(Orta di Atella um 1615 – um 1685 Neapel)
Der heilige Michael besiegt Luzifer,
Öl auf Leinwand, 158 x 128,5 cm, gerahmt

Wir danken Nicola Spinosa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original vorgeschlagen hat. Er datiert das Werk um 1660.

Giuseppe Marullo war ein Schüler Massimo Stanziones (siehe B. De Dominici, Vite dei pittori, scultori e architetti napoletani, 1742–1745, III, S. 106–109).

Das vorliegende Gemälde ist mit dem Erzengel Michael in der Kirche San Michele in Port’Alba verwandt (siehe N. Spinosa, La pittura napoletana del ‘600, Mailand 1984, Nr. 524). Hier zeigen sich der Einfluss Stanziones sowie bei Francesco Guarino und Bernardo Cavallino genommene Anleihen im Hinblick auf die farbige Raffinesse. Marullo stand auch unter dem Eindruck der klassizistischen Tradition der emilianischen Schule, vor allem des Bologneser Malers Guido Reni.

Ausdrucksstarke Chiaroscuro-Effekte verleihen den aus der Dunkelheit hervortretenden Körpern Substanz und Volumen. Das schillernde Blau des Gewandes des heiligen Michaels macht das Gemälde in Verbindung mit dem leuchtenden Purpurrot des Tuches, das sich wirkungsvoll über die gesamte linke Bildhälfte breitet, lebendig und befreit es zugleich von den zumeist strengen Konventionen des Caravaggismus. Das Bild verrät auch Spuren eines sich erhalten habenden Manierismus, der sich in den eleganten blau-goldenen Sandalen des Heiligen und seinem mit Edelsteinen besetzten Gewand äußert. Obwohl sie nicht dieselbe Intensität und psychologische Durchdringung zeigen, erinnern die Expressivität der Gesichter und die anmutigen Körperhaltungen an die Kunst von Pacecco De Rosa, einem Schüler Stanziones und zweifellos der entschlossenste Nachfolger des bolognesisch-römischen Klassizismus.