Lot Nr. 14 V


Giovanni Battista Salvi, genannt "Il Sassoferrato"


Giovanni Battista Salvi, genannt "Il Sassoferrato" - Osterauktion

(Sassoferrato 1609-1685 Rom)
Betende Muttergottes, Öl auf Leinwand, doubliert, ca. 47 x 37,5 cm, Retuschen, floral beschnitzter und teilvergoldeter Holzrahmen im Renaissancestil Ruf 10.000

Provenienz:
Sotheby's, London, 9. 4. 1986, Los 113; Österreichische Privatsammlung

Wir danken Herrn François Macé de Lépinay für die wissenschaftliche Unterstützung und die Bestätigung der Autorschaft anhand hochauflösender Fotografien (September 2020).

Giovanni Battista Salvi wurde in Sassoferrato (bei Ancona) in den Marken geboren, woher er auch seinen Beinamen erhielt. Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater ging er auf eine Studienreise nach Rom und trat dort 1629 in die Werkstatt von Domenichino (1581-1641) ein. Dabei studierte er bevorzugt die Malerei Guido Renis oder der Carracci. Ebenso galt sein besonderes Interesse den großen Renaissance-Meistern, wie Perugino, Raffael oder Albrecht Dürer, die er teilweise getreu nachahmte oder in Form von eigenen Bildschöpfungen rezipierte.
Beispielsweise diente Dürers Madonna mit der Birne (1512, Öl/Holz, 49,3 x 37,4 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Wien, Inv. Nr. 848) Sassoferrato als Vorbild für das vorliegende Gemälde. Es ist ein charakteristisches Beispiel für seine Spezialisierung auf makellos gemalte, elegante Kabinettbilder mit der Muttergottes und der Heiligen Familie, die überwiegend der privaten Andacht dienten. Ihre meist archaisch-ikonenhafte Erscheinung entsprach der enormen Nachfrage der italienischen Gegenreformation und ihrer ausgeprägten Marienverehrung.

Einige von Sassoferratos Bildlösungen waren so erfolgreich, dass er sie mehrmals, nahezu identisch und in stets hoher Ausführungsqualität wiederholte. Dieses künstlerische Prinzip lässt Sassoferratos Stil über lange Zeit kaum verändert erscheinen, während datierte Werke allgemein selten sind. Daher muss die Datierungsfrage offen bleiben und die sonst übliche Unterscheidung zwischen Original und Replik greift nicht im Œuvre dieses Künstlers.
Neben Andachtsbildern war Sassoferrato auch für Kirchenausstattungen und als Porträtist gefragt. Den Großteil seiner späteren Schaffenszeit verbrachte er in Umbrien und in Florenz, wo er vermutlich mit der Malerei von Carlo Dolci (1616-1686) in Kontakt kam.
Mit dem ausgeprägten künstlerischen Rückbezug auf die Renaissance-Meister nimmt Sassoferrato eine besondere „klassizistische“ Position im Barock ein. Der große Erfolg seiner wertvollen Andachtsbilder brachte ihm auch den Beinamen des Pictor Virginum, des Madonnenmalers ein.

Das zur Auktion kommende Gemälde ist – wie bereits erwähnt – eng an Dürers Madonna mit der Birne orientiert und gehört zu Sassoferratos berühmtesten Madonnendarstellungen:
Es zeigt die Muttergottes im Brustbild als Betende mit leicht geneigtem Haupt; ihr Blick scheint auf die gefalteten Hände gerichtet zu sein während sie wie in Meditation in sich versunken ist. Ihr Mantel im edlen Blau, ihr Kleid im warmen Rot, ihr Schleier im hellen Beige-Weiß und ihr Inkarnat von porzellanhaftem Schmelz erstrahlen vor dunklem Grund in gleichsam göttlichem Licht, mit dem auch ihr Haupt dezent hinterlegt ist.
Die relativ kleinformatige einfache Komposition bezieht ihre starke Bildwirkung aus dem brillanten Kolorit und der feinen Malweise. Die typischen Marienfarben erhalten eine delikate Strahlkraft und verleihen zusammen mit der subtilen Modellierung der Madonna (bis ins Detail) eine beeindruckende Körperlichkeit, mit einer kostbaren reinen Aura. Sie vermittelt dem Betrachter zeitlose Schönheit und innig empfundenes religiöses Sentiment.
Qualitativ vergleichbare Versionen finden sich heute im Museo Nacional del Prado in Madrid (Öl/Lw., 48 x 40 cm, Inv. Nr. P000341), in der Kirche Santa Sofia von Sassoferrato oder auch in Auktionshandel (Sotheby’s, Paris, 26.06.2019, Los 73, Öl/Lw., 47,4 x 37,8 cm).

Die vorliegende gut erhaltene Betende Madonna zählt zu den seltenen Exemplaren Sassoferratos nach Albrecht Dürer, die – nach fast 35 Jahren – wieder zum Verkauf stehen.

