Lot Nr. 36


David Vinckboons, zugeschrieben


David Vinckboons, zugeschrieben - Alte Meister

(Mechelen 1576 – vor 1633 Amsterdam)
Allegorie der sieben Todsünden
Öl auf Leinwand, 112 x 161 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, ab circa 1980;
vom jetzigen Besitzer 2019 erworben

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine lebendige und humoristische Darstellung der sieben Todsünden. Das Bild entstand wahrscheinlich in den Nördlichen Niederlanden, doch David Vinckboons war Flame und ein Zeitgenosse Pieter Brueghels des Jüngeren, durch dessen Vater viele der hier verwendeten Motive in Form seiner weithin bekannten Stiche der einzelnen Sünden Verbreitung gefunden hatten. Die im Freien vor einem Portikus und einer idealen Stadtlandschaft angesiedelte Szene mit teuer gekleideten, schlemmenden Festgästen lässt uns das Werk in das erotisierende Genre der „fröhlichen Gesellschaft“ einordnen. Die links unten von einem Pfau begleitete Dame mit Spiegel im Vordergrund ist eine vielsagende Verkörperung der Superbia. Das Figurenpaar mit erhobenem Finger rechts könnte für Invidia stehen. Ein gefräßiger Bauer lehnt sich neben einem faulen, auf seinen Hinterläufen ruhenden Esel zurück. Links erscheint Luxuria in Gestalt einer Dame, die sanft an der Spitze des Dolchs eines eleganten Herrn herumfingert. Elemente in der Art Brueghels treten am deutlichsten in dem unter einem Torbogen im Hintergrund urinierenden Mann und einer weiteren Männergestalt in Erscheinung, die sich an einer Säule übergibt.

David Vinckboons wurde 1576 in Mechelen in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sein Großvater Gillis hatte sich 1489 hier angesiedelt und eine Malerwerkstatt gegründet, in der Aquarelle auf Leinwand angefertigt wurden – eine Mechelner Spezialität, die von seinem Sohn Philip (1545–1601) weitergeführt wurde. Aufgrund der damaligen politischen Lage und der angespannten Glaubenssituation verlegte Philip das Geschäft 1579 nach Antwerpen, wo er von 1580 bis 1586 nachgewiesen ist. Als sich die Situation für die Reformierten, denen die Vinckboons angehörten, verschlimmerte, zog Philip 1586 mit 185 weiteren Antwerpener Familien in den Norden. Sicheres Geleit garantierte ihnen der Earl von Leicester, Generalgouverneur der Vereinigten Provinzen. Philip ließ sich zuerst in Middleburg und ab 1591 in Amsterdam nieder. Zusammen mit anderen Religionsflüchtlingen aus dem Süden, unter ihnen Gillis van Coninxloo und Hans Bol, bildete die Familie Vinckboons in Amsterdam eine enge künstlerische Gemeinschaft und führte ihre Geschäfte wie gehabt weiter. David wurde von seinem Vater ausgebildet und spezialisierte sich zunächst wie seine Vorfahren auf die Wasserfarbenmalerei auf Leinwand. Später wandte er sich – zumeist auf kleinen Formaten – der Ölmalerei zu, die Karl van Mander als besonders gelungen pries. Seine Kompositionen mussten sich großer Beliebtheit erfreut haben, zumal sie häufig gestochen wurden.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

David Vinckboons, zugeschrieben


(Mechelen 1576 – vor 1633 Amsterdam)
Allegorie der sieben Todsünden
Öl auf Leinwand, 112 x 161 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, ab circa 1980;
vom jetzigen Besitzer 2019 erworben

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine lebendige und humoristische Darstellung der sieben Todsünden. Das Bild entstand wahrscheinlich in den Nördlichen Niederlanden, doch David Vinckboons war Flame und ein Zeitgenosse Pieter Brueghels des Jüngeren, durch dessen Vater viele der hier verwendeten Motive in Form seiner weithin bekannten Stiche der einzelnen Sünden Verbreitung gefunden hatten. Die im Freien vor einem Portikus und einer idealen Stadtlandschaft angesiedelte Szene mit teuer gekleideten, schlemmenden Festgästen lässt uns das Werk in das erotisierende Genre der „fröhlichen Gesellschaft“ einordnen. Die links unten von einem Pfau begleitete Dame mit Spiegel im Vordergrund ist eine vielsagende Verkörperung der Superbia. Das Figurenpaar mit erhobenem Finger rechts könnte für Invidia stehen. Ein gefräßiger Bauer lehnt sich neben einem faulen, auf seinen Hinterläufen ruhenden Esel zurück. Links erscheint Luxuria in Gestalt einer Dame, die sanft an der Spitze des Dolchs eines eleganten Herrn herumfingert. Elemente in der Art Brueghels treten am deutlichsten in dem unter einem Torbogen im Hintergrund urinierenden Mann und einer weiteren Männergestalt in Erscheinung, die sich an einer Säule übergibt.

David Vinckboons wurde 1576 in Mechelen in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sein Großvater Gillis hatte sich 1489 hier angesiedelt und eine Malerwerkstatt gegründet, in der Aquarelle auf Leinwand angefertigt wurden – eine Mechelner Spezialität, die von seinem Sohn Philip (1545–1601) weitergeführt wurde. Aufgrund der damaligen politischen Lage und der angespannten Glaubenssituation verlegte Philip das Geschäft 1579 nach Antwerpen, wo er von 1580 bis 1586 nachgewiesen ist. Als sich die Situation für die Reformierten, denen die Vinckboons angehörten, verschlimmerte, zog Philip 1586 mit 185 weiteren Antwerpener Familien in den Norden. Sicheres Geleit garantierte ihnen der Earl von Leicester, Generalgouverneur der Vereinigten Provinzen. Philip ließ sich zuerst in Middleburg und ab 1591 in Amsterdam nieder. Zusammen mit anderen Religionsflüchtlingen aus dem Süden, unter ihnen Gillis van Coninxloo und Hans Bol, bildete die Familie Vinckboons in Amsterdam eine enge künstlerische Gemeinschaft und führte ihre Geschäfte wie gehabt weiter. David wurde von seinem Vater ausgebildet und spezialisierte sich zunächst wie seine Vorfahren auf die Wasserfarbenmalerei auf Leinwand. Später wandte er sich – zumeist auf kleinen Formaten – der Ölmalerei zu, die Karl van Mander als besonders gelungen pries. Seine Kompositionen mussten sich großer Beliebtheit erfreut haben, zumal sie häufig gestochen wurden.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020