit dem goldenen Schlüssel“ engagiert hatte, was den Schluss zulässt, dass Pourbus das seltene Privileg hatte, den Palast zu führen. Pourbus’ Aufgabe bestand in erster Linie in der Produktion von Porträts des Herzogs und seiner Familie, wohingegen Rubens vor allem religiöse und mythologische Bilder für ihn schuf; mit seinem eigenen, Anfang des 17. Jahrhunderts noch bescheidenen Porträtschaffen stand er eindeutig in der Schuld Pourbus’, der prägenden Einfluss auf seinen großen Antwerpener Landsmann hatte.

Vincenzo Gonzaga war der Sohn von Guglielmo, dem 3. Herzog von Mantua, und der Erzherzogin Eleonore von Österreich. Seine Großeltern mütterlicherseits waren Kaiser Ferdinand I. und Prinzessin Anna von Böhmen und Ungarn. Er heiratete 1581 Margherita Farnese, doch die Ehe der beiden blieb kinderlos, und sie trennten sich bald. 1584 heiratete Vincenzo seine Kusine 1. Grades Eleonora de’ Medici, Tochter von Francesco I. de’ Medici und Johanna von Österreich, die ihm sechs Kinder gebar. Ab 1587 war Vincenzo regierender Herzog von Mantua.

Vincenzos Hof war berühmt für seine Extravaganz, nicht zuletzt aufgrund der vom Herzog und seinen Vorfahren angehäuften Kunstsammlung. Zwischen 1627 und 1630 wurde ein großer Teil der Sammlung an König Karl I. von England verkauft, während der Rest nach der Plünderung des Herzogspalasts durch kaiserliche Truppen im Jahr 1630 aufgrund einer kriegerischen Auseinandersetzung über die Erbfolge der Gonzaga in alle Winde zerstreut wurde. Weit über 2000 Gemälde und über 20 000 Bronzen, Marmorstatuen, Medaillen, Münzen, Keramiken, Handschriften, Bücher und andere Objekte umfassend, war die Sammlung Gonzaga eine der größten, die je zusammengetragen worden war.

Zweifellos schuf Pourbus auf längere Sicht seine schönsten Werke, als er im Dienst des Hauses Gonzaga stand. Die Porträts aus dieser Zeit zeichnen sich durch eine charakteristische und besonders reichhaltige Farbigkeit aus und sind von einer gewissen dunklen Dramatik erfüllt. Dies verleiht ihnen eine Intensität, die den höfischen Porträts, die Pourbus dann später im letzten Kapitel seiner Laufbahn in Paris schaffen sollte, abgeht. Aufgrund der Bedeutung des Herzogs und Pourbus’ Stellung bei Hof wurde der Maler mit mehreren Porträts Gonzagas und seiner Frau Eleonora de’ Medici beauftragt. Auf dem vorliegenden Gemälde trägt der Herzog stolz den Orden vom Goldenen Vlies um den Hals, den ihm Philipp II. von Spanien 1589 verliehen hatte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 163.577,-
Schätzwert:
EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-

Frans Pourbus II.


(Antwerpen 1569–1622 Paris)
Bildnis Vincenzo Gonzagas, des Herzogs von Mantua (1562–1612),
Öl auf Leinwand, 76,5 x 66,8 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Sir James Murray-Pulteney, 7. Bart;
dessen Auktion, Christie’s, London, 20. Juni 1820;
Privatsammlung, USA;
Auktion, Sotheby’s, New York, 26. Mai 2016, Lot 21 (als Werkstatt Frans Pourbus II.);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Frans Pourbus’ Variationen dieser Komposition (Rom, Privatsammlung und Dresden, Gemäldegalerie) werden bei B. Ducos (Frans Pourbus le Jeune 1599–1622 Dijon 2011, S. 203, Kat.-Nr. P.A. 18, mit Abb., und S. 205, Kat.-Nr. 21, mit Abb.) besprochen.

