Lot Nr. 131


Domenico Puligo


Domenico Puligo - Alte Meister II

(Florenz 1492–1527)
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
Öl auf Holz, 92 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
Miss Bridgeman Simpson, Pilton Hall, England;
deren Auktion, Christie’s, London, 20. Juli 1984, Lot 188 (als „Domenico Puligo zugeschrieben“);
Galleria Armondi, in 1992;
Privatsammlung, Italien;
Auktion, Lempertz, Köln, 18. November 2017, Lot 2014 (als Domenico Puligo);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
E. Capretti, S. Padovani, Domenico Puligo (1492–1527). Un protagonista dimenticato della pittura fiorentina, Ausstellungskatalog, Livorno 2002, S. 44, Nr. 6 (als Domenico Puligo)

Das vorliegende Gemälde ist mit anderen Werken Puligos vergleichbar, darunter jenem im Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hertford, Connecticut (Inv.-Nr. 1991.2) oder der Madonna mit Kind, Johannesknaben und heiligem Laurentius in der Galleria Palatina, Florenz (Inv.-Nr. 1912.146).

Laut Giorgio Vasari wurde Domenico degli Ubaldini, gen. „Il Puligo“, in der Werkstatt Ridolfo del Ghirlandaios ausgebildet und verbrachte dort „viele Jahre“. Von seinem Lehrmeister erlernte der junge Künstler „die feinste Farbgebung und setzte dessen blendende Manier fort, indem er die Umrisse mit den Tönen seiner Farben umspielte, wodurch er seinen Figuren gerne eine anmutige Erscheinung verlieh [„apprese il colorito vaghissimo, e quello continuò con maniera abbagliata, con perdere i contorni ne gli scuri de’ suoi colori, che piacendogli dare alle sue figure una aria gentile“] (siehe G. Vasari, Le Vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori…, Florenz 1568, hg. von G. Milanesi, Florenz 1879, Bd. IV, S. 461–468). Die Züge des Jesusknaben im vorliegenden Gemälde gleichen jenen des Kindes auf der Bildtafel Ridolfo del Ghirlandaios von 1516/1517 mit der Darstellung des Heiligen Zenobius bei der Wiederbelebung eines Kindes (Galleria dell’Accademia, Florenz).

Puligo wurde auch von Andrea del Sarto beeinflusst, mit dem er eng befreundet war [„amicissimo“]. Er arbeitete auch mit ihm zusammen, etwa im Fall der Madonna mit Johannesknaben in der Galleria Borghese, Rom. Vasari führt aus, dass sich Puligos Schaffen durch einen „gewissen Nebel“ [„una certa nebbia“] auszeichnet, durch den die Oberflächen weich erscheinen und die Umrisse sich in ansprechenden Licht-Schatten-Effekten auflösen, was eine liebliche, gefühlvolle Atmosphäre erzeugt. Ein Schwerpunkt seines Schaffens lag zudem auf „quadri di Nostre Donne, ritratti et altre teste“ [„Gemälden der Gottesmutter, Porträts und anderen Köpfen“].

Puligo erhielt Aufträge vom Zisterzienserorden und malte eine Madonna mit Kind auf dem Thron mit den Heiligen Quinto und Placidus für die Badia di San Salvatore in Settimo bei Florenz, heute im John and Mable Ringling Museum, Sarasota; für die Florentiner Kirche Santa Maria Maddalena de’ Pazzi, ursprünglich bekannt als Cestello, schuf er 1526/1527 eines seiner bedeutendsten Werke: eine Madonna mit Kind, umgeben von sechs Heiligen, deren Haltung an Andrea del Sartos Madonna delle Arpie denken lässt.

22.10.2019 - 18:30

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Domenico Puligo


(Florenz 1492–1527)
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
Öl auf Holz, 92 x 72 cm, gerahmt

Provenienz:
Miss Bridgeman Simpson, Pilton Hall, England;
deren Auktion, Christie’s, London, 20. Juli 1984, Lot 188 (als „Domenico Puligo zugeschrieben“);
Galleria Armondi, in 1992;
Privatsammlung, Italien;
Auktion, Lempertz, Köln, 18. November 2017, Lot 2014 (als Domenico Puligo);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
E. Capretti, S. Padovani, Domenico Puligo (1492–1527). Un protagonista dimenticato della pittura fiorentina, Ausstellungskatalog, Livorno 2002, S. 44, Nr. 6 (als Domenico Puligo)

Das vorliegende Gemälde ist mit anderen Werken Puligos vergleichbar, darunter jenem im Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hertford, Connecticut (Inv.-Nr. 1991.2) oder der Madonna mit Kind, Johannesknaben und heiligem Laurentius in der Galleria Palatina, Florenz (Inv.-Nr. 1912.146).

Laut Giorgio Vasari wurde Domenico degli Ubaldini, gen. „Il Puligo“, in der Werkstatt Ridolfo del Ghirlandaios ausgebildet und verbrachte dort „viele Jahre“. Von seinem Lehrmeister erlernte der junge Künstler „die feinste Farbgebung und setzte dessen blendende Manier fort, indem er die Umrisse mit den Tönen seiner Farben umspielte, wodurch er seinen Figuren gerne eine anmutige Erscheinung verlieh [„apprese il colorito vaghissimo, e quello continuò con maniera abbagliata, con perdere i contorni ne gli scuri de’ suoi colori, che piacendogli dare alle sue figure una aria gentile“] (siehe G. Vasari, Le Vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori…, Florenz 1568, hg. von G. Milanesi, Florenz 1879, Bd. IV, S. 461–468). Die Züge des Jesusknaben im vorliegenden Gemälde gleichen jenen des Kindes auf der Bildtafel Ridolfo del Ghirlandaios von 1516/1517 mit der Darstellung des Heiligen Zenobius bei der Wiederbelebung eines Kindes (Galleria dell’Accademia, Florenz).

Puligo wurde auch von Andrea del Sarto beeinflusst, mit dem er eng befreundet war [„amicissimo“]. Er arbeitete auch mit ihm zusammen, etwa im Fall der Madonna mit Johannesknaben in der Galleria Borghese, Rom. Vasari führt aus, dass sich Puligos Schaffen durch einen „gewissen Nebel“ [„una certa nebbia“] auszeichnet, durch den die Oberflächen weich erscheinen und die Umrisse sich in ansprechenden Licht-Schatten-Effekten auflösen, was eine liebliche, gefühlvolle Atmosphäre erzeugt. Ein Schwerpunkt seines Schaffens lag zudem auf „quadri di Nostre Donne, ritratti et altre teste“ [„Gemälden der Gottesmutter, Porträts und anderen Köpfen“].

Puligo erhielt Aufträge vom Zisterzienserorden und malte eine Madonna mit Kind auf dem Thron mit den Heiligen Quinto und Placidus für die Badia di San Salvatore in Settimo bei Florenz, heute im John and Mable Ringling Museum, Sarasota; für die Florentiner Kirche Santa Maria Maddalena de’ Pazzi, ursprünglich bekannt als Cestello, schuf er 1526/1527 eines seiner bedeutendsten Werke: eine Madonna mit Kind, umgeben von sechs Heiligen, deren Haltung an Andrea del Sartos Madonna delle Arpie denken lässt.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 18:30
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019