Lot Nr. 139 -


Günter Fruhtrunk *


Günter Fruhtrunk * - Zeitgenössische Kunst I

(München 1923–1982)
Champ Dynamique, 1962, auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert und bezeichnet Fruhtrunk Paris, 1962 mit Richtungspfeil, Vinyl auf Holz, 121,5 x 127 cm, gerahmt

Provenienz:
Neumeister Kunstauktionen München, 2008, Los 1502
Grisebach, Berlin 2018, Los 719
Europäische Privatsammlung
Ketterer Munich, 7.6.2019, Lot 156

Literatur:
Werkverzeichnis der Bilder, Catalogue Raisonné of the Paintings, 1952–1982 , hrsg. von Silke Reiter, Günter Fruhtrunk Gesellschaft e. v., München 2018, Nr. 256 (Farbabb.)

„Das Malen vollzieht sich im Konzentrieren auf einen Grat zwischen Willkür und Gefühlsduselei einerseits und rationalistischer Entfremdung andererseits.“

Günter Fruhtrunk

Mit seinem Stipendium von 1954 zog der Münchner Maler Günter Fruhtrunk nach Paris, wo er unter anderem in den Ateliers von Fernand Léger und Hans Arp arbeitete. Die Bedeutsamkeit Günter Fruhtrunks für die deutsche Nachkriegskunst ist immens: Der Künstler transportiert die Ideen des Konstruktivismus in eine rhythmische Bildwelt leuchtender Farben, indem er vektorähnliche Diagonalstreifen, farblich alternierend in strengen Rhythmen anordnet, wobei er eine dynamische Formensprache entwickelt. Um sich seinen Lebensunterhalt in den fünfziger Jahren zu verdienen, designed Günter Fruhtrunk für den Aldi Konzern eine Plastiktragetasche, die bis heute in Deutschland in den Filialen von Aldi-Nord zum Einsatz kommt.
Ab den sechziger Jahren konzentriert sich im Werk Günter Fruhtrunks nur noch das rhythmische Staccato farbiger Balken, die zu einer horizontalen und vertikalen Partitur zusammengefügt werden. Eine Steigerung der Rhythmen erreicht Günter Fruhtrunk zudem dadurch, dass er das gesamte Register in die Diagonale kippt, was die Dynamik der Farbkontraste beispielsweise des Rot und Blau bei „Champ Dynamique“ und die Flimmereffekte der Arbeit nochmals steigert. "Das Bild wird zu einer das Sehen spürbar beanspruchenden und anspannenden Provokation, insofern die … Rhythmussysteme in ihrer jeweiligen Doppelbedeutung als das Fundierende und Fundierte in gleicher und gemeinschaftlicher Aktualität miteinander konkurrieren. … Dasselbe Bild, das in Nahdistanz zum Beschauer in einer sukzessiven Alternation der bald positiven und bald negativen rhythmischen Werte sich gleichsam entwickelt, radikalisiert sich bei Ferndistanz zu einem alles diskursive Wahrnehmen verweigernden Spannungsphänomen.“

Norbert Kunisch (Hrsg.)/ Max Imdahl, Erläuterungen zur Modernen Kunst, Düsseldorf 1992, S. 68

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de

24.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 70.000,-

Günter Fruhtrunk *


(München 1923–1982)
Champ Dynamique, 1962, auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert und bezeichnet Fruhtrunk Paris, 1962 mit Richtungspfeil, Vinyl auf Holz, 121,5 x 127 cm, gerahmt

Provenienz:
Neumeister Kunstauktionen München, 2008, Los 1502
Grisebach, Berlin 2018, Los 719
Europäische Privatsammlung
Ketterer Munich, 7.6.2019, Lot 156

Literatur:
Werkverzeichnis der Bilder, Catalogue Raisonné of the Paintings, 1952–1982 , hrsg. von Silke Reiter, Günter Fruhtrunk Gesellschaft e. v., München 2018, Nr. 256 (Farbabb.)

„Das Malen vollzieht sich im Konzentrieren auf einen Grat zwischen Willkür und Gefühlsduselei einerseits und rationalistischer Entfremdung andererseits.“

Günter Fruhtrunk

Mit seinem Stipendium von 1954 zog der Münchner Maler Günter Fruhtrunk nach Paris, wo er unter anderem in den Ateliers von Fernand Léger und Hans Arp arbeitete. Die Bedeutsamkeit Günter Fruhtrunks für die deutsche Nachkriegskunst ist immens: Der Künstler transportiert die Ideen des Konstruktivismus in eine rhythmische Bildwelt leuchtender Farben, indem er vektorähnliche Diagonalstreifen, farblich alternierend in strengen Rhythmen anordnet, wobei er eine dynamische Formensprache entwickelt. Um sich seinen Lebensunterhalt in den fünfziger Jahren zu verdienen, designed Günter Fruhtrunk für den Aldi Konzern eine Plastiktragetasche, die bis heute in Deutschland in den Filialen von Aldi-Nord zum Einsatz kommt.
Ab den sechziger Jahren konzentriert sich im Werk Günter Fruhtrunks nur noch das rhythmische Staccato farbiger Balken, die zu einer horizontalen und vertikalen Partitur zusammengefügt werden. Eine Steigerung der Rhythmen erreicht Günter Fruhtrunk zudem dadurch, dass er das gesamte Register in die Diagonale kippt, was die Dynamik der Farbkontraste beispielsweise des Rot und Blau bei „Champ Dynamique“ und die Flimmereffekte der Arbeit nochmals steigert. "Das Bild wird zu einer das Sehen spürbar beanspruchenden und anspannenden Provokation, insofern die … Rhythmussysteme in ihrer jeweiligen Doppelbedeutung als das Fundierende und Fundierte in gleicher und gemeinschaftlicher Aktualität miteinander konkurrieren. … Dasselbe Bild, das in Nahdistanz zum Beschauer in einer sukzessiven Alternation der bald positiven und bald negativen rhythmischen Werte sich gleichsam entwickelt, radikalisiert sich bei Ferndistanz zu einem alles diskursive Wahrnehmen verweigernden Spannungsphänomen.“

Norbert Kunisch (Hrsg.)/ Max Imdahl, Erläuterungen zur Modernen Kunst, Düsseldorf 1992, S. 68

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers

petra.schaepers@dorotheum.de


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 24.06.2020