Lot Nr. 562


Julius Eduard Marak


Julius Eduard Marak - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Leitomischl 1832-1899 Prag)
Motiv aus dem Riesengebirge in Böhmen, Öl auf Leinwand, 84x 145 cm, gerahmt, (W)

Provenienz:
Sammlung Dr. Georg Albert (1869-1943), Wien;
Privatsammlung Wien;
Privatsammlung Österreich.

Künstlerhausetikett 1904, 1733 (fälschlich als Aquarell angeführt) von Mag. Paul Rachler bestätigt.

Wir danken Dr. Michal Simek für die wissenschaftliche Unterstützung.

Dieses Jahr erinnern wir uns an den 120 Todestag von Julius Mařák, der zurecht als Gründer der tschechischen modernen Landschaftsmalerei angesehen werden kann. Sein pädagogischer Beitrag für die Generation von Landschaftsmalern, die Ende der 60er und 70er Jahre des 19. Jahrhunderts geboren wurden und sich dazu entschieden auf der Prager Akademie Landschaftsmalerei zu studieren, ist nicht nur anhand der Anerkennungen, die auch heute noch seine Schüler erhalten, sondern auch aus den Anerkennungen, die von seinen Schülern gegenüber seiner Person ausgesprochen werden ersichtlich. Trotz der Bedeutung und der Anerkennung der Werke von Mařák ist sein Schaffen jedoch weiterhin von einem Schleier voller Geheimnisse und Ungenauigkeiten, fehlenden Datierungen und identifizierbaren Bildern umgeben, die der Künstler zu seinen Lebzeiten ausgestellt hat. Eines der Bilder, das wir mit Recht dem Besten aus dem Schaffen von Mařák zuordnen können, ist das vorliegende Los, das wunderschön ist und uns so wie eine Reihe der anderen Bilder des Malers die Situation auf den ersten Blick nicht erleichtert. Zum Glück jedoch nur auf den ersten Blick. Das Bild hat auf der Rückseite ein Etikett von der Ausstellung im Wiener Kunstverein aus dem Jahr 1904, aber so wie es manchmal ist, entspricht die Beschreibung des Bildes von Mařákova, die unter dieser Nummer angeführt ist nicht der Technik. Trotzdem hilft uns die angebotene Arbeit bei der Erkennung der Werke von Mařák mehr, als wir glauben. Nach der erzwungenen Rückkehr aus München im Jahr 1855 hat Mařák bei seinem Vater in Heřmanových Sejfech im Vorgebirge des Riesengebirges gewohnt und eben diese Zeit der sogenannten Wanderjahre wird als besonders inspirative und fruchtbare Zeit mit einer Vielzahl von Skizzen angesehen, die sich im Gedächtnis des jungen Malers eingeprägt haben. Und vor allem für diesen Zeitraum gibt es Nachweise, dass Mařák im Riesengebirge gelebt hat. Einstweilen er während seiner fast dreißig in Wien verbrachter Lebensjahre Oberungarn, Tirol und Norditalien und nach seiner Ankunft in Prag im Jahr 1887 vor allem den Böhmerwald besucht hat, waren es gerade die Wanderjahre und die darauffolgenden Jahre, die das Schaffen von Mařák am meisten durch die Motive aus dem höchsten tschechischen Gebirge inspiriert haben. Im Jahr 1858 hat Mařák auf der Ausstellung der Wiener Akademie ein Bild mit dem Motiv aus dem Riesengebirge in Böhmen ausgestellt. Mit dem gleichen Jahr wird auch die Alpenlandschaft (National Galerie in Prag, O 2756) datiert. Das angebotene Bild und auch das Bild aus dem Besitz der Nationalen Galerie in Prag haben in ihrer Komposition ein gemeinsames wesentliches Element – das Felsmassiv im Hintergrund im rechten Teil des Bildes. Dieser Gedanke hat uns deshalb bei den Bemühungen das angebotene Prachtstück von Mařák zu identifizieren in das Riesengebirge geführt und zu einer eindeutigen Identifikation des Felsmassives und des Sees geführt, der auf dem angebotenen Bild als Bergsee Kleiner Teich auf der schlesischen Seite des Riesengebirges festgehalten wurde. Das Bild befand sich für Jahrzehnte in Österreich und befand sich ursprünglich im Besitz des österreichischen Philosophen und Arztes Georg Albert (1869-1943). Es ist davon auszugehen, dass es sich um ein Erbstück nach seinem Vater, dem bedeutenden Wiener Chirurgen Eduard Albert (1841-1900) gehandelt hat, der in Ostböhmen in Senftenberg geboren wurde und der 1881 Vorsteher der 1. Chirurgischen Klinik in Wien wurde. Eben Eduard Albert war der Bruder von František Albert, in dessen Besitz sich einige Arbeiten von Mařák befanden, die wir heute in der Gemäldegalerie der Stadtgalerie in Litomyšl bewundern können. Der vermutliche ursprüngliche Besitzer des Bildes kann uns auch mit der Datierung der Entstehung des Bildes helfen, die wir in der Zeit der Mitte der 80. Jahre des 19. Jahrhunderts, kurz vor Mařáks Abreise von Wien nach Prag im Jahr 1887 einordnen. Neben der unstrittigen künstlerischen Qualität und dem unverwechselbaren Kunststil von Mařák bietet uns das Bild auch einen Schlüssel zur Enthüllung jenes Bildes, das im Jahr 1858 unter der Bezeichnung Landschaft des Riesengebirges ausgestellt wurde. So können wir eben das oben erwähnte Bild aus dem Besitz der Nationalen Galerie in Prag bezeichnen. Das angebotene Werk stellt den realen Zustand in der Umgebung des Bergsees Kleiner Teich besser dar, da die idealisierte Landschaftsmalerei der Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als die Romantik dominiert die Vorahnung der realistischen künstlerischen Bemühungen der Schüler von Mařák, vor allem von Otakar Lebeda auflebt, wobei dieser es durch den zeitlichen Abstand dazu viel näher hat. Die für Mařák typische Arbeit mit beliebten Motiven bestätigt auch der Torso eines Baumes links von der Mitte der Komposition, der genau einer anderen Arbeit von Mařák entspricht, die in der Monografie des Künstlers Jan Loriš (Jan Loriš, Julius Mařák, Prag 1955, Abb. 66) publiziert wurde. Das angebotene Werk Landschaft des Riesengebirges gehört dank der Provenienz zu den bedeutendsten Bildern von Mařák, die vom Kunstmarkt in den letzten 30 Jahren angeboten wurden und es stellt einen weiteren, sehr bedeutenden Stein im Mosaik dar um diesen Künstler besser kennen zu lernen.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at

