(Itegem/Belgien 1932-1984 Frankreich)
Ohne Titel - Blau, auf der Rückseite signiert, datiert Jef Verheyen 63/64, Acryl auf Leinwand, 140 x 140 cm (Raute), gerahmt

Das Werk ist Teil einer Serie rautenförmiger „Zonnebogen“ (Sonnenbögen) in verschiedenen Farben, die Verheyen Espace Jaune, Espace Brun, Espace Bleu nannte.

Wir danken dem Archiv Jef Verheyen, Belgien, für die wissenschaftliche Beratung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Provenienz:
Privatsammlung Grenchen, Schweiz
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Galerie Schoeller, Ölbilder und Gouachen, Düsseldorf 9.11.1990-12.1.1991

„Wieso der eine Mensch Farbsinn hat, und der andere nicht, weiss ich nicht, aber es ist eine Tatsache, dass man Farbe nicht von Farbsinn trennen kann, wie auch Wort und Sprache unzertrennlich sind. Irgendwie sind Farben sehen und Farbsinn gleich. Für mich sind diese scheinbar so verschiedenen Begriffe so eng mit einander verbunden, dass ich nur von einer Art Wechselwirkung reden kann, von einer Tätigkeit wobei die Quantität des einen, die Qualität des anderen wird.“
Jef Verheyen

„Sehen ist fühlen mit den Augen“
Jef Verheyen

Ab den sechziger Jahren entwickelt der belgische Künstler Jef Verheyen eine ausgefeilte Technik für die Entstehung seiner Arbeiten, bei der er die Farbe in transluzenten Schichten und zarten Glasuren auf dem Bildträger aufbaut, um seine subtilen Farbabstufungen zu erzeugen. Mit dieser Methode des vielschichtigen Farbauftrags stellt sich Jef Verheyen in die altmeisterliche Tradition von Jan van Eyck. Dieser erzeugte mit dieser Art der Malweise die Illusion von Tiefe und in mimetischer Präzision die Realität des Dargestellten. Jef Verheyen dagegen macht nur die Farbe in ihrem Ausdruck sichtbar, wobei seine lasierende Technik mit Hilfe von weichen breiten Pinseln und Ballen mit geschredderten Nylonstrümpfen deren Materialität verschleiert. Nur im Streiflicht ist die Technik des Farbauftrags Jef Verheyens zu erahnen. Die in diesem Werk in den verschiedenen Blautönen auf die Leinwand aufgebrachte Farbe wirkt durch ihre extreme Glätte und den nahezu unsichtbaren Pinselduktus beinahe entmaterialisiert. Die zahlreichen übereinander gelagerten Farbschichten in nuancierendem Blau erzeugen eine von Jef Verheyen geplante Tiefe, die sich je nach Lichteinfall verändert - “Wenn das Licht abnimmt, nimmt die Dunkelheit zu. Zunehmendes Licht verringert die Dunkelheit. … Mein Leben war ein ständiger Dialog mit dem Licht”
„Die Lichtfrequenz ist wie sie ist und nicht anders, aber vom Sehen zum Erleben, und weiter zur Bewusstwerdung des Erfahrenen läuft ein anderer Weg. Und von der unichromatischen bis zur monochromatischen, von der achromatischen zur panchromatischen Beobachtung läuft wieder ein anderer Weg.“

Jef Verheyen, 1969 Zitate aus: www.jefverheyen.com