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

experts-salzburg@dorotheum.at

31.03.2021 - 14:04

Erzielter Preis: **
EUR 38.400,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Startpreis:
EUR 10.000,-

Giovanni Battista Salvi, genannt "Il Sassoferrato"


(Sassoferrato 1609-1685 Rom)
Betende Muttergottes, Öl auf Leinwand, doubliert, ca. 47 x 37,5 cm, Retuschen, floral beschnitzter und teilvergoldeter Holzrahmen im Renaissancestil Ruf 10.000

Provenienz:
Sotheby's, London, 9. 4. 1986, Los 113; Österreichische Privatsammlung

Wir danken Herrn François Macé de Lépinay für die wissenschaftliche Unterstützung und die Bestätigung der Autorschaft anhand hochauflösender Fotografien (September 2020).

Giovanni Battista Salvi wurde in Sassoferrato (bei Ancona) in den Marken geboren, woher er auch seinen Beinamen erhielt. Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater ging er auf eine Studienreise nach Rom und trat dort 1629 in die Werkstatt von Domenichino (1581-1641) ein. Dabei studierte er bevorzugt die Malerei Guido Renis oder der Carracci. Ebenso galt sein besonderes Interesse den großen Renaissance-Meistern, wie Perugino, Raffael oder Albrecht Dürer, die er teilweise getreu nachahmte oder in Form von eigenen Bildschöpfungen rezipierte.
Beispielsweise diente Dürers Madonna mit der Birne (1512, Öl/Holz, 49,3 x 37,4 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Wien, Inv. Nr. 848) Sassoferrato als Vorbild für das vorliegende Gemälde. Es ist ein charakteristisches Beispiel für seine Spezialisierung auf makellos gemalte, elegante Kabinettbilder mit der Muttergottes und der Heiligen Familie, die überwiegend der privaten Andacht dienten. Ihre meist archaisch-ikonenhafte Erscheinung entsprach der enormen Nachfrage der italienischen Gegenreformation und ihrer ausgeprägten Marienverehrung.

Einige von Sassoferratos Bildlösungen waren so erfolgreich, dass er sie mehrmals, nahezu identisch und in stets hoher Ausführungsqualität wiederholte. Dieses künstlerische Prinzip lässt Sassoferratos Stil über lange Zeit kaum verändert erscheinen, während datierte Werke allgemein selten sind. Daher muss die Datierungsfrage offen bleiben und die sonst übliche Unterscheidung zwischen Original und Replik greift nicht im Œuvre dieses Künstlers.
Neben Andachtsbildern war Sassoferrato auch für Kirchenausstattungen und als Porträtist gefragt. Den Großteil seiner späteren Schaffenszeit verbrachte er in Umbrien und in Florenz, wo er vermutlich mit der Malerei von Carlo Dolci (1616-1686) in Kontakt kam.
Mit dem ausgeprägten künstlerischen Rückbezug auf die Renaissance-Meister nimmt Sassoferrato eine besondere „klassizistische“ Position im Barock ein. Der große Erfolg seiner wertvollen Andachtsbilder brachte ihm auch den Beinamen des Pictor Virginum, des Madonnenmalers ein.

Das zur Auktion kommende Gemälde ist – wie bereits erwähnt – eng an Dürers Madonna mit der Birne orientiert und gehört zu Sassoferratos berühmtesten Madonnendarstellungen:
Es zeigt die Muttergottes im Brustbild als Betende mit leicht geneigtem Haupt; ihr Blick scheint auf die gefalteten Hände gerichtet zu sein während sie wie in Meditation in sich versunken ist. Ihr Mantel im edlen Blau, ihr Kleid im warmen Rot, ihr Schleier im hellen Beige-Weiß und ihr Inkarnat von porzellanhaftem Schmelz erstrahlen vor dunklem Grund in gleichsam göttlichem Licht, mit dem auch ihr Haupt dezent hinterlegt ist.
Die relativ kleinformatige einfache Komposition bezieht ihre starke Bildwirkung aus dem brillanten Kolorit und der feinen Malweise. Die typischen Marienfarben erhalten eine delikate Strahlkraft und verleihen zusammen mit der subtilen Modellierung der Madonna (bis ins Detail) eine beeindruckende Körperlichkeit, mit einer kostbaren reinen Aura. Sie vermittelt dem Betrachter zeitlose Schönheit und innig empfundenes religiöses Sentiment.
Qualitativ vergleichbare Versionen finden sich heute im Museo Nacional del Prado in Madrid (Öl/Lw., 48 x 40 cm, Inv. Nr. P000341), in der Kirche Santa Sofia von Sassoferrato oder auch in Auktionshandel (Sotheby’s, Paris, 26.06.2019, Los 73, Öl/Lw., 47,4 x 37,8 cm).

Die vorliegende gut erhaltene Betende Madonna zählt zu den seltenen Exemplaren Sassoferratos nach Albrecht Dürer, die – nach fast 35 Jahren – wieder zum Verkauf stehen.

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

experts-salzburg@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00, Sa.: 09.00 - 13.00
clients-sbg@dorotheum.at

+43 662 871671 22
Auktion: Osterauktion
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 31.03.2021 - 14:04
Auktionsort: Salzburg
Besichtigung: 23.03. - 31.03.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.