Lot Nr. 141 -


Filippo Scannabecchi, gen. Lippo di Dalmasio


Filippo Scannabecchi, gen. Lippo di Dalmasio - Alte Meister

(um 1353 – um 1410)
Madonna mit Kind,
auf Holzplatte transferiertes Fresko, 81 x 65,5 cm, ungerahmt

Dieses Werk bildete ursprünglich den Mittelteil einer größeren Komposition, welche die Madonna Lactans der Ikonografie der „Madonna der Demut“ entsprechend vor Augen stellte. Die sitzend ihr Kind stillend gezeigte Jungfrau ist von einer Mandorla goldener Strahlen und Sterne umgeben und wurde von zwei betenden Engeln flankiert, von denen nur die Hände des rechten erhalten sind.

Das Gemälde ist ein typisches Beispiel für das Werk Lippo di Dalmasios, eines der wichtigsten Bologneser Maler, der am Ende des 14. Jahrhunderts tätig war und häufig dieselben Themen in ähnlicher Weise behandelte (siehe F. Boggi, R. Gibbs, Lippo di Dalmasio „assai valente pittore“, Bologna 2013). Das vorliegende Werk lässt sich mit Fresken in Zusammenhang bringen, die der Künstler in den Kirchen von Bologna schuf, wie etwa mit dem 1397 entstandenen freistehenden Fresko von 1397 in Santa Maria della Misericordia, einer Darstellung in der Kapelle der Madonna dell’Orazione im Oratorium von San Colombano (1399) oder der fragmentarischen Madonna mit Kind in der Kirche San Martino Maggiore, die ebenfalls in das letzte Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts oder etwas später zu datieren ist.

In der lebhaften Charakterisierung des Kindes vermittelt sich der Wunsch des Künstlers, an die großen Leistungen von Vitale da Bologna anzuschließen. Dies gilt auch für die subtile Wiedergabe des Themas auf Leinwand ‒ ein Werk, das sich ehemals in der Sammlung Ercolani befand und heute in der National Gallery in London aufbewahrt wird. Der Torso der Madonna zeigt ausgesprochen skulpturale Züge und verweist auf den florentinischen Kreis von Orcagna, mit dem der Künstler während seines Aufenthalts in Pistoia in Berührung gekommen sein dürfte. Das Motiv des transparenten Schleiers, der die Gesichtszüge und das blonde Haar der Jungfrau rahmt, findet sich in ähnlicher Weise auf einem signierten Triptychon in der Pinacoteca Nazionale in Bologna, dessen vorherrschend beschreibender Ton unmittelbar spätgotische Vorstellungen vorwegnimmt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 38.327,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Filippo Scannabecchi, gen. Lippo di Dalmasio


(um 1353 – um 1410)
Madonna mit Kind,
auf Holzplatte transferiertes Fresko, 81 x 65,5 cm, ungerahmt

Dieses Werk bildete ursprünglich den Mittelteil einer größeren Komposition, welche die Madonna Lactans der Ikonografie der „Madonna der Demut“ entsprechend vor Augen stellte. Die sitzend ihr Kind stillend gezeigte Jungfrau ist von einer Mandorla goldener Strahlen und Sterne umgeben und wurde von zwei betenden Engeln flankiert, von denen nur die Hände des rechten erhalten sind.

Das Gemälde ist ein typisches Beispiel für das Werk Lippo di Dalmasios, eines der wichtigsten Bologneser Maler, der am Ende des 14. Jahrhunderts tätig war und häufig dieselben Themen in ähnlicher Weise behandelte (siehe F. Boggi, R. Gibbs, Lippo di Dalmasio „assai valente pittore“, Bologna 2013). Das vorliegende Werk lässt sich mit Fresken in Zusammenhang bringen, die der Künstler in den Kirchen von Bologna schuf, wie etwa mit dem 1397 entstandenen freistehenden Fresko von 1397 in Santa Maria della Misericordia, einer Darstellung in der Kapelle der Madonna dell’Orazione im Oratorium von San Colombano (1399) oder der fragmentarischen Madonna mit Kind in der Kirche San Martino Maggiore, die ebenfalls in das letzte Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts oder etwas später zu datieren ist.

In der lebhaften Charakterisierung des Kindes vermittelt sich der Wunsch des Künstlers, an die großen Leistungen von Vitale da Bologna anzuschließen. Dies gilt auch für die subtile Wiedergabe des Themas auf Leinwand ‒ ein Werk, das sich ehemals in der Sammlung Ercolani befand und heute in der National Gallery in London aufbewahrt wird. Der Torso der Madonna zeigt ausgesprochen skulpturale Züge und verweist auf den florentinischen Kreis von Orcagna, mit dem der Künstler während seines Aufenthalts in Pistoia in Berührung gekommen sein dürfte. Das Motiv des transparenten Schleiers, der die Gesichtszüge und das blonde Haar der Jungfrau rahmt, findet sich in ähnlicher Weise auf einem signierten Triptychon in der Pinacoteca Nazionale in Bologna, dessen vorherrschend beschreibender Ton unmittelbar spätgotische Vorstellungen vorwegnimmt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.