Vincenzo Gonzaga, der Herzog von Mantua, war ein überaus einflussreicher Mäzen und Sammler, dem daran gelegen war, seinem Herzogtum auf der großen Bühne Europas eine sichtbarere Rolle einzuräumen, und der einen kulturell hochentwickelten und feudalen Hof vorantrieb, indem er auf die Dienste international angesehener Künstler wie Pourbus und den jungen Rubens zurückgriff, die sich beide im Jahr 1600 in Mantua einfanden.

In den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts gab es im herzoglichen Palast nachweislich über 500 Hofangestellte, darunter Maler, Schauspieler, Musiker, Dichter, Sänger, Komponisten, Wissenschaftler und viele andere. Federico Zuccari, der Pourbus bei Hofe traf, berichtete, dass der Herzog ihn mit einem jährlichen Salär als „den Maler mit dem goldenen Schlüssel“ engagiert hatte, was den Schluss zulässt, dass Pourbus das seltene Privileg hatte, den Palast zu führen. Pourbus’ Aufgabe bestand in erster Linie in der Produktion von Porträts des Herzogs und seiner Familie, wohingegen Rubens vor allem religiöse und mythologische Bilder für ihn schuf; mit seinem eigenen, Anfang des 17. Jahrhunderts noch bescheidenen Porträtschaffen stand er eindeutig in der Schuld Pourbus’, der prägenden Einfluss auf seinen großen Antwerpener Landsmann hatte.

Vincenzo Gonzaga war der Sohn von Guglielmo, dem 3. Herzog von Mantua, und der Erzherzogin Eleonore von Österreich. Seine Großeltern mütterlicherseits waren Kaiser Ferdinand I. und Prinzessin Anna von Böhmen und Ungarn. Er heiratete 1581 Margherita Farnese, doch die Ehe der beiden blieb kinderlos, und sie trennten sich bald. 1584 heiratete Vincenzo seine Kusine 1. Grades Eleonora de’ Medici, Tochter von Francesco I. de’ Medici und Johanna von Österreich, die ihm sechs Kinder gebar. Ab 1587 war Vincenzo regierender Herzog von Mantua.

Vincenzos Hof war berühmt für seine Extravaganz, nicht zuletzt aufgrund der vom Herzog und seinen Vorfahren angehäuften Kunstsammlung. Zwischen 1627 und 1630 wurde ein großer Teil der Sammlung an König Karl I. von England verkauft, während der Rest nach der Plünderung des Herzogspalasts durch kaiserliche Truppen im Jahr 1630 aufgrund einer kriegerischen Auseinandersetzung über die Erbfolge der Gonzaga in alle Winde zerstreut wurde. Weit über 2000 Gemälde und über 20 000 Bronzen, Marmorstatuen, Medaillen, Münzen, Keramiken, Handschriften, Bücher und andere Objekte umfassend, war die Sammlung Gonzaga eine der größten, die je zusammengetragen worden war.

Zweifellos schuf Pourbus auf längere Sicht seine schönsten Werke, als er im Dienst des Hauses Gonzaga stand. Die Porträts aus dieser Zeit zeichnen sich durch eine charakteristische und besonders reichhaltige Farbigkeit aus und sind von einer gewissen dunklen Dramatik erfüllt. Dies verleiht ihnen eine Intensität, die den höfischen Porträts, die Pourbus dann später im letzten Kapitel seiner Laufbahn in Paris schaffen sollte, abgeht. Aufgrund der Bedeutung des Herzogs und Pourbus’ Stellung bei Hof wurde der Maler mit mehreren Porträts Gonzagas und seiner Frau Eleonora de’ Medici beauftragt. Auf dem vorliegenden Gemälde trägt der Herzog stolz den Orden vom Goldenen Vlies um den Hals, den ihm Philipp II. von Spanien 1589 verliehen hatte.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.