Lot Nr. 168


Alain Jacquet *


Alain Jacquet * - Zeitgenössische Kunst I

(Neuilly-sur-Seine 1939–2008 New York City)
Le Déjeuner sur l’herbe (Diptychon), 1964, signiert und datiert Alain Jacquet 64, auf beiden Keilrahmen signiert Alain Jacquet sowie jeweils auf rückseitigen Klebezetteln auf der rechten und linken Leinwand mit der Kat.-Nr. AJ-DEJ/T-64–25 bezeichnet, Zellulose-Vierfarbdruck auf Leinwand, 2 Teile, Gesamtgröße: 175 x 196 cm, auf Keilrahmen

Zu einer Serie von 95 Variationen um das gleiche Thema gehörendes Unikat.

Die Authentizität des Werkes wurde von Herrn Fabien Jacquet bestätigt.

Die vorliegende Arbeit wird mit der Nr. AJ-DEJ/T-64–25 in das derzeit von Fabien Jacquet (Comité Alain Jacquet, Cerdon) erstellte Werkverzeichnis aufgenommen.

Fotozertifikat:
Comité Alain Jacquet, Paris, März 2018, Kat.-Nr. AJ-DEJ/T64–25.

Provenienz:
Privatsammlung, Österreich – in den 1960er Jahren erworben
Dorotheum Wien, 16. Mai 2018, Los 284

Ausgestellt:
Sao Paolo, Französischer Pavillon, IX Bienal de Sao Paolo, 1967, S. 73 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Paris, Galerie Beaubourg, Marianne et Pierre Nahon, Alain Jacquet, 25ième anniversaire du Déjeuner sur l’herbe, 1989, (eine andere Variante ausgestellt und auf dem Cover abgebildet sowie S. 26–27) Paris, Galerie Jousse-Seguin, Alain Jacquet, 10. September - 19. Oktober 1991, S. 2 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Paris, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Passions Privées, Dezember 1995 - März 1996, Nr. 11, S. 458 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Amiens, Musée de Picardie, Alain Jacquet, Œuvres de 1951 à 1998, 1998, S. 35 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Châteauroux, Couvent des Cordeliers, Alain Jacquet, Camouflages 1961 – 1964, 19. März - 15. Juni 2002, S. 98–99 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Nizza, Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain, Alain Jacquet: Camouflages et Trames, 29. Januar - 22. Mai 2005, S. 85–87 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
New Haven, Yale School of Art, 32 Edgewood Gallery, Lunch with Olympia, 20. September - 21. November 2013 (eine andere Variante ausgestellt)

Literatur:
Robert Maillard, Hrsg., Vingt-cinq ans d’art en France, Paris, 1986, S. 118 (eine andere Variante abgebildet)
Duncan Smith, Alain Jacquet, Paris, 1990, S. 5, S. 32 (eine andere Variante abgebildet)
Marco Livingston, Pop Art: A Continuing History, London 1990, S. 145, Nr. 202 (eine andere Variante abgebildet)

