Lot Nr. 113


Jacques Courtois, gen. Borgognone


Jacques Courtois, gen. Borgognone - Alte Meister

(Saint-Hippolyte 1621–1675 Rom)
Weite Landschaft nach einer Schlacht,
Öl auf Leinwand, 107 x 214 cm, gerahmt

Provenienz:
Frau M. Ziegler-Wegmann, Zürich;
Privatsammlung, Zürich;
Auktion, Fischer, Luzern, 21. November 1972, Lot 2215;
Auktion, Sotheby’s, London, 12. Dezember 2002, Lot 50 (als Jacques Courtois, gen. Borgognone);
Auktion, Sotheby’s, London, 9. Dezember 2009, Lot 35 (als Jacques Courtois, gen. Borgognone);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Neapel, Gallerie d’Italia, Palazzo Zevallos Stigliano, Rubens, Van Dyck, Ribera. La collezione di un principe, 6. Dezember 2018 – 7. April 2019, Kat.-Nr. 7 (als Jacques Courtois)

Literatur:
G. Sestieri, „Antico“ e „moderno“ nella pittura di „battaglie“. Contributi al Manciola, a Michelangelo delle Battaglie e al Borgognone, in: Studi sul Barocco romano: scritti in onore di Maurizio Fagiolo dell’Arco, Mailand 2004, S. 227, Abb. S. LXXIX (als Jacques Courtois);
V. Borniotto, in: Rubens, Van Dyck, Ribera. La collezione di un principe, Ausstellungskatalog, hg. von A. E. Denunzio, G. Porzio u. a., Cinisello Balsamo 2018, S. 92 f., Kat.-Nr. 7 (als Jacques Courtois)

Jacques Courtois hat sich bei diesem Gemälde dafür entschieden, die letzten Momente einer Schlacht darzustellen und sich nicht, wie sonst in seinem Werk, auf den Höhepunkt im Verlauf eines Konflikts zu konzentrieren. Er zeigt das Ende der Schlacht und richtet die Aufmerksamkeit auf das Einsammeln der Toten und die Versorgung der Verwundeten. Jacques Courtois stellt uns vor Augen, wie die Truppen das Feld räumen und die Verstorbenen zurücklassen, die von den Überlebenden ausgezogen werden, während Mönche nach dem Ende der Schlacht umherziehen, um Segen zu sprechen und die Letzte Ölung zu erteilen: Nur durch die Wiedergabe der groben Tatsachen der Szene erzielt der Künstler eine selten eindringliche Ergriffenheit.

Die Landschaft ist weit und luftig: Jacques Courtois’ Komposition hat etwas ausgesprochen Modernes und wirkt wie durch ein Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Sogar die breite Hintergrundfläche ist realistisch und detailliert gestaltet und enthält verschiedene anekdotische Elemente wie den mit Leuten vom Land voll besetzten Wagen, der von zwei Trompetern zu Pferd angekündigt wird, oder den Mönch im Vordergrund, der sich um einen sterbenden Mann kümmert.

Die Bild ist in erster Linie in erdigen Ockertönen gehalten, die durch das Weiß der Pferde sowie das Blau und Rot der Soldatenuniformen hervorgehoben werden ‒ eine für Jacques Courtois typische Farblösung. Das Gemälde ist ein treffendes Beispiel für die Bildsprache des Künstlers, der weite panoramaartige Hügel- oder Berglandschaften bevorzugte, die durch das gedämpfte Licht der Luftperspektive gekennzeichnet sind und eine Abfolge von zurücktretenden räumlichen Ebenen entfalten. Es lässt sich etwa mit den Pendants in den Musei Capitolini in Rom (Inv.-Nr. PC 54, PC 53) und jenen in einer Privatsammlung in Cento (siehe G. Sestieri in der Literatur, S. LXXIX) vergleichen.

Sestieri (siehe Literatur) erachtet das vorliegende Werk als treffendes Beispiel für Courtois’ Fähigkeiten als Maler reiner Landschaften in realistischer, beschreibender Manier. In der Tat widmete sich der Künstler diesem Genre oft, wie auch sein Biograf Baldinucci anmerkt (siehe F. Baldinucci, Notizie de’ professori del disegno ..., Florenz 1681‒1728, Bd. 6, S. 417‒426). Die Auseinandersetzung des Künstlers mit den Werken der Bamboccianti, die er wahrscheinlich während seines Aufenthalts in Rom besuchte, wird besonders in der linken Vordergrundpartie deutlich, die einen älteren ärmeren Mann in Gesellschaft eines Kindes zeigt.

