Lot Nr. 10


Davide Ghirlandaio


Davide Ghirlandaio - Alte Meister I

(Florenz 1452–1525)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, gebogter Abschluss, 82 x 52,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria San Giorgio, Rom, ab 1912;
Ehrich Galleries, New York, ab 1926;
M. M. Gabriel, New York;
Auktion, Sotheby’s, New York, 16. Juni 1977, Lot 102 (als Sebastiano Mainardi);
Auktion, Sotheby’s, London, 4. Dezember 2014, Lot 122 (als Davide Ghirlandaio);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
Galleria Sangiorgi, Rom, Catalogue des Objets d’Art Ancien pour l’année 1913, Venedig 1913, S. 7 (als Sebastiano Mainardi)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 11400 verzeichnet (als Davide Ghirlandaio).

Davide Ghirlandaio, der jüngere Bruder von Domenico Ghirlandaio (1444–1494), war als Maler und Mosaizist tätig und übernahm schließlich nach dem Tod seines Bruders dessen Werkstatt. Zu seinen prestigeträchtigsten Aufträgen zählen die mittlerweile zerstörten Mosaikfassaden der Kathedralen von Orvieto und Siena sowie der Hochaltar für Santa Maria Novella in Florenz.

Das vorliegende Gemälde zeigt die Gottesmutter mit Kind in einem Innenraum. Eine karge gebirgige Landschaft wird durch das Fenster im Hintergrund sichtbar. Die sitzende Madonna scheint nachdenklich und in sich gekehrt, während sich das Kind in ihrem Schoß dem Betrachter zuwendet. Die Eleganz der Gesichtszüge der Madonna entspricht dem Ideal der Florentiner Renaissance: das leicht geneigte Haupt, der sanfte Gesichtsausdruck mit gesenkten Augen, das von einem durchsichtigen Schleier bedeckte strahlend goldene Haar, die gelängten Finger und das üppig drapierte Gewand mit einer mit Edelsteinen besetzten Brosche.

Die intime und einfallsreiche Interaktion zwischen Mutter und Kind ist dem Motiv der Berührung zuzuschreiben, mit der die Madonna den Fuß und die Schulter des Jesuskindes umfasst hält. Diese Ikonografie geht zurück auf den byzantinischen Typus der sanft liebenden Mutter, der ab dem 13. Jahrhundert in der toskanischen und vor allem sienesischen Malerei an Beliebtheit gewann (siehe R. Corrie, Coppo di Marcovaldo’s Madonna Del Bordone and the Meaning of the Bare-Legged Christ Child in Siena and the East, in: Gesta 1996, Bd. 35, S. 51–53).

Mit der Wahl der Komposition orientierte sich Davide Ghirlandaio an bedeutenden Vorbildern wie Masolinos Carnesecchi-Madonna (Kunsthalle Bremen), Fra Angelicos Madonna der Demut (Museo Nazionale di San Matteo, Pisa) oder Andrea del Verrocchios Madonna mit Kind (Gemäldegalerie, Berlin). Bei einer kürzlich erfolgten Reinigung wurden Übermalungen im Bereich der Augen entfernt, was den ursprünglichen gesenkten Blick mit halb geschlossenen Augen zutrage gebracht hat.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 106.550,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Davide Ghirlandaio


(Florenz 1452–1525)
Madonna mit Kind,
Öl auf Holz, gebogter Abschluss, 82 x 52,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Galleria San Giorgio, Rom, ab 1912;
Ehrich Galleries, New York, ab 1926;
M. M. Gabriel, New York;
Auktion, Sotheby’s, New York, 16. Juni 1977, Lot 102 (als Sebastiano Mainardi);
Auktion, Sotheby’s, London, 4. Dezember 2014, Lot 122 (als Davide Ghirlandaio);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
Galleria Sangiorgi, Rom, Catalogue des Objets d’Art Ancien pour l’année 1913, Venedig 1913, S. 7 (als Sebastiano Mainardi)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 11400 verzeichnet (als Davide Ghirlandaio).

Davide Ghirlandaio, der jüngere Bruder von Domenico Ghirlandaio (1444–1494), war als Maler und Mosaizist tätig und übernahm schließlich nach dem Tod seines Bruders dessen Werkstatt. Zu seinen prestigeträchtigsten Aufträgen zählen die mittlerweile zerstörten Mosaikfassaden der Kathedralen von Orvieto und Siena sowie der Hochaltar für Santa Maria Novella in Florenz.

Das vorliegende Gemälde zeigt die Gottesmutter mit Kind in einem Innenraum. Eine karge gebirgige Landschaft wird durch das Fenster im Hintergrund sichtbar. Die sitzende Madonna scheint nachdenklich und in sich gekehrt, während sich das Kind in ihrem Schoß dem Betrachter zuwendet. Die Eleganz der Gesichtszüge der Madonna entspricht dem Ideal der Florentiner Renaissance: das leicht geneigte Haupt, der sanfte Gesichtsausdruck mit gesenkten Augen, das von einem durchsichtigen Schleier bedeckte strahlend goldene Haar, die gelängten Finger und das üppig drapierte Gewand mit einer mit Edelsteinen besetzten Brosche.

Die intime und einfallsreiche Interaktion zwischen Mutter und Kind ist dem Motiv der Berührung zuzuschreiben, mit der die Madonna den Fuß und die Schulter des Jesuskindes umfasst hält. Diese Ikonografie geht zurück auf den byzantinischen Typus der sanft liebenden Mutter, der ab dem 13. Jahrhundert in der toskanischen und vor allem sienesischen Malerei an Beliebtheit gewann (siehe R. Corrie, Coppo di Marcovaldo’s Madonna Del Bordone and the Meaning of the Bare-Legged Christ Child in Siena and the East, in: Gesta 1996, Bd. 35, S. 51–53).

Mit der Wahl der Komposition orientierte sich Davide Ghirlandaio an bedeutenden Vorbildern wie Masolinos Carnesecchi-Madonna (Kunsthalle Bremen), Fra Angelicos Madonna der Demut (Museo Nazionale di San Matteo, Pisa) oder Andrea del Verrocchios Madonna mit Kind (Gemäldegalerie, Berlin). Bei einer kürzlich erfolgten Reinigung wurden Übermalungen im Bereich der Augen entfernt, was den ursprünglichen gesenkten Blick mit halb geschlossenen Augen zutrage gebracht hat.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.