Lot Nr. 110


Thangka des Schutzgottes Begtse mit Gefolge, Mongolei, 19. Jh.


Thangka des Schutzgottes Begtse mit Gefolge, Mongolei, 19. Jh. - Antiquitäten (Uhren, Metallarbeiten, Asiatika, Fayencen, Skulpturen, Textilien, Volkskunst)

Gelupga Tradtion, Pigment mit einem mit Wasser mischbaren Bindemittel auf Tuch, Goldfarbe, ca. 46,5 x 33 cm, in Passep., gerahmt, verglast, (Hr)

Wir danken Dipl. Ing. Uwe Niebuhr, BA MA für seine Unterstützung der Katalogisierung des Werkes.

Dieses Thangka zeigt den Schutzgott Begtse (Tib. beg tse) mit engstem Gefolge. Er zählt zum tibetischen Buddhismus. Begtse residiert auf dieser Darstellung auf einem Berg inmitten eines Sees aus Blut in der Leichenstätte von Marutse (Tib. ma ru rtse). Zu seiner Linken wird er von seiner Schwester Rigpe Lhamo Dongmarma (Tib. rig pa'i lha mo gdong dmar ma) flankiert, weswegen er auch unter dem Namen Chamsing (Tib. lcam sring) bekannt ist, was "Bruder und Schwester" bedeutet. Eine weitere Bezeichnung ist "Roter Herr des Lebens" (Tib. srog bdag dmar po).

Begtse wurde im 11. Jahrhundert in der Gründungsphase der Marpa-Kagyü- und Sakya-Traditionen des tibetischen Buddhismus in das Pantheon an Gottheiten aufgenommen, wobei sein Ursprung in Indien liegen soll. Der Schutzgott wurde später in die Gelugpa-Schule des Tsongkhapa übernommen und wurde ab dem 17. Jahrhundert in der Mongolei populär.

Der rote, zornige Begtse wird umhüllt von Flammen auf einem Lotus auf der Spitze des Bergs Marutse dargestellt. Sein Maul ist weit aufgerissen und zeigt die scharfen Zähne. Seine drei Augen starren geradeaus. Das Haar steht ihm oberhalb seiner Schädelkrone senkrecht vom Kopf ab. Sein ausgestreckter rechter Arm hält dabei ein flammendes Schwert über den Kopf. Gleichzeitig führt die Hand, die das Schwert hält, die Bannungsgeste (Skt. tarjanī mudrā, Tib. sdig mdzub) aus. Mit der Linken führt er ein Herz zum Maul, wobei ein Speer mit Banner und ein Bogen mit Pfeil auf dem linken Ellenbogen ruhen. Gekleidet ist Begtse in eine Rüstung mit wehendem roten Umhang. Der Schutzgott steht dabei mit dem einen Bein auf einem grünen Pferd, mit dem anderen Bein auf einer menschlichen Leiche. Zu seiner Linken reitet die blaue juwelengeschmückte Dongmarma mit rotem Gesicht, umgeben von Flammen, auf einem braunen Bär. In der rechten Hand hält sie ein Schwert, in der Linken einen Ritualdolch. Rechts von Begtse reitet Lekhan Sodag Marpo (Tib. las mkhan srog bdag dmar po), der sogenannte "Diener des roten Herrn des Lebens", auf einem grauen Wolf. Mit einem Helm auf dem Kopf und ähnlich gekleidet wie sein Herr Begtse, hält Lekhan Sodag Marpo einen Speer mit einer aufgespießten Leiche und eine Fangschlinge in den Händen, welche beide zur Bannungsgeste geformt sind.

Oberhalb von Begtse ist auf einer Wolke der trantrische Meister Padmasambhava abgebildet. Umgeben wird Begtse von einem Gefolge aus acht Gottheiten, die als die "Acht Schlächter mit schwingendem Schwert" (Tib. gri thogs bshan pa brgyad) bezeichnet werden. Man ordnet diese Gottheiten den Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen zu. In dieser Darstellung sitzen oder stehen sie jeweils auf einer menschlichen Leiche. Dabei sind auch diese Acht von zorniger Erscheinung. Ihre Körperfarbe ist rot, um die Schultern und Hüften tragen sie eine weiße Leichenhaut. Alle acht Gottheiten halten das für sie charakteristische Schwert in der Hand.

Trotz des teilweise verblichenen Umfeldes einiger Gottheiten ist die Dynamik des Thangkas erhalten geblieben. Darüberhinaus lässt der feine Pinselstrich der Details der Gottheiten noch die überaus beeindruckende Qualität der ursprünglichen Malerei erkennen. Beides zusammen erzeugt bei der Betrachtung des Bildes einen interessanten Kontrast.