Jacques Courtois wurde in Frankreich geboren, arbeitete aber vor allem in Italien, besonders in Rom, wohin er 1640 übersiedelte und wo er unter den Einfluss von Aniello Falcone (1607‒1665) geriet. Courtois war vor allem für seine Schlachtszenen bekannt und galt bei seinen Zeitgenossen als absoluter Fachmann des Genres. Vor seiner Übersiedlung nach Rom hatte der Maler an den Feldzügen des Barons Charles de Watteville teilgenommen, in deren Rahmen er Kampfhandlungen hautnah miterlebte. Wie die zahlreichen Studienblätter bestätigen, die sich heute im British Museum und im Musée du Louvre befinden, fertigte er Zeichnungen der Militäraktionen an, deren Zeuge er wurde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 60.000,-

Jacques Courtois, gen. Borgognone


(Saint-Hippolyte 1621–1675 Rom)
Weite Landschaft nach einer Schlacht,
Öl auf Leinwand, 107 x 214 cm, gerahmt

Provenienz:
Frau M. Ziegler-Wegmann, Zürich;
Privatsammlung, Zürich;
Auktion, Fischer, Luzern, 21. November 1972, Lot 2215;
Auktion, Sotheby’s, London, 12. Dezember 2002, Lot 50 (als Jacques Courtois, gen. Borgognone);
Auktion, Sotheby’s, London, 9. Dezember 2009, Lot 35 (als Jacques Courtois, gen. Borgognone);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Neapel, Gallerie d’Italia, Palazzo Zevallos Stigliano, Rubens, Van Dyck, Ribera. La collezione di un principe, 6. Dezember 2018 – 7. April 2019, Kat.-Nr. 7 (als Jacques Courtois)

Literatur:
G. Sestieri, „Antico“ e „moderno“ nella pittura di „battaglie“. Contributi al Manciola, a Michelangelo delle Battaglie e al Borgognone, in: Studi sul Barocco romano: scritti in onore di Maurizio Fagiolo dell’Arco, Mailand 2004, S. 227, Abb. S. LXXIX (als Jacques Courtois);
V. Borniotto, in: Rubens, Van Dyck, Ribera. La collezione di un principe, Ausstellungskatalog, hg. von A. E. Denunzio, G. Porzio u. a., Cinisello Balsamo 2018, S. 92 f., Kat.-Nr. 7 (als Jacques Courtois)

Jacques Courtois hat sich bei diesem Gemälde dafür entschieden, die letzten Momente einer Schlacht darzustellen und sich nicht, wie sonst in seinem Werk, auf den Höhepunkt im Verlauf eines Konflikts zu konzentrieren. Er zeigt das Ende der Schlacht und richtet die Aufmerksamkeit auf das Einsammeln der Toten und die Versorgung der Verwundeten. Jacques Courtois stellt uns vor Augen, wie die Truppen das Feld räumen und die Verstorbenen zurücklassen, die von den Überlebenden ausgezogen werden, während Mönche nach dem Ende der Schlacht umherziehen, um Segen zu sprechen und die Letzte Ölung zu erteilen: Nur durch die Wiedergabe der groben Tatsachen der Szene erzielt der Künstler eine selten eindringliche Ergriffenheit.

Die Landschaft ist weit und luftig: Jacques Courtois’ Komposition hat etwas ausgesprochen Modernes und wirkt wie durch ein Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Sogar die breite Hintergrundfläche ist realistisch und detailliert gestaltet und enthält verschiedene anekdotische Elemente wie den mit Leuten vom Land voll besetzten Wagen, der von zwei Trompetern zu Pferd angekündigt wird, oder den Mönch im Vordergrund, der sich um einen sterbenden Mann kümmert.

Die Bild ist in erster Linie in erdigen Ockertönen gehalten, die durch das Weiß der Pferde sowie das Blau und Rot der Soldatenuniformen hervorgehoben werden ‒ eine für Jacques Courtois typische Farblösung. Das Gemälde ist ein treffendes Beispiel für die Bildsprache des Künstlers, der weite panoramaartige Hügel- oder Berglandschaften bevorzugte, die durch das gedämpfte Licht der Luftperspektive gekennzeichnet sind und eine Abfolge von zurücktretenden räumlichen Ebenen entfalten. Es lässt sich etwa mit den Pendants in den Musei Capitolini in Rom (Inv.-Nr. PC 54, PC 53) und jenen in einer Privatsammlung in Cento (siehe G. Sestieri in der Literatur, S. LXXIX) vergleichen.

Sestieri (siehe Literatur) erachtet das vorliegende Werk als treffendes Beispiel für Courtois’ Fähigkeiten als Maler reiner Landschaften in realistischer, beschreibender Manier. In der Tat widmete sich der Künstler diesem Genre oft, wie auch sein Biograf Baldinucci anmerkt (siehe F. Baldinucci, Notizie de’ professori del disegno ..., Florenz 1681‒1728, Bd. 6, S. 417‒426). Die Auseinandersetzung des Künstlers mit den Werken der Bamboccianti, die er wahrscheinlich während seines Aufenthalts in Rom besuchte, wird besonders in der linken Vordergrundpartie deutlich, die einen älteren ärmeren Mann in Gesellschaft eines Kindes zeigt.

Jacques Courtois wurde in Frankreich geboren, arbeitete aber vor allem in Italien, besonders in Rom, wohin er 1640 übersiedelte und wo er unter den Einfluss von Aniello Falcone (1607‒1665) geriet. Courtois war vor allem für seine Schlachtszenen bekannt und galt bei seinen Zeitgenossen als absoluter Fachmann des Genres. Vor seiner Übersiedlung nach Rom hatte der Maler an den Feldzügen des Barons Charles de Watteville teilgenommen, in deren Rahmen er Kampfhandlungen hautnah miterlebte. Wie die zahlreichen Studienblätter bestätigen, die sich heute im British Museum und im Musée du Louvre befinden, fertigte er Zeichnungen der Militäraktionen an, deren Zeuge er wurde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020