Lot Nr. 100


Anton Franz Hampisch


Anton Franz Hampisch - Alte Meister I

(tätig in Prag zwischen 1723 und 1768)
Galeriebild mit zwei Sammlern und einem Maler an der Staffelei,
Öl auf Leinwand, 79 x 96 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Frankreich, bis zur ersten Jahreshälfte 2019

Über die Herkunft und die Ausbildung des Malers Anton Franz Hampisch ist nichts bekannt. Man weiß von ihm nur, dass er 1727 zusammen mit zwei Kollegen die berühmte Sammlung des Grafen Kolowrat in Prag bzw. Reichenau (Ostböhmen) bewertete. Hana Seifertová schrieb 1997 über Hampisch: „So hat sich beispielsweise eine Komposition von Anton Franz Hampisch (tätig zwischen 1723 und 1768 in Prag) erhalten, die auf interessante Weise Teniers’ Ansicht der Gemäldegalerie Erzherzog Leopold Wilhelms paraphrasiert. Der Maler, der offenbar kein sehr innovationsreicher Künstler war, übernahm beinahe sklavisch den Bildentwurf seines berühmten Vorgängers, füllte ihn aber mit Gemälden bekannter Prager Künstler und mit Werken, die er aus den hiesigen Sammlungen kannte. Auch die Staffage ahmte er in den gleichen Stellungen und analogen Beziehungen nach. Im Unterschied zu Johann Michael Bretschneider (1656–1727), einem anderen böhmischen Künstler, der sich ebenfalls auf Galeriebilder spezialisiert hatte, wählte er keine grafischen Vorlagen, sondern verkleinerte verschiedene Kompositionen, die ihm aus den adligen Kollektionen vertraut waren. Unter den Porträts entdeckt man beispielsweise das um 1725 entstandene Selbstbildnis Peter Brandls (Privatbesitz), die Rubens-Komposition Maria Magdalena und Martha, die sich im 18. Jahrhundert in der Prager Sammlung der Grafen Nostitz befand (heute Kunsthistorisches Museum, Wien), außerdem Correggios Mystische Verlobung der heiligen Katharina (Musée du Louvre, Paris), Landschaften von Joos de Momper und Johann Heinrich Roos sowie Schlachtenszenen von Jacques Courtois. In der Hauptsache zog Hampisch Gemälde aus der ihm vertrauten Kolowrat-Sammlung heran.“

Unter einige der auf seinem Galeriebild zu findenden Gemälde schrieb Hampisch die Namen der Maler. So steht unter einer Bacchantenszene Jan van Dalen (1620 nach 1653). Ein Paar prächtige Blumenstillleben tragen den Namen Jan Philips van Thielen (1618–1667). Ein bäuerliches Interieur gibt ein Werk von Gerard Thomas (1663–1720) wieder. In der obersten Bilderreihe auf der rechten Seite sieht man ein militärisches Lager von Philips Wouwerman (1619–1668). Ein Stillleben mit gekochtem Hummer ist ein Werk des Malers Gaspar van den Hoecke (um 1585 – vor 1661). Neben diesem Bild hängt das Porträt eines bärtigen Mannes, unterschrieben mit Rhyn (man hielt es offensichtlich für ein Werk Rembrandts). Links von dem an seiner Staffelei stehenden Mann befinden sich zwei bäuerliche Figuren von Adriaen Brouwer (1605/06–1638). In der mittleren Bilderreihe ganz links sieht man ein mit Van Dyck (1599–1641) unterschriebenes Herrenbildnis.

Noch einmal Hana Seifertová: „Prag war eines der wenigen Zentren, in dem das Thema der ‚gemalten Galerie‘ in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts gepflegt wurde. Andernorts, vor allem in Antwerpen, bevorzugten die Maler zu dieser Zeit eher die Darstellung des Künstlers in seinem Atelier. Hierbei gelangte das Prestige der Malerei in anderen Zusammenhängen, als es die Galerieinterieurs vorführten, in den Vordergrund. Die Prager Künstler hielten an dem alten Thema fest und besaßen – wie sich ihren Werken entnehmen lässt – ein großes Verständnis für die formalen Grundlagen, aber auch für den verborgenen Bedeutungsgehalt. Die flämischen Vorlagen vermittelten ihnen keine bloßen Vorlagen, sondern gaben viel eher einen Impuls, den sie weiterentwickelten und hierdurch dem traditionsreichen Motiv ein aktualisiertes Erscheinungsbild verliehen.“

Vergleichbare Galeriebilder von Franz Anton Hampisch befinden sich in der Nationalgalerie, Prag, und im Muzeum Narodove in Warschau. Zu konsultierende Vergleichsliteratur über den Künstler: L. Slavicek, Visual Documentation of the Aristocratical Collections in Baroque Bohemia, in: Opuscula Historiae Artium, Studia Minora Facultatis Philosophicae Universitatis Brunensis, F 40, 1996, S. 75–87; und H. Seifertová, A. Sevcik, Dialog mit Alten Meistern, Prager Kabinettmalerei 1690–1750, Ausstellungskatalog, Braunschweig 1997, S. 44, Abb. 40.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

