Lot Nr. 91


Ferdinand Leeke


Ferdinand Leeke - Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts

(Burg/Magdeburg 1859-1923 Nürnberg)
Motiv aus Richard Wagners "Walküre" (1. Aufzug: Sieglinde und ihr Bruder Siegmund, der das Schwert Nothung aus der im Raum stehenden Esche gezogen hat), schwach leserlicher Signaturstempel, Öl auf Leinwand, 135 x 100 cm, gerahmt, (Rei)

Mit den Worten „Wess‘ Herd dies auch sei, / hier muss ich rasten.“ betritt der erschöpfe Siegmund zu Beginn des 1. Aufzugs der „Walküre“ das Haus Hundings, nicht ahnend, dass er hier seine Schwester vorfinden wird. Sieglinde wurde als Kleinkind geraubt und Hunding zur Frau gegeben. Sie weiß wenig über ihre Herkunft und erkennt ihren Zwillingsbruder zunächst nicht.
Als Hunding heimkehrt, findet er den Feind vor, den er soeben noch in der Schlacht bekämpfen wollte. Doch zwingt ihn das Gastrecht auch dem Feind eine Nacht Unterkunft zu gewähren. Für den nächsten Morgen fordert er ihn jedoch zum Zweikampf heraus: „des flücht’gen Frevlers Spur / im eig’nen Haus zu erspäh’n. / Mein Haus hütet, / Wölfing, dich heut‘, / für die Nacht nahm ich dich auf: / mit starker Waffe / doch wehre dich morgen;“
Sieglinde allerdings, die sich zunehmend zu dem Fremden hingezogen fühlt, verabreicht ihrem Mann einen Schlaftrunk und versucht Siegmund mit Blicken auf den Stamm der Esche hinzuweisen, in dem ein Schwert steckt, das noch niemand herauszuziehen vermochte.

Siegmund findet sich nachts allein im großen Saal und hadert mit seinem Schicksal:
Ein Schwert verhiess mir der Vater, / ich fänd‘ es in höchster Not. / Waffenlos fiel ich / in Feindes Haus; (…) ein Weib sah ich, / wonnig und hehr: (…) zu der mich nun Sehnsucht zieht, die mit süssem Zauber mich sehrt / im Zwange hält sie der Mann, / der mich – Wehrlosen höhnt
Doch auf einmal weist ihm der Schein des Feuers eine Stelle im Eschenstamm und auch Sieglinde tritt ein und berichtet ihm von dem wundersamen Schwert. Sie erblicken einander, erkennen sich als Geschwister (Du bist das Bild, / das ich in mir barg) und – beflügelt von der lauen Frühlingsnacht – entbrennen in leidenschaftlicher Liebe.

Hier setzt Leekes Gemälde ein und greift den dramatischen Höhepunkt der 3. Szene des ersten Aufzuges heraus, in dem Siegmund das Schwert aus dem Stamm der Esche zieht:
Heiligster Minne / höchste Noth, / sehnender Liebe / sehrende Noth, / brennt mir hell in der Brust, / drängt zu That und Tod: / Nothung! Nothung! / so nenn‘ ich dich Schwert!“
Nachdem ihm dies gelungen ist, streckt Siegmund ekstatisch die Arme nach Sieglinde aus: „Braut und Schwester / bist du dem Bruder / so blühe denn Wälsungen-Blut!

In diesen berühmten Schlussworten kulminiert die inzestuöse und leidenschaftliche Verstrickung des ersten Aktes. Alles Weitere wird auf der Bühne – und bei Leeke - ausgespart und der Phantasie des Publikums überlassen. In diesem Sinne ist auch Wagners finale Regieanweisung zu verstehen: Er zieht sie mit wüthender Gluth an sich; sie sinkt mit einem Schrei an seine Brust. Der Vorhang fällt schnell.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

24.06.2019 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 5.120,-
Schätzwert:
EUR 4.000,- bis EUR 6.000,-

Ferdinand Leeke


(Burg/Magdeburg 1859-1923 Nürnberg)
Motiv aus Richard Wagners "Walküre" (1. Aufzug: Sieglinde und ihr Bruder Siegmund, der das Schwert Nothung aus der im Raum stehenden Esche gezogen hat), schwach leserlicher Signaturstempel, Öl auf Leinwand, 135 x 100 cm, gerahmt, (Rei)

Mit den Worten „Wess‘ Herd dies auch sei, / hier muss ich rasten.“ betritt der erschöpfe Siegmund zu Beginn des 1. Aufzugs der „Walküre“ das Haus Hundings, nicht ahnend, dass er hier seine Schwester vorfinden wird. Sieglinde wurde als Kleinkind geraubt und Hunding zur Frau gegeben. Sie weiß wenig über ihre Herkunft und erkennt ihren Zwillingsbruder zunächst nicht.
Als Hunding heimkehrt, findet er den Feind vor, den er soeben noch in der Schlacht bekämpfen wollte. Doch zwingt ihn das Gastrecht auch dem Feind eine Nacht Unterkunft zu gewähren. Für den nächsten Morgen fordert er ihn jedoch zum Zweikampf heraus: „des flücht’gen Frevlers Spur / im eig’nen Haus zu erspäh’n. / Mein Haus hütet, / Wölfing, dich heut‘, / für die Nacht nahm ich dich auf: / mit starker Waffe / doch wehre dich morgen;“
Sieglinde allerdings, die sich zunehmend zu dem Fremden hingezogen fühlt, verabreicht ihrem Mann einen Schlaftrunk und versucht Siegmund mit Blicken auf den Stamm der Esche hinzuweisen, in dem ein Schwert steckt, das noch niemand herauszuziehen vermochte.

Siegmund findet sich nachts allein im großen Saal und hadert mit seinem Schicksal:
Ein Schwert verhiess mir der Vater, / ich fänd‘ es in höchster Not. / Waffenlos fiel ich / in Feindes Haus; (…) ein Weib sah ich, / wonnig und hehr: (…) zu der mich nun Sehnsucht zieht, die mit süssem Zauber mich sehrt / im Zwange hält sie der Mann, / der mich – Wehrlosen höhnt
Doch auf einmal weist ihm der Schein des Feuers eine Stelle im Eschenstamm und auch Sieglinde tritt ein und berichtet ihm von dem wundersamen Schwert. Sie erblicken einander, erkennen sich als Geschwister (Du bist das Bild, / das ich in mir barg) und – beflügelt von der lauen Frühlingsnacht – entbrennen in leidenschaftlicher Liebe.

Hier setzt Leekes Gemälde ein und greift den dramatischen Höhepunkt der 3. Szene des ersten Aufzuges heraus, in dem Siegmund das Schwert aus dem Stamm der Esche zieht:
Heiligster Minne / höchste Noth, / sehnender Liebe / sehrende Noth, / brennt mir hell in der Brust, / drängt zu That und Tod: / Nothung! Nothung! / so nenn‘ ich dich Schwert!“
Nachdem ihm dies gelungen ist, streckt Siegmund ekstatisch die Arme nach Sieglinde aus: „Braut und Schwester / bist du dem Bruder / so blühe denn Wälsungen-Blut!

In diesen berühmten Schlussworten kulminiert die inzestuöse und leidenschaftliche Verstrickung des ersten Aktes. Alles Weitere wird auf der Bühne – und bei Leeke - ausgespart und der Phantasie des Publikums überlassen. In diesem Sinne ist auch Wagners finale Regieanweisung zu verstehen: Er zieht sie mit wüthender Gluth an sich; sie sinkt mit einem Schrei an seine Brust. Der Vorhang fällt schnell.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2019 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.06. - 24.06.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.