Lot Nr. 163 -


Daniel Fröschl


Daniel Fröschl - Alte Meister

(Augsburg 1573–1613 Prag)
Madonna mit Kind in einer Landschaft,
Öl auf Leinwand, 125,5 x 89,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kloster der Klarissen-Coletinnen, Brügge

Die Zuschreibung an Daniel Fröschl, Hofmaler von Kaiser Rudolf II. in Prag, wurde von Rainer Stüwe, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes danken, bestätigt. Stüwes ausführliches Gutachten liegt diesem Lot bei. Er datiert das Werk um 1610.

Das Motiv des hier angebotenen Gemäldes geht zurück auf das zentrale Motiv aus Albrecht Dürers Madonna mit den vielen Tieren in der Albertina in Wien, ausgeführt als aquarellierte Tuschezeichnung im Jahr 1503. Aufgrund der stilistischen Befunde ist das Werk im Rahmen der Dürer-Renaissance um 1600 zu betrachten. Ziel des hier tätigen Malers war es, die Figurenkomposition gemäß dem Geschmack der Dürer-Renaissance Prager Ausprägung neu in einem weicheren Ausdruck zu interpretieren. Die umfangreichen erzählerischen Komponenten des Vorbildes wurden anders als bei den Gemäldekopien Jan Brueghels des Älteren im Palazzo Doria in Rom und im Stich von Aegidius Sadeler mit dem Ziel der Konzentration auf die Hauptfiguren nicht in die geänderte Bildkomposition übernommen. Hingegen ergänzte der Maler die Bildkomposition mit für seine Zeit außergewöhnlichen Elementen und einem goldenen Kreuzstab in den Händen des Kindes, das im Vorbild ohne jegliches Attribut auf einen Storch weist, der dem heiligen Joseph entgegenkommt.

Das vorliegende Gemälde zeigt zahlreiche stilistische Übereinstimmungen mit Werken des seit 1607 als Antiquarius der kaiserlichen Prager Kunstsammlung tätigen Daniel Fröschl. In dieser Funktion hatte Fröschl Zugang zu Vorlagen Dürers, die wie die Madonna mit den vielen Tieren noch nicht druckgrafisch oder in anderer Form reproduziert waren. Weiter hatte er offenbar bereits in den Jahren um 1610 rudimentäre Kenntnis von ostasiatischen, vermutlich japanischen Pagodentempeln, die wohl über schriftliche oder amateurhaft gezeichnete seltene Berichte von jesuitischen Missionaren der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Europa gelangten. Des Weiteren veränderte er den in Dürers Vorlage links unten abgebildeten grünen Sittich in einen Roten Ara, einen großen südamerikanischen Papagei, der in den Jahren um 1600 nur einem sehr exklusiven Kreis bekannt war. Die motivischen Ergänzungen mit einer japanischen Pagode sowie einem südamerikanischen Ara deuten auf den Zugriff des Malers auf die Mittel einer außergewöhnlich reich ausgestatteten Kunstkammer und Bibliothek der Zeit um 1600.

Fröschl war nach den zeitgenössischen Quellen und in der bisher sehr überschaubaren Literatur bekannt für seine qualitätsvollen Miniaturen nach Vorbildern des 16. Jahrhunderts wie Dürer, Michelangelo und Correggio. Mit der vorliegenden Madonnendarstellung, aber auch in dem proportional annähernd lebensgroßen Madonnenbild in der Versteigerung des Dorotheum (23. Oktober 2018, Lot 6) bzw. bei Hejtmanek in Prag (28. Mai 2015, Los 34) wird klar, dass Fröschl neben Miniaturen auch herausragende Imitationen nach Dürers Vorbildern in großen Formaten anfertigte.

