Lot Nr. 1


Andrea di Cione, gen. Orcagna, Umkreis


Andrea di Cione, gen. Orcagna, Umkreis - Alte Meister

(Florenz 1320/30–1398/1400),
Christus am Kreuz mit Muttergottes, Maria Magdalena und dem Evangelisten Johannes,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 76,5 x 30,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Sammlung Henry F. Fontanella, New York, um 1910;
Privatsammlung, New York
Kunsthandel, New York
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde gehörte einst der Sammlung von Henry F. Fontanella an, einem 1882 in Frankreich geborenen Erfinder mechanischer Gerätschaften, der aus italienischer Familie stammte und sich Anfang des 20. Jahrhunderts in New York niederließ.

Dieses Werk von hoher Qualität ist ein bedeutendes Beispiel Florentiner Malerei, entstanden kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts unter dem Einfluss von Andrea di Cione, gen. Orcanga. Die maßgebliche Rolle, die Orcagna in seinem künstlerischen Umfeld in Florenz nach 1348 spielte, ist wohlbekannt: Historische Quellen feiern ihn als „Universalkünstler“, der nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer und Architekt war. Er galt als würdiger Nachfolger Giottos und betrieb zusammen mit seinen Brüdern Nardo, Matteo und Jacopo die wichtigste Werkstatt der Stadt (siehe G. Kreytenberg, Orcagna, Andrea di Cione. Ein universeller Künstler der Gotik in Florenz, Mainz 2000).

Diese vertikale Tafel war vermutlich Teil eines für private Andachtszwecke bestimmten Triptychons und muss wohl für einen bedeutenden Auftraggeber entstanden sein, wofür die überaus feine Ausführung und die eleganten Verzierungen des vergoldeten Grunds sprechen. Der Stil verrät in der markanten Gestaltung der Umrisse und in der plastischen Wiedergabe der kräftigen Formen eine durchweg orcagneske Sprache. Das vorliegende Werk lässt sich mit anderen Kreuzigungsdarstellungen aus der Werkstatt Orcagnas vergleichen – darunter eigenhändige Arbeiten Andreas, etwa das aus seinen jungen Jahren datierende Fresko für Santa Marta in Montughi und das Tafelbild in einer Florentiner Privatsammlung (siehe M. Boskovits, Florentine Painting on the Eve of the Renaissance, Florenz 1975, S. 23f., Nr. 196) sowie weitere Beispiele seines Bruders Jacopo di Cione, insbesondere der Seitenflügel eines tragbaren Triptychons (RCIN 403483) der Royal Collection auf Hampton Court, der besonders auffällige stilistische Gemeinsamkeiten aufweist.

Hinsichtlich der Gesichtstypologie, der Zeichnung des geschundenen, ausgezehrten Körpers Christi sowie der Faltenwürfe mit ihren markanten Akzenten gotischer Linearität gibt es auch Bezugnahmen auf die Freskenfragmente in San Francesco a Castelfiorentino (M. Boskovits 1975, S. 36f.) von Giovanni del Biondo. Dieser Künstler lernte unter Nardo di Cione und war dessen Mitarbeiter bei der Ausführung der Fresken in der Strozzi-Kapelle in Santa Maria Novella in Florenz. Seine Frühwerke entstanden im Schatten der Orcagna-Werkstatt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 87.800,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Andrea di Cione, gen. Orcagna, Umkreis


(Florenz 1320/30–1398/1400),
Christus am Kreuz mit Muttergottes, Maria Magdalena und dem Evangelisten Johannes,
Tempera auf Holz, Goldgrund, 76,5 x 30,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Sammlung Henry F. Fontanella, New York, um 1910;
Privatsammlung, New York
Kunsthandel, New York
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde gehörte einst der Sammlung von Henry F. Fontanella an, einem 1882 in Frankreich geborenen Erfinder mechanischer Gerätschaften, der aus italienischer Familie stammte und sich Anfang des 20. Jahrhunderts in New York niederließ.

Dieses Werk von hoher Qualität ist ein bedeutendes Beispiel Florentiner Malerei, entstanden kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts unter dem Einfluss von Andrea di Cione, gen. Orcanga. Die maßgebliche Rolle, die Orcagna in seinem künstlerischen Umfeld in Florenz nach 1348 spielte, ist wohlbekannt: Historische Quellen feiern ihn als „Universalkünstler“, der nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer und Architekt war. Er galt als würdiger Nachfolger Giottos und betrieb zusammen mit seinen Brüdern Nardo, Matteo und Jacopo die wichtigste Werkstatt der Stadt (siehe G. Kreytenberg, Orcagna, Andrea di Cione. Ein universeller Künstler der Gotik in Florenz, Mainz 2000).

Diese vertikale Tafel war vermutlich Teil eines für private Andachtszwecke bestimmten Triptychons und muss wohl für einen bedeutenden Auftraggeber entstanden sein, wofür die überaus feine Ausführung und die eleganten Verzierungen des vergoldeten Grunds sprechen. Der Stil verrät in der markanten Gestaltung der Umrisse und in der plastischen Wiedergabe der kräftigen Formen eine durchweg orcagneske Sprache. Das vorliegende Werk lässt sich mit anderen Kreuzigungsdarstellungen aus der Werkstatt Orcagnas vergleichen – darunter eigenhändige Arbeiten Andreas, etwa das aus seinen jungen Jahren datierende Fresko für Santa Marta in Montughi und das Tafelbild in einer Florentiner Privatsammlung (siehe M. Boskovits, Florentine Painting on the Eve of the Renaissance, Florenz 1975, S. 23f., Nr. 196) sowie weitere Beispiele seines Bruders Jacopo di Cione, insbesondere der Seitenflügel eines tragbaren Triptychons (RCIN 403483) der Royal Collection auf Hampton Court, der besonders auffällige stilistische Gemeinsamkeiten aufweist.

Hinsichtlich der Gesichtstypologie, der Zeichnung des geschundenen, ausgezehrten Körpers Christi sowie der Faltenwürfe mit ihren markanten Akzenten gotischer Linearität gibt es auch Bezugnahmen auf die Freskenfragmente in San Francesco a Castelfiorentino (M. Boskovits 1975, S. 36f.) von Giovanni del Biondo. Dieser Künstler lernte unter Nardo di Cione und war dessen Mitarbeiter bei der Ausführung der Fresken in der Strozzi-Kapelle in Santa Maria Novella in Florenz. Seine Frühwerke entstanden im Schatten der Orcagna-Werkstatt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.