23.10.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 81.550,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 100.000,-

Julius Eduard Marak


(Leitomischl 1832-1899 Prag)
Motiv aus dem Riesengebirge in Böhmen, Öl auf Leinwand, 84x 145 cm, gerahmt, (W)

Provenienz:
Sammlung Dr. Georg Albert (1869-1943), Wien;
Privatsammlung Wien;
Privatsammlung Österreich.

Künstlerhausetikett 1904, 1733 (fälschlich als Aquarell angeführt) von Mag. Paul Rachler bestätigt.

Wir danken Dr. Michal Simek für die wissenschaftliche Unterstützung.

Dieses Jahr erinnern wir uns an den 120 Todestag von Julius Mařák, der zurecht als Gründer der tschechischen modernen Landschaftsmalerei angesehen werden kann. Sein pädagogischer Beitrag für die Generation von Landschaftsmalern, die Ende der 60er und 70er Jahre des 19. Jahrhunderts geboren wurden und sich dazu entschieden auf der Prager Akademie Landschaftsmalerei zu studieren, ist nicht nur anhand der Anerkennungen, die auch heute noch seine Schüler erhalten, sondern auch aus den Anerkennungen, die von seinen Schülern gegenüber seiner Person ausgesprochen werden ersichtlich. Trotz der Bedeutung und der Anerkennung der Werke von Mařák ist sein Schaffen jedoch weiterhin von einem Schleier voller Geheimnisse und Ungenauigkeiten, fehlenden Datierungen und identifizierbaren Bildern umgeben, die der Künstler zu seinen Lebzeiten ausgestellt hat. Eines der Bilder, das wir mit Recht dem Besten aus dem Schaffen von Mařák zuordnen können, ist das vorliegende Los, das wunderschön ist und uns so wie eine Reihe der anderen Bilder des Malers die Situation auf den ersten Blick nicht erleichtert. Zum Glück jedoch nur auf den ersten Blick. Das Bild hat auf der Rückseite ein Etikett von der Ausstellung im Wiener Kunstverein aus dem Jahr 1904, aber so wie es manchmal ist, entspricht die Beschreibung des Bildes von Mařákova, die unter dieser Nummer angeführt ist nicht der Technik. Trotzdem hilft uns die angebotene Arbeit bei der Erkennung der Werke von Mařák mehr, als wir glauben. Nach der erzwungenen Rückkehr aus München im Jahr 1855 hat Mařák bei seinem Vater in Heřmanových Sejfech im Vorgebirge des Riesengebirges gewohnt und eben diese Zeit der sogenannten Wanderjahre wird als besonders inspirative und fruchtbare Zeit mit einer Vielzahl von Skizzen angesehen, die sich im Gedächtnis des jungen Malers eingeprägt haben. Und vor allem für diesen Zeitraum gibt es Nachweise, dass Mařák im Riesengebirge gelebt hat. Einstweilen er während seiner fast dreißig in Wien verbrachter Lebensjahre Oberungarn, Tirol und Norditalien und nach seiner Ankunft in Prag im Jahr 1887 vor allem den Böhmerwald besucht hat, waren es gerade die Wanderjahre und die darauffolgenden Jahre, die das Schaffen von Mařák am meisten durch die Motive aus dem höchsten tschechischen Gebirge inspiriert haben. Im Jahr 1858 hat Mařák auf der Ausstellung der Wiener Akademie ein Bild mit dem Motiv aus dem Riesengebirge in Böhmen ausgestellt. Mit dem gleichen Jahr