Fröschl erhielt seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt Augsburg. Später ging er nach Florenz und lernte bei Jacopo Ligozzi. Danach arbeitete er für die Medici in Pisa und Florenz, bis er schließlich seine Beschäftigung am Hof Rudolfs II. in Prag aufnahm.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.639,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Daniel Fröschl


(Augsburg 1573–1613 Prag)
Madonna mit Kind in einer Landschaft,
Öl auf Leinwand, 125,5 x 89,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kloster der Klarissen-Coletinnen, Brügge

Die Zuschreibung an Daniel Fröschl, Hofmaler von Kaiser Rudolf II. in Prag, wurde von Rainer Stüwe, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes danken, bestätigt. Stüwes ausführliches Gutachten liegt diesem Lot bei. Er datiert das Werk um 1610.

Das Motiv des hier angebotenen Gemäldes geht zurück auf das zentrale Motiv aus Albrecht Dürers Madonna mit den vielen Tieren in der Albertina in Wien, ausgeführt als aquarellierte Tuschezeichnung im Jahr 1503. Aufgrund der stilistischen Befunde ist das Werk im Rahmen der Dürer-Renaissance um 1600 zu betrachten. Ziel des hier tätigen Malers war es, die Figurenkomposition gemäß dem Geschmack der Dürer-Renaissance Prager Ausprägung neu in einem weicheren Ausdruck zu interpretieren. Die umfangreichen erzählerischen Komponenten des Vorbildes wurden anders als bei den Gemäldekopien Jan Brueghels des Älteren im Palazzo Doria in Rom und im Stich von Aegidius Sadeler mit dem Ziel der Konzentration auf die Hauptfiguren nicht in die geänderte Bildkomposition übernommen. Hingegen ergänzte der Maler die Bildkomposition mit für seine Zeit außergewöhnlichen Elementen und einem goldenen Kreuzstab in den Händen des Kindes, das im Vorbild ohne jegliches Attribut auf einen Storch weist, der dem heiligen Joseph entgegenkommt.

Das vorliegende Gemälde zeigt zahlreiche stilistische Übereinstimmungen mit Werken des seit 1607 als Antiquarius der kaiserlichen Prager Kunstsammlung tätigen Daniel Fröschl. In dieser Funktion hatte Fröschl Zugang zu Vorlagen Dürers, die wie die Madonna mit den vielen Tieren noch nicht druckgrafisch oder in anderer Form reproduziert waren. Weiter hatte er offenbar bereits in den Jahren um 1610 rudimentäre Kenntnis von ostasiatischen, vermutlich japanischen Pagodentempeln, die wohl über schriftliche oder amateurhaft gezeichnete seltene Berichte von jesuitischen Missionaren der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Europa gelangten. Des Weiteren veränderte er den in Dürers Vorlage links unten abgebildeten grünen Sittich in einen Roten Ara, einen großen südamerikanischen Papagei, der in den Jahren um 1600 nur einem sehr exklusiven Kreis bekannt war. Die motivischen Ergänzungen mit einer japanischen Pagode sowie einem südamerikanischen Ara deuten auf den Zugriff des Malers auf die Mittel einer außergewöhnlich reich ausgestatteten Kunstkammer und Bibliothek der Zeit um 1600.

Fröschl war nach den zeitgenössischen Quellen und in der bisher sehr überschaubaren Literatur bekannt für seine qualitätsvollen Miniaturen nach Vorbildern des 16. Jahrhunderts wie Dürer, Michelangelo und Correggio. Mit der vorliegenden Madonnendarstellung, aber auch in dem proportional annähernd lebensgroßen Madonnenbild in der Versteigerung des Dorotheum (23. Oktober 2018, Lot 6) bzw. bei Hejtmanek in Prag (28. Mai 2015, Los 34) wird klar, dass Fröschl neben Miniaturen auch herausragende Imitationen nach Dürers Vorbildern in großen Formaten anfertigte.

Fröschl erhielt seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt Augsburg. Später ging er nach Florenz und lernte bei Jacopo Ligozzi. Danach arbeitete er für die Medici in Pisa und Florenz, bis er schließlich seine Beschäftigung am Hof Rudolfs II. in Prag aufnahm.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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