Lot Nr. 27


Juan Correa de Vivar


Juan Correa de Vivar - Alte Meister

(Mascaraque, Toledo um 1510–1566)
Christus erscheint Petrus dem Märtyrer,
Tempera auf Holz, 46,5 x 37,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
Auktion, Ansorena, Madrid, 6. März 2013, Lot 435;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
I. Mateo Gómez, Una Inusual iconografia de San Pedro Mártir en una table de Juan Correa de Vivar, in: Archivio español de arte, Nr. 336, 2011, S. 390–394 (als Juan Correa de Vivar)

Dieses kleine Tafelbild stellt den das Kreuz tragenden Christus dar, der sich umdreht, um auf einen Dominikanermönch zurückzublicken. Dieser ist auf Knien betend vor dem Eingang zu einem Kloster dargestellt. Laut Mateo Gómez (siehe Literatur) ist die Ikonografie dieser Szene der apokryphen Begebenheit des Quo Vadis entnommen, wobei der Apostel Petrus hier gegen den dominikanischen Märtyrer, den heiligen Petrus von Verona, ausgetauscht wurde.

Möglicherweise handelt es sich bei dem auf dem vorliegenden Bild rechts dargestellten Dominikanermönch um ein Porträt, wofür die individuellen Gesichtszüge und das Fehlen des Heiligenscheins sprächen. Der heilige Petrus von Verona war ein Prediger des Dominikanerordens, sodass das vorliegende Gemälde – auch aufgrund seiner Abmessungen – als privates Andachtsbild für einen Dominikanermönch bestimmt gewesen sein könnte. Dieser mag die ungewöhnliche Ikonografie mit Petrus Martyr an den Künstler herangetragen haben. Sie beruht auf der Legenda aurea des Dominikaners Jacopo da Varagine (um 1230–1298), die in Spanien in Form mehrerer Handschriften verbreitet war. Eine davon befindet sich im Palazzo Reale in Madrid und ist mit 1452 datiert.

Bei diesem kleinformatigen Gemälde handelt es sich um ein Werk Juan Correa de Vivars. Isabel Mateo Gómez (siehe Literatur) hat es um 1535–1545 datiert. Die für den Künstler zu dieser Zeit typische Figurendarstellung ist von einer rhythmischen Bewegtheit erfüllt, die an den Manierismus denken lässt. Die Gestalt Christi ist in ihrer Körperhaltung charakteristisch für Correas Stil; seine Fußhaltung ist mit jener des Engels in der Verkündigung des Künstlers aus dem Jahr 1559 im Prado in Madrid (Inv.-Nr. P002828) vergleichbar. Eine ähnliche Wiedergabe von Bewegung ist bei der Frauengestalt des Gemäldes des Heiligen Markus von Alonso Berruguete aus dem Jahr 1526 zu beobachten, das sich im Museo Nacional de Escultura im Palacio de Villena in Valladolid (Inv.-Nr. A1 conjunto) befindet. Das Haupt Christi verwendete Correa auch als Vorbild für den heiligen Martin der heute im Prado in Madrid befindlichen Mantelteilung für das Kloster San Martin de Valdeiglesias.

In Juan Correa de Vivars Gemälden dieser Zeit – so auch auf dem vorliegenden Bild – sind häufig Säulen aus grünem oder rotem Stein dargestellt, die einen markanten Gegensatz zum Weiß der Wände der umgebenden Gebäude bilden. Dies gilt auch für seine Anbetung der Könige für die Kirche Nostra Signora dell’Assunzione in Meco, Madrid. Zudem ist die große Aufmerksamkeit, die der Künstler im vorliegenden Gemälde der Architekturdarstellung und der Konstruktion des Bildraums geschenkt hat, dem Gemälde Der heilige Petrus heilt einen Gelähmten im Museo Municipal de Málaga (Inv.-Nr. P676) vergleichbar.

Juan Correa de Vivar war Mitte des 16. Jahrhunderts der führende Künstler Toledos. Er wurde vermutlich ab 1527 bei Juan de Borgoña ausgebildet und arbeitete mit anderen Malern aus Toledo wie Pedro de Cisneros und Francisco Comontes zusammen. Der Einfluss de Borgoñas zeigt sich in Correas Frühwerk vor allem bei der Bildkomposition, den Figurentypen und der sorgfältigen Zeichnung. Verdeutlicht wird dies durch Werke wie sein Altarbild mit einer Geburt Christi für das Kloster San Jerónimo de Guisando (El Tiemblo). Juan Correa de Vivar wurde maßgeblich von Raffael und dessen Umkreis beeinflusst. Danach ließ er sich verstärkt durch die aufkommende Formensprache des römischen Manierismus anregen. Correa verstand es, für seine Figurengruppen und Kompositionen aus einer großen Bandbreite von Quellen zu schöpfen. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass in seinen Gemälden sowohl moderne als auch archaische Elemente anzutreffen sind.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Juan Correa de Vivar


