Lot Nr. 119


Lorenzo Tiepolo


Lorenzo Tiepolo - Alte Meister

(Venedig 1736–1776 Madrid)
Porträt einer maskierten Dame, Pastell auf Papier, 64 x 51,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, New York, 16. Mai 1996, Lot 75 (als Lorenzo Tiepolo);
Sammlung Enrico Frascione;
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, Villa Ceresa, Lorenzo Tiepolo e il suo tempo, 26. Oktober 1997 – 31. Januar 1998;
Paris, Musée Cognacq-Jay, Sérénissime! Venise en fête de Tiepolo à Guardi, 25. Februar – 25. Juni 2017;
Gualdo Tadino, Franziskuskirche, Seduzione e potere. La donna nell’arte tra Guido Cagnacci e Tiepolo, 30. Juli – 3. Dezember 2017

Literatur:
F. Pedrocco, in: G. Romanelli, F. Pedrocco (Hg.), Lorenzo Tiepolo e il suo tempo, Ausstellungskatalog, Mailand 1997, S. 86 f. (als Lorenzo Tiepolo);
R.-M. Herda-Mousseaux, B. Couilleaux (Hg.), Sérénissime! Venise en fête de Tiepolo à Guardi, Ausstellungskatalog, Paris 2017, S. 148, Abb. 41 (als Lorenzo Tiepolo);
V. Sgarbi (Hg.), Seduzione e potere. La donna nell’arte tra Guido Cagnacci e Tiepolo, Gubbio 2017, S. 162 (als Lorenzo Tiepolo)

Dieses mit Pastellfarben auf Papier ausgeführte Porträt einer Frau mit Maske wurde in die erste dem jüngsten Sohn Giovanni Battista Tiepolos, Lorenzo, gewidmete Ausstellung aufgenommen, die 1997 in Mestre gezeigt wurde. Das Werk wurde mit dem Bildnis der Cecilia Guardi Tiepolo verglichen, das in der Ca’Rezzonico in Venedig aufbewahrt wird (siehe Pedrocco 1997, S. 80 f.).

Die Dargestellte wurde vormals vermutlich aufgrund der Rosen im Bild als Santa Rosa da Lima identifiziert. Das Werk zeigt einen starken spanischen Einfluss, was zunächst an der Art der von der Frau getragenen Maske zu erkennen ist, die weder der larva noch der bautta ähnelt, die in Venedig typischerweise mit einem Dreispitz getragen wurden. Auch mit der einfacheren runden moretta, die mit Bändern befestigt wurde, hat die Maske des vorliegenden Bildes nichts gemeinsam. In der Tat verbrachte Lorenzo Tiepolo die letzten vierzehn Jahre seines Lebens in Spanien, wohin sein Vater Giovanni Battista 1762 mit seiner ganzen Familie übersiedelt war, nachdem er an den Hof Karls III. gerufen worden war, um dort zu arbeiten. Etwas im Schatten seines Vaters stehend gelang es Lorenzo, eine gewisse Autonomie als Radierer und vor allem als Pastellporträtist zu entwickeln. Diese Technik erlernte er höchstwahrscheinlich von der großen venezianischen Meisterin der Pastellmalerei Rosalba Carriera, dank der er sich auch jenen „feinen und detailreichen Stil“ [„fattura delicate e minuziosa“] aneignete, an dem er auch nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1770 festhielt (siehe Pedrocco 1997, S. 33).

Trotz nur spärlich vorhandener Hinweise auf sein Leben wissen wir, dass Lorenzo nicht nur seinem Vater und älteren Bruder bei den umfangreichen Freskenmalereien im Madrider Königspalast half, sondern bereits 1763 Pastellporträts der Infanti von Spanien und der Prinzen von Asturien schuf. Die sechs Bildnisse befinden sich heute im Prado in Madrid (siehe Pedrocco 1997, S. 40, Nr. 2, mit weiterführender Literatur; und M. B. Mena Marqués, Dibujos italianos del siglo XVIII, Madrid 1990, S. 147‒150). Auch die zwölf Pastelle der Tipos populares aus dem Madrider Königspalast werden heute im Prado aufbewahrt. Die ursprünglich als Werke Giandomenico Tiepolos angesehenen Pastelle wurden 1925 von August Mayer Lorenzo zugeschrieben (A. L. Mayer, Dipinti di Lorenzo Tiepolo, in: Bollettino d’Arte, 18.1924/25, S. 413‒422).