22.10.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.800,-
Schätzwert:
EUR 35.000,- bis EUR 45.000,-

Anton Franz Hampisch


(tätig in Prag zwischen 1723 und 1768)
Galeriebild mit zwei Sammlern und einem Maler an der Staffelei,
Öl auf Leinwand, 79 x 96 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Frankreich, bis zur ersten Jahreshälfte 2019

Über die Herkunft und die Ausbildung des Malers Anton Franz Hampisch ist nichts bekannt. Man weiß von ihm nur, dass er 1727 zusammen mit zwei Kollegen die berühmte Sammlung des Grafen Kolowrat in Prag bzw. Reichenau (Ostböhmen) bewertete. Hana Seifertová schrieb 1997 über Hampisch: „So hat sich beispielsweise eine Komposition von Anton Franz Hampisch (tätig zwischen 1723 und 1768 in Prag) erhalten, die auf interessante Weise Teniers’ Ansicht der Gemäldegalerie Erzherzog Leopold Wilhelms paraphrasiert. Der Maler, der offenbar kein sehr innovationsreicher Künstler war, übernahm beinahe sklavisch den Bildentwurf seines berühmten Vorgängers, füllte ihn aber mit Gemälden bekannter Prager Künstler und mit Werken, die er aus den hiesigen Sammlungen kannte. Auch die Staffage ahmte er in den gleichen Stellungen und analogen Beziehungen nach. Im Unterschied zu Johann Michael Bretschneider (1656–1727), einem anderen böhmischen Künstler, der sich ebenfalls auf Galeriebilder spezialisiert hatte, wählte er keine grafischen Vorlagen, sondern verkleinerte verschiedene Kompositionen, die ihm aus den adligen Kollektionen vertraut waren. Unter den Porträts entdeckt man beispielsweise das um 1725 entstandene Selbstbildnis Peter Brandls (Privatbesitz), die Rubens-Komposition Maria Magdalena und Martha, die sich im 18. Jahrhundert in der Prager Sammlung der Grafen Nostitz befand (heute Kunsthistorisches Museum, Wien), außerdem Correggios Mystische Verlobung der heiligen Katharina (Musée du Louvre, Paris), Landschaften von Joos de Momper und Johann Heinrich Roos sowie Schlachtenszenen von Jacques Courtois. In der Hauptsache zog Hampisch Gemälde aus der ihm vertrauten Kolowrat-Sammlung heran.“

Unter einige der auf seinem Galeriebild zu findenden Gemälde schrieb Hampisch die Namen der Maler. So steht unter einer Bacchantenszene Jan van Dalen (1620 nach 1653). Ein Paar prächtige Blumenstillleben tragen den Namen Jan Philips van Thielen (1618–1667). Ein bäuerliches Interieur gibt ein Werk von Gerard Thomas (1663–1720) wieder. In der obersten Bilderreihe auf der rechten Seite sieht man ein militärisches Lager von Philips Wouwerman (1619–1668). Ein Stillleben mit gekochtem Hummer ist ein Werk des Malers Gaspar van den Hoecke (um 1585 – vor 1661). Neben diesem Bild hängt das Porträt eines bärtigen Mannes, unterschrieben mit Rhyn (man hielt es offensichtlich für ein Werk Rembrandts). Links von dem an seiner Staffelei stehenden Mann befinden sich zwei bäuerliche Figuren von Adriaen Brouwer (1605/06–1638). In der mittleren Bilderreihe ganz links sieht man ein mit Van Dyck (1599–1641) unterschriebenes Herrenbildnis.

Noch einmal Hana Seifertová: „Prag war eines der wenigen Zentren, in dem das Thema der ‚gemalten Galerie‘ in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts gepflegt wurde. Andernorts, vor allem in Antwerpen, bevorzugten die Maler zu dieser Zeit eher die Darstellung des Künstlers in seinem Atelier. Hierbei gelangte das Prestige der Malerei in anderen Zusammenhängen, als es die Galerieinterieurs vorführten, in den Vordergrund. Die Prager Künstler hielten an dem alten Thema fest und besaßen – wie sich ihren Werken entnehmen lässt – ein großes Verständnis für die formalen Grundlagen, aber auch für den verborgenen Bedeutungsgehalt. Die flämischen Vorlagen vermittelten ihnen keine bloßen Vorlagen, sondern gaben viel eher einen Impuls, den sie weiterentwickelten und hierdurch dem traditionsreichen Motiv ein aktualisiertes Erscheinungsbild verliehen.“

Vergleichbare Galeriebilder von Franz Anton Hampisch befinden sich in der Nationalgalerie, Prag, und im Muzeum Narodove in Warschau. Zu konsultierende Vergleichsliteratur über den Künstler: L. Slavicek, Visual Documentation of the Aristocratical Collections in Baroque Bohemia, in: Opuscula Historiae Artium, Studia Minora Facultatis Philosophicae Universitatis Brunensis, F 40, 1996, S. 75–87; und H. Seifertová, A. Sevcik, Dialog mit Alten Meistern, Prager Kabinettmalerei 1690–1750, Ausstellungskatalog, Braunschweig 1997, S. 44, Abb. 40.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.