Lot Nr. 94


Carel de Moor

[Saleroom Notice]
Carel de Moor - Alte Meister

(Leiden 1656–1738 Warmond)
Allegorie der Liebe: Ein Liebespaar am Brunnen in einem Garten mit eleganter Gesellschaft,
signiert rechts unten: M..R f.,
Öl auf Holz, 70,4 x 52 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Die Signatur lautet M..R f.

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien;
Auktion, Christie’s, Amsterdam, 13. Oktober 2009, Lot 49;
Kunsthandel Johnny van Haeften, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Carel de Moor galt vor allem als Porträtist zu den führenden holländischen Künstlern am Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts. Bevor er seinen Reifestil entwickelte, war er ein Neuinterpret der Motive und Kompositionen der vorangegangenen Generation der Leidener Fijnschilder. Details und der die Szene umgebende Bildraum des vorliegenden Werks verraten seine Ausbildung in den Werkstätten von Gerrit Dou und Frans van Mieris. Der Künstler gründete zusammen mit Willem van Mieris und Jacob van Toorenvliet die „Liedsche Tekenakademie“. Die vorliegende Allegorie ist typisch für die höfische Manier des Künstlers, die in aristokratischen Kreisen Anklang fand und 1714 zu seiner Erhebung in den Adelsstand durch Kaiser Karl VI. führte.

Das vorliegende Gemälde ist ungewöhnlich für de Moor, zumal es zu seinen wenigen Genrebildern gehört, welche jedoch nicht immer so fein ausgeführt sind wie seine Porträts. Bemerkenswert ist die vorliegende Komposition deshalb, weil sie dieselbe Feinheit und Detailfreude verrät, die der Künstler der Darstellung seiner adeligen Modelle oder seinen Historienbildern angedeihen ließ – was sich im Gesichtsausdruck des Paares und des afrikanischen Knaben im Vordergrund zeigt. Das Genre der „vrolijk gezelschap“ oder „fröhlichen Gesellschaft“, das sich sowohl in der Republik Holland als auch in Flandern großer Beliebtheit erfreute, erlangte seinen Höhepunkt mit Peter Paul Rubens’ Garten der Liebe (heute im Prado) mit seinen skulpturalen und architektonischen Details wie dem reich geschmückten Hermentor, an das im vorliegenden Bild erinnert wird. De Moor hat seinen Torbogen noch verschönert, indem er oben zwei Flussgötter hinzugefügt hat; sie scheinen auf jenen des Belvedere im Vatikan zu beruhen. Eine weitere Anregungsquelle scheinen die Stiche der Flora Farnese aus Jan de Bisschops Signorum Veterum Icones gewesen zu sein. Bei der Statue des Eros links im Bild handelt es sich allerdings offenbar um eine Erfindung des Künstlers.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Carel de Moor

[Saleroom Notice]

(Leiden 1656–1738 Warmond)
Allegorie der Liebe: Ein Liebespaar am Brunnen in einem Garten mit eleganter Gesellschaft,
signiert rechts unten: M..R f.,
Öl auf Holz, 70,4 x 52 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Die Signatur lautet M..R f.

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien;
Auktion, Christie’s, Amsterdam, 13. Oktober 2009, Lot 49;
Kunsthandel Johnny van Haeften, London;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Carel de Moor galt vor allem als Porträtist zu den führenden holländischen Künstlern am Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts. Bevor er seinen Reifestil entwickelte, war er ein Neuinterpret der Motive und Kompositionen der vorangegangenen Generation der Leidener Fijnschilder. Details und der die Szene umgebende Bildraum des vorliegenden Werks verraten seine Ausbildung in den Werkstätten von Gerrit Dou und Frans van Mieris. Der Künstler gründete zusammen mit Willem van Mieris und Jacob van Toorenvliet die „Liedsche Tekenakademie“. Die vorliegende Allegorie ist typisch für die höfische Manier des Künstlers, die in aristokratischen Kreisen Anklang fand und 1714 zu seiner Erhebung in den Adelsstand durch Kaiser Karl VI. führte.

Das vorliegende Gemälde ist ungewöhnlich für de Moor, zumal es zu seinen wenigen Genrebildern gehört, welche jedoch nicht immer so fein ausgeführt sind wie seine Porträts. Bemerkenswert ist die vorliegende Komposition deshalb, weil sie dieselbe Feinheit und Detailfreude verrät, die der Künstler der Darstellung seiner adeligen Modelle oder seinen Historienbildern angedeihen ließ – was sich im Gesichtsausdruck des Paares und des afrikanischen Knaben im Vordergrund zeigt. Das Genre der „vrolijk gezelschap“ oder „fröhlichen Gesellschaft“, das sich sowohl in der Republik Holland als auch in Flandern großer Beliebtheit erfreute, erlangte seinen Höhepunkt mit Peter Paul Rubens’ Garten der Liebe (heute im Prado) mit seinen skulpturalen und architektonischen Details wie dem reich geschmückten Hermentor, an das im vorliegenden Bild erinnert wird. De Moor hat seinen Torbogen noch verschönert, indem er oben zwei Flussgötter hinzugefügt hat; sie scheinen auf jenen des Belvedere im Vatikan zu beruhen. Eine weitere Anregungsquelle scheinen die Stiche der Flora Farnese aus Jan de Bisschops Signorum Veterum Icones gewesen zu sein. Bei der Statue des Eros links im Bild handelt es sich allerdings offenbar um eine Erfindung des Künstlers.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020