Lot Nr. 156 -


Zao Wou-Ki *


(Peking 1921-2013 Nyon, Schweiz)
Ohne Titel, 1953, signiert und datiert 53, Aquarell und Tusche auf Papier, 52,5 x 35,1 cm, gerahmt

Eine Echtheitsbestätigung der Zao Wou-Ki Stiftung liegt bei. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz –
in den 1950er Jahren von den Eltern des heutigen Besitzers in Paris erworben

Zao Wou-Ki gilt als einer der ersten transkulturellen Maler des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte seinen spezifischen abstrakten Stil, indem er die visuelle Poesie der chinesischen Malerei und Kaligraphie mit modernen westlichen Bildtraditionen kombinierte. Seine Werke befinden sich heute in über 150 öffentlichen Sammlungen in über 20 Ländern, darunter das Museum of Modern Art, das Guggenheim Museum, der Louvre und die Tate Modern.

1920 in einer alten Gelehrtenfamilie in Peking geboren absolvierte Zao seine Ausbildung an der Nationalen Kunstakademie in Hangzhou. 1948 zog er nach Paris, wo er sich am Montparnasse niederließ und in den folgenden Jahren mit André Malraux, Sam Francis, Joan Miro und Alberto Giacometti anfreundete. Während sein Werk in den 1950er Jahre der Lyrischen Abstraktion und der Nouvelle École de Paris zugeordnet wird, entwickelt er ab Mitte der 1960er Jahre eine zunehmend expressive Form der Abstraktion, die sich durch explodierende Farben und gestische, von der chinesischen Schrift inspirierte Pinselstriche auszeichnet.

Die vorliegende Papierarbeit ist Teil des Frühwerks Zaos. Sie zeigt eine Vase mit einem Bouquet aus Zweigen, Beeren und Pfauenfedern, das pflanzliche und fantastische Formen verbindet. Die zarten Linien, welche die Zweige bezeichnen, scheinen sich zugleich zu verselbstständigen und zwischen Repräsentation, Ornament und Abstraktion zu oszillieren. Die Darstellung besticht durch ein virtuoses Zusammenspiel zwischen dem spinnennetzartigen Liniengeflecht und den zahlreichen kleinen Tuschetupfern, die wie Perlenketten aufgereiht farbige Akzente setzen. Die zeichenhafte Linienführung, die elementaren Formen und der flache Bildraum erinnern zum einen an das Werk Paul Klees, der zu dieser Zeit einer der prägenden Einflüsse für Zao war. Zum anderen lässt sich mit Blick auf die kalligraphische Signatur zugleich auch die anhaltende Verwurzelung des Künstlers in der chinesischen Tradition ablesen.

„Während sie in ihrem Werk oft ihren geschätzten Vorfahren huldigten, schmiedeten Zao und seine Zeitgenossen eine neue Ästhetik, indem sie den kalligrafischen Federstrich zur Konstruktion ihrer Bilder nutzten. Diese Adaption des traditionellen Genres bot einen neuartigen Ansatz zur Abstraktion der natürlichen Welt und diente dazu, die Grenzen der Darstellung der reinen Form zu erweitern. Diese Entwicklungen trugen wesentlich zur Schaffung eines international erkennbaren ästhetischen Stils bei. Was Zaos Praxis von jener seiner Zeitgenossen unterscheidet, ist seine langjährige und prägende Auseinandersetzung mit der asiatischen Ästhetik, wodurch es dem Künstler gelang, eine einzigartige Perspektive einzunehmen, in der sich östliche und westliche Kunsttraditionen miteinander vereinten. Mit seinen außergewöhnlichen Beiträgen zur Etablierung der modernen Abstraktion erlangte Zao unter seinen europäischen und amerikanischen Zeitgenossen eine Vorreiterrolle innerhalb des Kunstkanons des zwanzigsten Jahrhunderts und eröffnete einen Diskurs über die Notwendigkeit, andere noch zu untersuchende künstlerische Praktiken zu identifizieren, welche bedeutende Beiträge zur Entwicklung der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit geleistet haben.“

Michelle Yun, „Zao Wou-Ki and the Avant-Garde“, in: No Limits. Zao Wou-Ki, Ausst.-Kat., Asia Society Museum, New York, Colby College Museum of Art, Maine, Yale University Press, 2017, S. 43.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