Expertin: Regina Herbst Regina Herbst
+43-1-515 60-356

regina.herbst@dorotheum.at

23.03.2020 - 14:36

Startpreis:
EUR 1.200,-

Thangka des Schutzgottes Begtse mit Gefolge, Mongolei, 19. Jh.


Gelupga Tradtion, Pigment mit einem mit Wasser mischbaren Bindemittel auf Tuch, Goldfarbe, ca. 46,5 x 33 cm, in Passep., gerahmt, verglast, (Hr)

Wir danken Dipl. Ing. Uwe Niebuhr, BA MA für seine Unterstützung der Katalogisierung des Werkes.

Dieses Thangka zeigt den Schutzgott Begtse (Tib. beg tse) mit engstem Gefolge. Er zählt zum tibetischen Buddhismus. Begtse residiert auf dieser Darstellung auf einem Berg inmitten eines Sees aus Blut in der Leichenstätte von Marutse (Tib. ma ru rtse). Zu seiner Linken wird er von seiner Schwester Rigpe Lhamo Dongmarma (Tib. rig pa'i lha mo gdong dmar ma) flankiert, weswegen er auch unter dem Namen Chamsing (Tib. lcam sring) bekannt ist, was "Bruder und Schwester" bedeutet. Eine weitere Bezeichnung ist "Roter Herr des Lebens" (Tib. srog bdag dmar po).

Begtse wurde im 11. Jahrhundert in der Gründungsphase der Marpa-Kagyü- und Sakya-Traditionen des tibetischen Buddhismus in das Pantheon an Gottheiten aufgenommen, wobei sein Ursprung in Indien liegen soll. Der Schutzgott wurde später in die Gelugpa-Schule des Tsongkhapa übernommen und wurde ab dem 17. Jahrhundert in der Mongolei populär.

Der rote, zornige Begtse wird umhüllt von Flammen auf einem Lotus auf der Spitze des Bergs Marutse dargestellt. Sein Maul ist weit aufgerissen und zeigt die scharfen Zähne. Seine drei Augen starren geradeaus. Das Haar steht ihm oberhalb seiner Schädelkrone senkrecht vom Kopf ab. Sein ausgestreckter rechter Arm hält dabei ein flammendes Schwert über den Kopf. Gleichzeitig führt die Hand, die das Schwert hält, die Bannungsgeste (Skt. tarjanī mudrā, Tib. sdig mdzub) aus. Mit der Linken führt er ein Herz zum Maul, wobei ein Speer mit Banner und ein Bogen mit Pfeil auf dem linken Ellenbogen ruhen. Gekleidet ist Begtse in eine Rüstung mit wehendem roten Umhang. Der Schutzgott steht dabei mit dem einen Bein auf einem grünen Pferd, mit dem anderen Bein auf einer menschlichen Leiche. Zu seiner Linken reitet die blaue juwelengeschmückte Dongmarma mit rotem Gesicht, umgeben von Flammen, auf einem braunen Bär. In der rechten Hand hält sie ein Schwert, in der Linken einen Ritualdolch. Rechts von Begtse reitet Lekhan Sodag Marpo (Tib. las mkhan srog bdag dmar po), der sogenannte "Diener des roten Herrn des Lebens", auf einem grauen Wolf. Mit einem Helm auf dem Kopf und ähnlich gekleidet wie sein Herr Begtse, hält Lekhan Sodag Marpo einen Speer mit einer aufgespießten Leiche und eine Fangschlinge in den Händen, welche beide zur Bannungsgeste geformt sind.

Oberhalb von Begtse ist auf einer Wolke der trantrische Meister Padmasambhava abgebildet. Umgeben wird Begtse von einem Gefolge aus acht Gottheiten, die als die "Acht Schlächter mit schwingendem Schwert" (Tib. gri thogs bshan pa brgyad) bezeichnet werden. Man ordnet diese Gottheiten den Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen zu. In dieser Darstellung sitzen oder stehen sie jeweils auf einer menschlichen Leiche. Dabei sind auch diese Acht von zorniger Erscheinung. Ihre Körperfarbe ist rot, um die Schultern und Hüften tragen sie eine weiße Leichenhaut. Alle acht Gottheiten halten das für sie charakteristische Schwert in der Hand.

Trotz des teilweise verblichenen Umfeldes einiger Gottheiten ist die Dynamik des Thangkas erhalten geblieben. Darüberhinaus lässt der feine Pinselstrich der Details der Gottheiten noch die überaus beeindruckende Qualität der ursprünglichen Malerei erkennen. Beides zusammen erzeugt bei der Betrachtung des Bildes einen interessanten Kontrast.

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