Wir danken Herrn Fabien Jacquet für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Jacquet schuf Le Déjeuner sur l'herbe im Jahre 1964. Mit diesem bahnbrechenden Werk legte er den Grundstein für einen großen Teil seiner späteren künstlerischen Entwicklung. Jacquet transformiert den ursprünglichen fotografischen Schnappschuss, indem er die Textur so weit vergrößert, dass sie sich verformt und die Körnchen des Fotos im Vordergrund sichtbar werden. Die so vergrößerten Punkte erzeugen so und verdecken zugleich das Bild. Jacquet, der mit den neuen künstlerischen Bewegungen der 1960er Jahre in Berührung kam, hatte nicht nur eine Affinität zum französischen Nouveau Réalisme, sondern auch zu den Pop-Art-Bewegungen in Großbritannien und den USA. Gleichzeitig war er aber distanziert genug, um die Unabhängigkeit seiner Arbeit zu erhalten. Während Jacquets Zeitgenossen in Amerika der Faszination von einem Leben auf der Sonnenseite der Gesellschaft erlagen, so stellen seine früheren Gemälde einen politischen Kommentar zu starren Geschlechterrollen und dem eisernen Griff des Kapitalismus dar.
In direkter Anspielung auf Manets Meisterwerk Le Déjeuner sur l'herbe (1862-63) erreicht Jacquet die Fusion von fast einem Jahrhundert Kunstgeschichte. Mit einer in seiner Quintessenz ähnlich bahnbrechenden Modernität, ist Jacquets Verständnis des Themas ein Hinweis auf die Errungenschaften, die seit dem Salon des Refusés auf die Emanzipation der Kreativität des Ausdrucks hinweisen. Damit steht dieses Stück im Zentrum eines ausschlaggebenden Diskurses, der die Pop Art Europas von der Pop Art Amerikas unterscheidet. Angesichts der außergewöhnlichen Motivation, muss man sich einen Moment Zeit nehmen, um das berühmte Stück zu erwähnen, das Jacquets Malerei inspirierte: ein Werk, das zunächst zurückgewiesen wurde, aber jetzt ein Glanzstück im Pariser Musée d'Orsay ist. Am skandalösesten war bei seiner ersten Ausstellung Manets Darstellung zweier Männer in einem Park, die ihr Mittagessen einnehmen. Neben ihnen, und doch auf faszinierende Weise getrennt, sitzt eine nackte Frau und richtet ihren Blick auf den Betrachter des Gemäldes. Wie um den Unterschied zwischen der blassen Haut der Frau und den stilvoll gekleideten Männern hervorzuheben, ist unter den Bäumen eine andere Gestalt sichtbar: eine spärlich bekleidete, badende Frau.
Ähnlich wie bei Manet, der auf die Identitäten der Modelle in seinen Werken anspielt und damit sein eigenes Leben zeigt und nicht etwa die Themen von Allegorien darstellt, ist es ersichtlich, dass die Modelle Freunde des Künstlers sind. So ist die nackte Frau nämlich Jeannine de Goldschmidt, eine Galeristin. Sie sitzt neben Mario Schifano, einem italienischen Künstler. Der zweite Mann ist ihr Ehemann, der Kunstkritiker Pierre Restany. Die Frau, die hinter der Gruppe badet, ist Jacqueline Lafon, Schwägerin des Ehepaares. Eine Divergenz ist jedoch im Wasser sichtbar: Während Manets Darstellung rein natürlich ist, entschied sich Jacquet für ein Schwimmbecken statt für einen Bach. Daraus resultiert eine kapitalistisch bürgerliche Darstellung familiären Komforts.

24.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 60.300,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Alain Jacquet *


(Neuilly-sur-Seine 1939–2008 New York City)
Le Déjeuner sur l’herbe (Diptychon), 1964, signiert und datiert Alain Jacquet 64, auf beiden Keilrahmen signiert Alain Jacquet sowie jeweils auf rückseitigen Klebezetteln auf der rechten und linken Leinwand mit der Kat.-Nr. AJ-DEJ/T-64–25 bezeichnet, Zellulose-Vierfarbdruck auf Leinwand, 2 Teile, Gesamtgröße: 175 x 196 cm, auf Keilrahmen

Zu einer Serie von 95 Variationen um das gleiche Thema gehörendes Unikat.

Die Authentizität des Werkes wurde von Herrn Fabien Jacquet bestätigt.

Die vorliegende Arbeit wird mit der Nr. AJ-DEJ/T-64–25 in das derzeit von Fabien Jacquet (Comité Alain Jacquet, Cerdon) erstellte Werkverzeichnis aufgenommen.

Fotozertifikat:
Comité Alain Jacquet, Paris, März 2018, Kat.-Nr. AJ-DEJ/T64–25.

Provenienz:
Privatsammlung, Österreich – in den 1960er Jahren erworben
Dorotheum Wien, 16. Mai 2018, Los 284

Ausgestellt:
Sao Paolo, Französischer Pavillon, IX Bienal de Sao Paolo, 1967, S. 73 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Paris, Galerie Beaubourg, Marianne et Pierre Nahon, Alain Jacquet, 25ième anniversaire du Déjeuner sur l’herbe, 1989, (eine andere Variante ausgestellt und auf dem Cover abgebildet sowie S. 26–27) Paris, Galerie Jousse-Seguin, Alain Jacquet, 10. September - 19. Oktober 1991, S. 2 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Paris, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Passions Privées, Dezember 1995 - März 1996, Nr. 11, S. 458 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Amiens, Musée de Picardie, Alain Jacquet, Œuvres de 1951 à 1998, 1998, S. 35 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Châteauroux, Couvent des Cordeliers, Alain Jacquet, Camouflages 1961 – 1964, 19. März - 15. Juni 2002, S. 98–99 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
Nizza, Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain, Alain Jacquet: Camouflages et Trames, 29. Januar - 22. Mai 2005, S. 85–87 (eine andere Variante ausgestellt und abgebildet)
New Haven, Yale School of Art, 32 Edgewood Gallery, Lunch with Olympia, 20. September - 21. November 2013 (eine andere Variante ausgestellt)