wird auch die Alpenlandschaft (National Galerie in Prag, O 2756) datiert. Das angebotene Bild und auch das Bild aus dem Besitz der Nationalen Galerie in Prag haben in ihrer Komposition ein gemeinsames wesentliches Element – das Felsmassiv im Hintergrund im rechten Teil des Bildes. Dieser Gedanke hat uns deshalb bei den Bemühungen das angebotene Prachtstück von Mařák zu identifizieren in das Riesengebirge geführt und zu einer eindeutigen Identifikation des Felsmassives und des Sees geführt, der auf dem angebotenen Bild als Bergsee Kleiner Teich auf der schlesischen Seite des Riesengebirges festgehalten wurde. Das Bild befand sich für Jahrzehnte in Österreich und befand sich ursprünglich im Besitz des österreichischen Philosophen und Arztes Georg Albert (1869-1943). Es ist davon auszugehen, dass es sich um ein Erbstück nach seinem Vater, dem bedeutenden Wiener Chirurgen Eduard Albert (1841-1900) gehandelt hat, der in Ostböhmen in Senftenberg geboren wurde und der 1881 Vorsteher der 1. Chirurgischen Klinik in Wien wurde. Eben Eduard Albert war der Bruder von František Albert, in dessen Besitz sich einige Arbeiten von Mařák befanden, die wir heute in der Gemäldegalerie der Stadtgalerie in Litomyšl bewundern können. Der vermutliche ursprüngliche Besitzer des Bildes kann uns auch mit der Datierung der Entstehung des Bildes helfen, die wir in der Zeit der Mitte der 80. Jahre des 19. Jahrhunderts, kurz vor Mařáks Abreise von Wien nach Prag im Jahr 1887 einordnen. Neben der unstrittigen künstlerischen Qualität und dem unverwechselbaren Kunststil von Mařák bietet uns das Bild auch einen Schlüssel zur Enthüllung jenes Bildes, das im Jahr 1858 unter der Bezeichnung Landschaft des Riesengebirges ausgestellt wurde. So können wir eben das oben erwähnte Bild aus dem Besitz der Nationalen Galerie in Prag bezeichnen. Das angebotene Werk stellt den realen Zustand in der Umgebung des Bergsees Kleiner Teich besser dar, da die idealisierte Landschaftsmalerei der Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als die Romantik dominiert die Vorahnung der realistischen künstlerischen Bemühungen der Schüler von Mařák, vor allem von Otakar Lebeda auflebt, wobei dieser es durch den zeitlichen Abstand dazu viel näher hat. Die für Mařák typische Arbeit mit beliebten Motiven bestätigt auch der Torso eines Baumes links von der Mitte der Komposition, der genau einer anderen Arbeit von Mařák entspricht, die in der Monografie des Künstlers Jan Loriš (Jan Loriš, Julius Mařák, Prag 1955, Abb. 66) publiziert wurde. Das angebotene Werk Landschaft des Riesengebirges gehört dank der Provenienz zu den bedeutendsten Bildern von Mařák, die vom Kunstmarkt in den letzten 30 Jahren angeboten wurden und es stellt einen weiteren, sehr bedeutenden Stein im Mosaik dar um diesen Künstler besser kennen zu lernen.

Expertin: Dr. Christl Wolf Dr. Christl Wolf
+43-1-515 60-377

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 23.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.