Lot Nr. 598


Jean-Baptiste van Loo


Jean-Baptiste van Loo - Alte Meister

(Aix-en-Provence 1684–1745)
Bildnis eines eleganten Herrn im roten Samtumhang,
Öl auf Leinwand, 90 x 71,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 15. Oktober 2013, Lot 583;
Europäische Privatsammlung

Wir danken Jean Jacques Petit und Georg Lechner, die die Zuschreibung unabhängig voneinander bestätigt haben.

Sowohl die Monumentalität der Komposition insgesamt als auch die sorgfältige Ausführung des auf der Innenseite reich bestickten roten Samtumhangs tragen dazu bei, dass dieses interessante wiederaufgefundene Porträt ein Flair von Größe und Selbstsicherheit verströmt. Damit wird auf die Bedeutsamkeit des Dargestellten hingewiesen, bei dem es sich um einen Freund des Künstlers handeln könnte. Zwar lässt sich keine genaue Datierung dieses höchst imposanten Bildnisses vornehmen, doch scheint es aus den letzten Lebensjahren van Loos und damit aus der Zeit nach seinem Englandaufenthalt zu stammen, entstanden entweder kurz nach seiner Ankunft in Paris 1742 oder in Aix-en-Provence, wo der gefeierte Porträtist den prächtigen Pavillon Vendôme, eines der schönsten Adelspalais der Stadt, erworben hatte. Dies stünde auch im Einklang mit der Perücke, in der sich hier wohl eher die Mode der 1740er-Jahre zeigt, wohingegen sie bei den Dargestellten van Loos früherer französischer Werke vielmehr dem Régence-Stil entsprach. Dass van Loo sich ein glanzvolles Leben im Pavillon Vendôme leisten konnte, wirft Licht auf seinen außerordentlichen Erfolg als internationaler Künstler, der für Fürstenhäuser und aristokratische Familien in ganz Europa tätig war. Während der Schaffenszeit van Loos ermöglichte ausnahmslos und ausschließlich königliches Mäzenatentum den Erfolg eines Porträtisten. Der Künstler malte nicht nur Ludwig XV., Königin Maria Leszczynska, König Stanislaus August von Polen und König Karl Emanuel von Sardinien, sondern auch den ersten britischen Premierminister Horace Walpole, den Prinzen von Wales (den künftigen König Georg III.) und dessen Frau, Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Wie auch aus dem vorliegenden Gemälde ersichtlich wird, gelang es van Loo, eine subtil charakterisierte Wiedergabe der dargestellten Person mit einer eleganten Farbigkeit und Kompositionsweise zu verbinden, was realistische, aber dennoch außerordentlich vornehme Porträts hervorbrachte. Interessant ist die Handhaltung, die als eine Art Requisit bei den Selbstporträts der Familie van Loo fungiert zu haben scheint, wie zahlreiche Beispiele belegen.

Van Loo kam aus Aix und stammte aus einer Familie mit einer großen, zunächst den Niederlanden zugewandten künstlerischen Tradition. Sein Großvater Jacob van Loo war einer der führenden holländischen Klassizisten gewesen, und sein Vater Louis Abraham ließ sich in der Folge in Frankreich nieder, zumal die künstlerische Vorherrschaft des französischen Akademismus dem Goldenen Zeitalter der Malerei in den Niederlanden ein Ende gesetzt hatte. Der anfänglich von seinem Vater ausgebildete Künstler wurde vom Fürsten von Carignan protegiert, der ihn nach Rom schickte, wo er unter Benedetto Luti studierte. Er fand häufig Beschäftigung bei kirchlichen Aufträgen und führte insbesondere eine vielgelobte Geißelung Christi für Santa Maria in Monticelli aus. In Turin arbeitete er für den Herzog von Savoyen Karl Emanuel II. und mehrere Angehörige seines Hofs. Dann zog er nach Paris, wo er in die Académie royale de peinture et de sculpture aufgenommen wurde. Er schuf dort mehrere Altargemälde und restaurierte die Werke Francesco Primaticcios in Fontainebleau. 1737 ging er nach England, wo einige seiner gelungensten Werke entstanden. Sein Porträt von Richard Temple, dem ersten Viscount Cobham (National Portrait Gallery, Inv.-Nr. NPG 286), ist in einem sehr ähnlichen Stil gehalten wie das vorliegende Bild (obschon Kleidung und Perücke von Lord Cobham weniger modisch sind als bei dem hier Dargestellten). 1740 entstanden, ist es ein Zeugnis der stilistischen Entwicklung des Künstlers kurz vor seiner Rückkehr in seine Heimat Frankreich und somit kurz vor Beauftragung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.300,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Jean-Baptiste van Loo


(Aix-en-Provence 1684–1745)
Bildnis eines eleganten Herrn im roten Samtumhang,
Öl auf Leinwand, 90 x 71,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Dorotheum, Wien, 15. Oktober 2013, Lot 583;
Europäische Privatsammlung

Wir danken Jean Jacques Petit und Georg Lechner, die die Zuschreibung unabhängig voneinander bestätigt haben.