Literatur:
Robert Maillard, Hrsg., Vingt-cinq ans d’art en France, Paris, 1986, S. 118 (eine andere Variante abgebildet)
Duncan Smith, Alain Jacquet, Paris, 1990, S. 5, S. 32 (eine andere Variante abgebildet)
Marco Livingston, Pop Art: A Continuing History, London 1990, S. 145, Nr. 202 (eine andere Variante abgebildet)

Wir danken Herrn Fabien Jacquet für seine Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Werkes.

Jacquet schuf Le Déjeuner sur l'herbe im Jahre 1964. Mit diesem bahnbrechenden Werk legte er den Grundstein für einen großen Teil seiner späteren künstlerischen Entwicklung. Jacquet transformiert den ursprünglichen fotografischen Schnappschuss, indem er die Textur so weit vergrößert, dass sie sich verformt und die Körnchen des Fotos im Vordergrund sichtbar werden. Die so vergrößerten Punkte erzeugen so und verdecken zugleich das Bild. Jacquet, der mit den neuen künstlerischen Bewegungen der 1960er Jahre in Berührung kam, hatte nicht nur eine Affinität zum französischen Nouveau Réalisme, sondern auch zu den Pop-Art-Bewegungen in Großbritannien und den USA. Gleichzeitig war er aber distanziert genug, um die Unabhängigkeit seiner Arbeit zu erhalten. Während Jacquets Zeitgenossen in Amerika der Faszination von einem Leben auf der Sonnenseite der Gesellschaft erlagen, so stellen seine früheren Gemälde einen politischen Kommentar zu starren Geschlechterrollen und dem eisernen Griff des Kapitalismus dar.
In direkter Anspielung auf Manets Meisterwerk Le Déjeuner sur l'herbe (1862-63) erreicht Jacquet die Fusion von fast einem Jahrhundert Kunstgeschichte. Mit einer in seiner Quintessenz ähnlich bahnbrechenden Modernität, ist Jacquets Verständnis des Themas ein Hinweis auf die Errungenschaften, die seit dem Salon des Refusés auf die Emanzipation der Kreativität des Ausdrucks hinweisen. Damit steht dieses Stück im Zentrum eines ausschlaggebenden Diskurses, der die Pop Art Europas von der Pop Art Amerikas unterscheidet. Angesichts der außergewöhnlichen Motivation, muss man sich einen Moment Zeit nehmen, um das berühmte Stück zu erwähnen, das Jacquets Malerei inspirierte: ein Werk, das zunächst zurückgewiesen wurde, aber jetzt ein Glanzstück im Pariser Musée d'Orsay ist. Am skandalösesten war bei seiner ersten Ausstellung Manets Darstellung zweier Männer in einem Park, die ihr Mittagessen einnehmen. Neben ihnen, und doch auf faszinierende Weise getrennt, sitzt eine nackte Frau und richtet ihren Blick auf den Betrachter des Gemäldes. Wie um den Unterschied zwischen der blassen Haut der Frau und den stilvoll gekleideten Männern hervorzuheben, ist unter den Bäumen eine andere Gestalt sichtbar: eine spärlich bekleidete, badende Frau.
Ähnlich wie bei Manet, der auf die Identitäten der Modelle in seinen Werken anspielt und damit sein eigenes Leben zeigt und nicht etwa die Themen von Allegorien darstellt, ist es ersichtlich, dass die Modelle Freunde des Künstlers sind. So ist die nackte Frau nämlich Jeannine de Goldschmidt, eine Galeristin. Sie sitzt neben Mario Schifano, einem italienischen Künstler. Der zweite Mann ist ihr Ehemann, der Kunstkritiker Pierre Restany. Die Frau, die hinter der Gruppe badet, ist Jacqueline Lafon, Schwägerin des Ehepaares. Eine Divergenz ist jedoch im Wasser sichtbar: Während Manets Darstellung rein natürlich ist, entschied sich Jacquet für ein Schwimmbecken statt für einen Bach. Daraus resultiert eine kapitalistisch bürgerliche Darstellung familiären Komforts.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 24.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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