(Mascaraque, Toledo um 1510–1566)
Christus erscheint Petrus dem Märtyrer,
Tempera auf Holz, 46,5 x 37,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
Auktion, Ansorena, Madrid, 6. März 2013, Lot 435;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
I. Mateo Gómez, Una Inusual iconografia de San Pedro Mártir en una table de Juan Correa de Vivar, in: Archivio español de arte, Nr. 336, 2011, S. 390–394 (als Juan Correa de Vivar)

Dieses kleine Tafelbild stellt den das Kreuz tragenden Christus dar, der sich umdreht, um auf einen Dominikanermönch zurückzublicken. Dieser ist auf Knien betend vor dem Eingang zu einem Kloster dargestellt. Laut Mateo Gómez (siehe Literatur) ist die Ikonografie dieser Szene der apokryphen Begebenheit des Quo Vadis entnommen, wobei der Apostel Petrus hier gegen den dominikanischen Märtyrer, den heiligen Petrus von Verona, ausgetauscht wurde.

Möglicherweise handelt es sich bei dem auf dem vorliegenden Bild rechts dargestellten Dominikanermönch um ein Porträt, wofür die individuellen Gesichtszüge und das Fehlen des Heiligenscheins sprächen. Der heilige Petrus von Verona war ein Prediger des Dominikanerordens, sodass das vorliegende Gemälde – auch aufgrund seiner Abmessungen – als privates Andachtsbild für einen Dominikanermönch bestimmt gewesen sein könnte. Dieser mag die ungewöhnliche Ikonografie mit Petrus Martyr an den Künstler herangetragen haben. Sie beruht auf der Legenda aurea des Dominikaners Jacopo da Varagine (um 1230–1298), die in Spanien in Form mehrerer Handschriften verbreitet war. Eine davon befindet sich im Palazzo Reale in Madrid und ist mit 1452 datiert.

Bei diesem kleinformatigen Gemälde handelt es sich um ein Werk Juan Correa de Vivars. Isabel Mateo Gómez (siehe Literatur) hat es um 1535–1545 datiert. Die für den Künstler zu dieser Zeit typische Figurendarstellung ist von einer rhythmischen Bewegtheit erfüllt, die an den Manierismus denken lässt. Die Gestalt Christi ist in ihrer Körperhaltung charakteristisch für Correas Stil; seine Fußhaltung ist mit jener des Engels in der Verkündigung des Künstlers aus dem Jahr 1559 im Prado in Madrid (Inv.-Nr. P002828) vergleichbar. Eine ähnliche Wiedergabe von Bewegung ist bei der Frauengestalt des Gemäldes des Heiligen Markus von Alonso Berruguete aus dem Jahr 1526 zu beobachten, das sich im Museo Nacional de Escultura im Palacio de Villena in Valladolid (Inv.-Nr. A1 conjunto) befindet. Das Haupt Christi verwendete Correa auch als Vorbild für den heiligen Martin der heute im Prado in Madrid befindlichen Mantelteilung für das Kloster San Martin de Valdeiglesias.

In Juan Correa de Vivars Gemälden dieser Zeit – so auch auf dem vorliegenden Bild – sind häufig Säulen aus grünem oder rotem Stein dargestellt, die einen markanten Gegensatz zum Weiß der Wände der umgebenden Gebäude bilden. Dies gilt auch für seine Anbetung der Könige für die Kirche Nostra Signora dell’Assunzione in Meco, Madrid. Zudem ist die große Aufmerksamkeit, die der Künstler im vorliegenden Gemälde der Architekturdarstellung und der Konstruktion des Bildraums geschenkt hat, dem Gemälde Der heilige Petrus heilt einen Gelähmten im Museo Municipal de Málaga (Inv.-Nr. P676) vergleichbar.

Juan Correa de Vivar war Mitte des 16. Jahrhunderts der führende Künstler Toledos. Er wurde vermutlich ab 1527 bei Juan de Borgoña ausgebildet und arbeitete mit anderen Malern aus Toledo wie Pedro de Cisneros und Francisco Comontes zusammen. Der Einfluss de Borgoñas zeigt sich in Correas Frühwerk vor allem bei der Bildkomposition, den Figurentypen und der sorgfältigen Zeichnung. Verdeutlicht wird dies durch Werke wie sein Altarbild mit einer Geburt Christi für das Kloster San Jerónimo de Guisando (El Tiemblo). Juan Correa de Vivar wurde maßgeblich von Raffael und dessen Umkreis beeinflusst. Danach ließ er sich verstärkt durch die aufkommende Formensprache des römischen Manierismus anregen. Correa verstand es, für seine Figurengruppen und Kompositionen aus einer großen Bandbreite von Quellen zu schöpfen. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass in seinen Gemälden sowohl moderne als auch archaische Elemente anzutreffen sind.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020