Möglicherweise wurde Francisco Goya zwischen 1776 und 1777 von Lorenzos Pastellporträts und Tipos beeinflusst, als er die Tapisserien für die Prinzen von Asturien einschließlich des berühmten Sonnenschirms entwarf (siehe M. Favilla, R. Rugolo, A Portrait of a Baby Girl by Lorenzo Tiepolo, in: The Burlington Magazine, März 2014, S. 164‒168, insb. S. 167).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Lorenzo Tiepolo


(Venedig 1736–1776 Madrid)
Porträt einer maskierten Dame, Pastell auf Papier, 64 x 51,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Sotheby’s, New York, 16. Mai 1996, Lot 75 (als Lorenzo Tiepolo);
Sammlung Enrico Frascione;
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, Villa Ceresa, Lorenzo Tiepolo e il suo tempo, 26. Oktober 1997 – 31. Januar 1998;
Paris, Musée Cognacq-Jay, Sérénissime! Venise en fête de Tiepolo à Guardi, 25. Februar – 25. Juni 2017;
Gualdo Tadino, Franziskuskirche, Seduzione e potere. La donna nell’arte tra Guido Cagnacci e Tiepolo, 30. Juli – 3. Dezember 2017

Literatur:
F. Pedrocco, in: G. Romanelli, F. Pedrocco (Hg.), Lorenzo Tiepolo e il suo tempo, Ausstellungskatalog, Mailand 1997, S. 86 f. (als Lorenzo Tiepolo);
R.-M. Herda-Mousseaux, B. Couilleaux (Hg.), Sérénissime! Venise en fête de Tiepolo à Guardi, Ausstellungskatalog, Paris 2017, S. 148, Abb. 41 (als Lorenzo Tiepolo);
V. Sgarbi (Hg.), Seduzione e potere. La donna nell’arte tra Guido Cagnacci e Tiepolo, Gubbio 2017, S. 162 (als Lorenzo Tiepolo)

Dieses mit Pastellfarben auf Papier ausgeführte Porträt einer Frau mit Maske wurde in die erste dem jüngsten Sohn Giovanni Battista Tiepolos, Lorenzo, gewidmete Ausstellung aufgenommen, die 1997 in Mestre gezeigt wurde. Das Werk wurde mit dem Bildnis der Cecilia Guardi Tiepolo verglichen, das in der Ca’Rezzonico in Venedig aufbewahrt wird (siehe Pedrocco 1997, S. 80 f.).

Die Dargestellte wurde vormals vermutlich aufgrund der Rosen im Bild als Santa Rosa da Lima identifiziert. Das Werk zeigt einen starken spanischen Einfluss, was zunächst an der Art der von der Frau getragenen Maske zu erkennen ist, die weder der larva noch der bautta ähnelt, die in Venedig typischerweise mit einem Dreispitz getragen wurden. Auch mit der einfacheren runden moretta, die mit Bändern befestigt wurde, hat die Maske des vorliegenden Bildes nichts gemeinsam. In der Tat verbrachte Lorenzo Tiepolo die letzten vierzehn Jahre seines Lebens in Spanien, wohin sein Vater Giovanni Battista 1762 mit seiner ganzen Familie übersiedelt war, nachdem er an den Hof Karls III. gerufen worden war, um dort zu arbeiten. Etwas im Schatten seines Vaters stehend gelang es Lorenzo, eine gewisse Autonomie als Radierer und vor allem als Pastellporträtist zu entwickeln. Diese Technik erlernte er höchstwahrscheinlich von der großen venezianischen Meisterin der Pastellmalerei Rosalba Carriera, dank der er sich auch jenen „feinen und detailreichen Stil“ [„fattura delicate e minuziosa“] aneignete, an dem er auch nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1770 festhielt (siehe Pedrocco 1997, S. 33).

Trotz nur spärlich vorhandener Hinweise auf sein Leben wissen wir, dass Lorenzo nicht nur seinem Vater und älteren Bruder bei den umfangreichen Freskenmalereien im Madrider Königspalast half, sondern bereits 1763 Pastellporträts der Infanti von Spanien und der Prinzen von Asturien schuf. Die sechs Bildnisse befinden sich heute im Prado in Madrid (siehe Pedrocco 1997, S. 40, Nr. 2, mit weiterführender Literatur; und M. B. Mena Marqués, Dibujos italianos del siglo XVIII, Madrid 1990, S. 147‒150). Auch die zwölf Pastelle der Tipos populares aus dem Madrider Königspalast werden heute im Prado aufbewahrt. Die ursprünglich als Werke Giandomenico Tiepolos angesehenen Pastelle wurden 1925 von August Mayer Lorenzo zugeschrieben (A. L. Mayer, Dipinti di Lorenzo Tiepolo, in: Bollettino d’Arte, 18.1924/25, S. 413‒422).

Möglicherweise wurde Francisco Goya zwischen 1776 und 1777 von Lorenzos Pastellporträts und Tipos beeinflusst, als er die Tapisserien für die Prinzen von Asturien einschließlich des berühmten Sonnenschirms entwarf (siehe M. Favilla, R. Rugolo, A Portrait of a Baby Girl by Lorenzo Tiepolo, in: The Burlington Magazine, März 2014, S. 164‒168, insb. S. 167).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020