Sowohl die Monumentalität der Komposition insgesamt als auch die sorgfältige Ausführung des auf der Innenseite reich bestickten roten Samtumhangs tragen dazu bei, dass dieses interessante wiederaufgefundene Porträt ein Flair von Größe und Selbstsicherheit verströmt. Damit wird auf die Bedeutsamkeit des Dargestellten hingewiesen, bei dem es sich um einen Freund des Künstlers handeln könnte. Zwar lässt sich keine genaue Datierung dieses höchst imposanten Bildnisses vornehmen, doch scheint es aus den letzten Lebensjahren van Loos und damit aus der Zeit nach seinem Englandaufenthalt zu stammen, entstanden entweder kurz nach seiner Ankunft in Paris 1742 oder in Aix-en-Provence, wo der gefeierte Porträtist den prächtigen Pavillon Vendôme, eines der schönsten Adelspalais der Stadt, erworben hatte. Dies stünde auch im Einklang mit der Perücke, in der sich hier wohl eher die Mode der 1740er-Jahre zeigt, wohingegen sie bei den Dargestellten van Loos früherer französischer Werke vielmehr dem Régence-Stil entsprach. Dass van Loo sich ein glanzvolles Leben im Pavillon Vendôme leisten konnte, wirft Licht auf seinen außerordentlichen Erfolg als internationaler Künstler, der für Fürstenhäuser und aristokratische Familien in ganz Europa tätig war. Während der Schaffenszeit van Loos ermöglichte ausnahmslos und ausschließlich königliches Mäzenatentum den Erfolg eines Porträtisten. Der Künstler malte nicht nur Ludwig XV., Königin Maria Leszczynska, König Stanislaus August von Polen und König Karl Emanuel von Sardinien, sondern auch den ersten britischen Premierminister Horace Walpole, den Prinzen von Wales (den künftigen König Georg III.) und dessen Frau, Charlotte von Mecklenburg-Strelitz. Wie auch aus dem vorliegenden Gemälde ersichtlich wird, gelang es van Loo, eine subtil charakterisierte Wiedergabe der dargestellten Person mit einer eleganten Farbigkeit und Kompositionsweise zu verbinden, was realistische, aber dennoch außerordentlich vornehme Porträts hervorbrachte. Interessant ist die Handhaltung, die als eine Art Requisit bei den Selbstporträts der Familie van Loo fungiert zu haben scheint, wie zahlreiche Beispiele belegen.

Van Loo kam aus Aix und stammte aus einer Familie mit einer großen, zunächst den Niederlanden zugewandten künstlerischen Tradition. Sein Großvater Jacob van Loo war einer der führenden holländischen Klassizisten gewesen, und sein Vater Louis Abraham ließ sich in der Folge in Frankreich nieder, zumal die künstlerische Vorherrschaft des französischen Akademismus dem Goldenen Zeitalter der Malerei in den Niederlanden ein Ende gesetzt hatte. Der anfänglich von seinem Vater ausgebildete Künstler wurde vom Fürsten von Carignan protegiert, der ihn nach Rom schickte, wo er unter Benedetto Luti studierte. Er fand häufig Beschäftigung bei kirchlichen Aufträgen und führte insbesondere eine vielgelobte Geißelung Christi für Santa Maria in Monticelli aus. In Turin arbeitete er für den Herzog von Savoyen Karl Emanuel II. und mehrere Angehörige seines Hofs. Dann zog er nach Paris, wo er in die Académie royale de peinture et de sculpture aufgenommen wurde. Er schuf dort mehrere Altargemälde und restaurierte die Werke Francesco Primaticcios in Fontainebleau. 1737 ging er nach England, wo einige seiner gelungensten Werke entstanden. Sein Porträt von Richard Temple, dem ersten Viscount Cobham (National Portrait Gallery, Inv.-Nr. NPG 286), ist in einem sehr ähnlichen Stil gehalten wie das vorliegende Bild (obschon Kleidung und Perücke von Lord Cobham weniger modisch sind als bei dem hier Dargestellten). 1740 entstanden, ist es ein Zeugnis der stilistischen Entwicklung des Künstlers kurz vor seiner Rückkehr in seine Heimat Frankreich und somit kurz vor Beauftragung des vorliegenden Gemäldes.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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