Lot Nr. 60


Paulus Moreelse


Paulus Moreelse - Alte Meister

(Utrecht 1571–1638)
Ganzfiguriges Porträt eines Edelmanns, traditionell identifiziert als Charles Philippe I., Baron von Merode-Houffalize und Graf von Middelburg (um 1571–1625); und
Ganzfiguriges Porträt einer Dame, traditionell identifiziert als Jeanne de Montmorency, Dame de Croisilles (um 1575–1621), beide neben einem Tisch stehend,
Öl auf Leinwand, je 203,6 x 125,3 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Château de Rixensart, Prinz von Merode, Belgien, bis 2018

Wir danken Eric Domela Nieuwenhuis, der die beiden vorliegenden Gemälde als eigenhändige Werke Paulus Moreelses, ausgeführt um 1615–1620, bestätigt hat. Domela Nieuwenhuis weist darauf hin, dass bisher nur ein einziges ganzfiguriges Porträt des Künstlers bekannt ist, nämlich jenes von Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel in den Koninklijke Verzamelingen, Den Haag (Inv.-Nr. SC/0351).

Das vorliegende Gemäldepaar ist mit seinen prächtigen Draperien typisch für die Auffassung und Malweise Moreelses, Utrechts führenden Porträtisten des 17. Jahrhunderts. Ganzfigurige Porträts sind in Holland am Beginn des Jahrhunderts zwar rar, doch auch Moreelses Lehrmeister Michiel van Mierevelt sowie Jan van Ravesteyn loteten die künstlerischen Möglichkeiten des Formats aus. Karel van Mander erwähnt in seinem „Schilder-Boeck“ auch Moreelses Porträt von Floris van Pallandt, Graf von Culemborch, und seiner Gemahlin von 1604. Die selbstsichere Ausstrahlung und höfische Haltung sowie der durch die prächtige Kleidung zur Schau gestellte Reichtum der Dargestellten sind charakteristische Merkmale seiner Bildnisse wohlhabender Bürger.

Das Œuvre Moreelses, der sowohl die Utrechter Lukasgilde begründete als auch, gemeinsam mit Abraham Bloemaert, eine Kunstakademie, umfasst sowohl manieristische Historienbilder, für die man auch Wtewael und Bloemaert feierte, als auch besonnenere Porträts, die von der Klasse gegenreformatorischer Befürworter, der er selbst angehörte, bevorzugt wurden. Besonderen Ruhm erntete er für seine Erfindung des Genres paarweiser Porträts von Hirten und Hirtinnen, in denen die Frauengestalten für gewöhnlich ein unzüchtiges oder verführerisches Verhalten an den Tag legten. Der Stil Moreelses, der bei dem Delfter Porträtisten Michiel van Mierevelt ausgebildet worden war, zeichnete sich durch eine abgemilderte Strenge und größere Flüssigkeit aus, was auch aus dem vorliegenden Lot hervorgeht. Zu Moreelses Schülern gehörte der berühmte Utrechter Caravaggist Dirck van Baburen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 100.000,-

Paulus Moreelse


(Utrecht 1571–1638)
Ganzfiguriges Porträt eines Edelmanns, traditionell identifiziert als Charles Philippe I., Baron von Merode-Houffalize und Graf von Middelburg (um 1571–1625); und
Ganzfiguriges Porträt einer Dame, traditionell identifiziert als Jeanne de Montmorency, Dame de Croisilles (um 1575–1621), beide neben einem Tisch stehend,
Öl auf Leinwand, je 203,6 x 125,3 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Château de Rixensart, Prinz von Merode, Belgien, bis 2018

Wir danken Eric Domela Nieuwenhuis, der die beiden vorliegenden Gemälde als eigenhändige Werke Paulus Moreelses, ausgeführt um 1615–1620, bestätigt hat. Domela Nieuwenhuis weist darauf hin, dass bisher nur ein einziges ganzfiguriges Porträt des Künstlers bekannt ist, nämlich jenes von Sophia Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel in den Koninklijke Verzamelingen, Den Haag (Inv.-Nr. SC/0351).

Das vorliegende Gemäldepaar ist mit seinen prächtigen Draperien typisch für die Auffassung und Malweise Moreelses, Utrechts führenden Porträtisten des 17. Jahrhunderts. Ganzfigurige Porträts sind in Holland am Beginn des Jahrhunderts zwar rar, doch auch Moreelses Lehrmeister Michiel van Mierevelt sowie Jan van Ravesteyn loteten die künstlerischen Möglichkeiten des Formats aus. Karel van Mander erwähnt in seinem „Schilder-Boeck“ auch Moreelses Porträt von Floris van Pallandt, Graf von Culemborch, und seiner Gemahlin von 1604. Die selbstsichere Ausstrahlung und höfische Haltung sowie der durch die prächtige Kleidung zur Schau gestellte Reichtum der Dargestellten sind charakteristische Merkmale seiner Bildnisse wohlhabender Bürger.

Das Œuvre Moreelses, der sowohl die Utrechter Lukasgilde begründete als auch, gemeinsam mit Abraham Bloemaert, eine Kunstakademie, umfasst sowohl manieristische Historienbilder, für die man auch Wtewael und Bloemaert feierte, als auch besonnenere Porträts, die von der Klasse gegenreformatorischer Befürworter, der er selbst angehörte, bevorzugt wurden. Besonderen Ruhm erntete er für seine Erfindung des Genres paarweiser Porträts von Hirten und Hirtinnen, in denen die Frauengestalten für gewöhnlich ein unzüchtiges oder verführerisches Verhalten an den Tag legten. Der Stil Moreelses, der bei dem Delfter Porträtisten Michiel van Mierevelt ausgebildet worden war, zeichnete sich durch eine abgemilderte Strenge und größere Flüssigkeit aus, was auch aus dem vorliegenden Lot hervorgeht. Zu Moreelses Schülern gehörte der berühmte Utrechter Caravaggist Dirck van Baburen.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020