Bildnis des Clément Marot (Cahors 1496–1544 Turin),
bezeichnet oben in der Mitte: CLEM. MAROT.,
Öl auf Holz, 50 x 35 cm, gerahmt

Auf der vorliegenden Tafel ist der berühmte Renaissancedichter Clément Marot dargestellt. Er wurde in Cahors in der Provinz Quercy als Sohn des Jean Marot, eines der großen Rhetoriker der französischen Renaissance, geboren. Clément verbrachte den Großteil seines Lebens bei Hof. Von 1519 bis 1526 stand er in Diensten von Marguerite d’Angoulême, der zukünftigen Königin von Navarra; 1527 ernannte ihn Franz I. zum valet de chambre — ein Posten, den er praktisch bis zu seinem Lebensende bekleidete. Unter dem Verdacht, ein Anhänger Luthers zu sein, musste er im Oktober 1534 nach der „Affaire des Placards“ nach Italien fliehen, wo er Zuflucht am Hof von Renée, der französischen Herzogin von Ferrara und Schwägerin und Kusine von Franz I., fand. Er blieb in Ferrara bis zu seiner Weiterfahrt nach Venedig im Juni 1536. Gegen Ende des Jahres reiste er zurück nach Frankreich, wo er im März 1537 den französischen Hof erreichte. Fünf Jahre später war Marot erneut zur Flucht gezwungen; dieses Mal sollte er nicht mehr nach Frankreich zurückkehren. Über Genf und Savoyen gelangte er nach Piemont und verstarb im September 1544 in Turin.

Im Musée Historique de la Reformation in Genf befindet sich ein Porträt, das den Dichter im fortgeschrittenen Alter im Dreiviertelprofil und dem Betrachter entgegenblickend zeigt. Dabei scheint es sich um eine spätere Fassung des vorliegenden Bildnisses zu handeln, das vor allem im Bereich des Gesichts und des Pelzkragens mit großer Genauigkeit ausgeführt ist. Der hier dargestellte Gesichtstypus scheint auch Vorbild für ein Bildnis Marots gewesen zu sein, das sich einst in der Sammlung von Thomas Rhediger, einem Kunstsammler des 16. Jahrhunderts, befand und heute Schlesischen Museum von Breslau aufbewahrt wird. Keines dieser bekannten Porträts reicht in der Qualität an das vorliegende Gemälde heran.