Lot Nr. 389


Guido Reni


Guido Reni - Alte Meister

(Bologna 1575–1642)
Der heilige Petrus,
Öl auf Leinwand, 61,3 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Rom;
Galleria Il Sagittario, Forlì (1993);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Pepper, Guido Reni’s Practice of Repeating Compositions, in: Artibus et Historiae, Vienna 1999, 39, S. 38, S. 41, Abb. 18 (als Guido Reni)

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde zeigt den Heiligen vor Reue zerfressen und das Mitleid des Betrachters erregend in der Nacht der Gefangennahme Christi. Die freie Malweise von Haar und Bart und die kraftvolle Umsetzung der expressiven Züge des erleuchteten Gesichts des Heiligen sind Markenzeichen Guido Renis. Der Künstler widmete sich dem Thema des heiligen Petrus bei mehreren Gelegenheiten und schuf auch Vorlagen für eine Reihe anderer Andachtssujets, etwa Darstellungen der Maria Magdalena und der betenden Muttergottes, die er mit großem Erfolg wiederholte. Stephen Pepper zufolge war auch dieser Prototyp des hl. Petrus überaus erfolgreich (siehe Literatur, S. 38). Reni experimentierte mit diesem Kompositionstypus das erste Mal 1633/1634 in einem heute im Museo del Prado, Madrid, befindlichen Gemälde (Inv.-Nr. P219) und danach in einem weiteren, um 1637 entstandenen Werk, das heute im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 243).

Der 1575 in Bologna geborene Guido Reni wurde im 17. Jahrhundert zum führenden Vertreter des Bologneser Klassizismus. Nach einer ersten Ausbildung an der Accademia degli Incamminati, der bedeutenden von den Carracci in seiner Geburtsstadt begründeten Schule, offenbarte sich sein Talent bald, und er erhielt zahlreiche Aufträge als freier Künstler, etwa die heute in der Pinacoteca Nazionale di Bologna aufbewahrte Krönung der Jungfrau Maria. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts war er in Rom, wo er zum Vermittler des Geschmacks der kultiviertesten und vornehmsten aristokratischen Mäzene wurde und unter dem Schutz von Papst Paul V. und Scipione Borghese stand, die ihn mit zahllosen prestigeträchtigen Aufträgen versorgten. In den Jahren seiner Reifezeit belieferte er ganz Italien mit seinen Werken, auch wenn er sich 1614 endgültig in Bologna niedergelassen hatte.

„Lieblichkeit, Anmut, Perfektion“ – diese drei Adjektive gebrauchte Sandrart, um Renis Auffassung von Schönheit zu beschreiben (siehe J. von Sandrart, L’Academia todesca della Architectura, Scultura & Pittura, Nürnberg 1675). Geduld und Beobachtung, ein Festhalten an der akademischen Klassik sowie die Ausgewogenheit seiner Kompositionen sorgten für Renis Erfolg im Fahrwasser Raffaels. Sein außergewöhnlicher Sinn für Harmonie und die Subtilität seiner Palette sprachen den Geschmack seiner Auftraggeber an und entsprachen dem ästhetischen Kanon der Zeit. In seinen Sfogamenti d’ingegno von 1614 zeichnet der Dichter Pier Francesco Minozzi folgendes Bild: „Sì, è quel gran Guido, che ai nostri tempi è il Platone dei poeti muti, il Virgilio dei disegnatori, l’Aristotele dei pittori” [„Ja, es ist der große Guido, der Plato der verstummten Dichter unserer Zeit, der Virgil der Zeichner, der Aristoteles der Maler.“]

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.800,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Guido Reni


(Bologna 1575–1642)
Der heilige Petrus,
Öl auf Leinwand, 61,3 x 49,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Adelsbesitz, Rom;
Galleria Il Sagittario, Forlì (1993);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Pepper, Guido Reni’s Practice of Repeating Compositions, in: Artibus et Historiae, Vienna 1999, 39, S. 38, S. 41, Abb. 18 (als Guido Reni)

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde zeigt den Heiligen vor Reue zerfressen und das Mitleid des Betrachters erregend in der Nacht der Gefangennahme Christi. Die freie Malweise von Haar und Bart und die kraftvolle Umsetzung der expressiven Züge des erleuchteten Gesichts des Heiligen sind Markenzeichen Guido Renis. Der Künstler widmete sich dem Thema des heiligen Petrus bei mehreren Gelegenheiten und schuf auch Vorlagen für eine Reihe anderer Andachtssujets, etwa Darstellungen der Maria Magdalena und der betenden Muttergottes, die er mit großem Erfolg wiederholte. Stephen Pepper zufolge war auch dieser Prototyp des hl. Petrus überaus erfolgreich (siehe Literatur, S. 38). Reni experimentierte mit diesem Kompositionstypus das erste Mal 1633/1634 in einem heute im Museo del Prado, Madrid, befindlichen Gemälde (Inv.-Nr. P219) und danach in einem weiteren, um 1637 entstandenen Werk, das heute im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 243).

Der 1575 in Bologna geborene Guido Reni wurde im 17. Jahrhundert zum führenden Vertreter des Bologneser Klassizismus. Nach einer ersten Ausbildung an der Accademia degli Incamminati, der bedeutenden von den Carracci in seiner Geburtsstadt begründeten Schule, offenbarte sich sein Talent bald, und er erhielt zahlreiche Aufträge als freier Künstler, etwa die heute in der Pinacoteca Nazionale di Bologna aufbewahrte Krönung der Jungfrau Maria. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts war er in Rom, wo er zum Vermittler des Geschmacks der kultiviertesten und vornehmsten aristokratischen Mäzene wurde und unter dem Schutz von Papst Paul V. und Scipione Borghese stand, die ihn mit zahllosen prestigeträchtigen Aufträgen versorgten. In den Jahren seiner Reifezeit belieferte er ganz Italien mit seinen Werken, auch wenn er sich 1614 endgültig in Bologna niedergelassen hatte.

„Lieblichkeit, Anmut, Perfektion“ – diese drei Adjektive gebrauchte Sandrart, um Renis Auffassung von Schönheit zu beschreiben (siehe J. von Sandrart, L’Academia todesca della Architectura, Scultura & Pittura, Nürnberg 1675). Geduld und Beobachtung, ein Festhalten an der akademischen Klassik sowie die Ausgewogenheit seiner Kompositionen sorgten für Renis Erfolg im Fahrwasser Raffaels. Sein außergewöhnlicher Sinn für Harmonie und die Subtilität seiner Palette sprachen den Geschmack seiner Auftraggeber an und entsprachen dem ästhetischen Kanon der Zeit. In seinen Sfogamenti d’ingegno von 1614 zeichnet der Dichter Pier Francesco Minozzi folgendes Bild: „Sì, è quel gran Guido, che ai nostri tempi è il Platone dei poeti muti, il Virgilio dei disegnatori, l’Aristotele dei pittori” [„Ja, es ist der große Guido, der Plato der verstummten Dichter unserer Zeit, der Virgil der Zeichner, der Aristoteles der Maler.“]


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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