24.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 95.867,-
Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 100.000,-

Zao Wou-Ki *


(Peking 1921-2013 Nyon, Schweiz)
Ohne Titel, 1953, signiert und datiert 53, Aquarell und Tusche auf Papier, 52,5 x 35,1 cm, gerahmt

Eine Echtheitsbestätigung der Zao Wou-Ki Stiftung liegt bei. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz –
in den 1950er Jahren von den Eltern des heutigen Besitzers in Paris erworben

Zao Wou-Ki gilt als einer der ersten transkulturellen Maler des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte seinen spezifischen abstrakten Stil, indem er die visuelle Poesie der chinesischen Malerei und Kaligraphie mit modernen westlichen Bildtraditionen kombinierte. Seine Werke befinden sich heute in über 150 öffentlichen Sammlungen in über 20 Ländern, darunter das Museum of Modern Art, das Guggenheim Museum, der Louvre und die Tate Modern.

1920 in einer alten Gelehrtenfamilie in Peking geboren absolvierte Zao seine Ausbildung an der Nationalen Kunstakademie in Hangzhou. 1948 zog er nach Paris, wo er sich am Montparnasse niederließ und in den folgenden Jahren mit André Malraux, Sam Francis, Joan Miro und Alberto Giacometti anfreundete. Während sein Werk in den 1950er Jahre der Lyrischen Abstraktion und der Nouvelle École de Paris zugeordnet wird, entwickelt er ab Mitte der 1960er Jahre eine zunehmend expressive Form der Abstraktion, die sich durch explodierende Farben und gestische, von der chinesischen Schrift inspirierte Pinselstriche auszeichnet.

Die vorliegende Papierarbeit ist Teil des Frühwerks Zaos. Sie zeigt eine Vase mit einem Bouquet aus Zweigen, Beeren und Pfauenfedern, das pflanzliche und fantastische Formen verbindet. Die zarten Linien, welche die Zweige bezeichnen, scheinen sich zugleich zu verselbstständigen und zwischen Repräsentation, Ornament und Abstraktion zu oszillieren. Die Darstellung besticht durch ein virtuoses Zusammenspiel zwischen dem spinnennetzartigen Liniengeflecht und den zahlreichen kleinen Tuschetupfern, die wie Perlenketten aufgereiht farbige Akzente setzen. Die zeichenhafte Linienführung, die elementaren Formen und der flache Bildraum erinnern zum einen an das Werk Paul Klees, der zu dieser Zeit einer der prägenden Einflüsse für Zao war. Zum anderen lässt sich mit Blick auf die kalligraphische Signatur zugleich auch die anhaltende Verwurzelung des Künstlers in der chinesischen Tradition ablesen.

„Während sie in ihrem Werk oft ihren geschätzten Vorfahren huldigten, schmiedeten Zao und seine Zeitgenossen eine neue Ästhetik, indem sie den kalligrafischen Federstrich zur Konstruktion ihrer Bilder nutzten. Diese Adaption des traditionellen Genres bot einen neuartigen Ansatz zur Abstraktion der natürlichen Welt und diente dazu, die Grenzen der Darstellung der reinen Form zu erweitern. Diese Entwicklungen trugen wesentlich zur Schaffung eines international erkennbaren ästhetischen Stils bei. Was Zaos Praxis von jener seiner Zeitgenossen unterscheidet, ist seine langjährige und prägende Auseinandersetzung mit der asiatischen Ästhetik, wodurch es dem Künstler gelang, eine einzigartige Perspektive einzunehmen, in der sich östliche und westliche Kunsttraditionen miteinander vereinten. Mit seinen außergewöhnlichen Beiträgen zur Etablierung der modernen Abstraktion erlangte Zao unter seinen europäischen und amerikanischen Zeitgenossen eine Vorreiterrolle innerhalb des Kunstkanons des zwanzigsten Jahrhunderts und eröffnete einen Diskurs über die Notwendigkeit, andere noch zu untersuchende künstlerische Praktiken zu identifizieren, welche bedeutende Beiträge zur Entwicklung der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit geleistet haben.“

Michelle Yun, „Zao Wou-Ki and the Avant-Garde“, in: No Limits. Zao Wou-Ki, Ausst.-Kat., Asia Society Museum, New York, Colby College Museum of Art, Maine, Yale University Press, 2017, S. 43.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 24.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.