Lot Nr. 21


Marcello Venusti und Werkstatt


Marcello Venusti und Werkstatt - Alte Meister I

(Mazzo di Valtellina, Sondrio, um 1510–1579 Rom)
nach Michelangelo Buonarroti Pietà,
Öl auf Kupfer, 39,5 x 28,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Rom, 1969;
Sammlung Donini, Bologna und Rom;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Wir danken Francesca Parrilla, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemälde nimmt Bezug auf eine Zeichnung Michelangelos, die sich heute im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston befindet (Inv.-Nr. 1.20/16). Giorgio Vasari erwähnt diese Zeichnung in der Biografie der 1568 erschienenen Ausgabe seiner Viten und gibt an, dass Michelangelo sie in den 1540er-Jahren für Vittoria Colonna schuf.

Michelangelos Bilderfindung zeigt die Gottesmutter gegen das Kreuz gelehnt auf dem Boden sitzend, die Arme erhoben und die Handflächen in einem Gestus tiefer Verzweiflung himmelwärts gerichtet. Sie trägt ein Band mit einem Engelskopf um die Brust gebunden. Selbiges verwendete Michelangelo davor als Schmuck um die Stirn der Madonna im Pitti Tondo, einem Halbrelief, das sich heute im Museo Nazionale del Bargello in Florenz befindet. Der Leichnam des Sohnes lagert im Schoß der Mutter. Zwei Engel flankieren die Gottesmutter und stützen die Arme Christi, die ab dem Ellenbogen nach unten weisen, was die Geste der Mutter erwidert.

Marcello Venusti traf in den 1540er-Jahren in Rom ein, wo man ihn im Umkreis der Familie Farnese vor allem wegen seiner Fähigkeit schätzte, „Erfindungen“ Michelangelos zu replizieren und seinen Werken gleichzeitig ein persönliches Element hinzuzufügen. Dank einer von seiner Familie betriebenen Werkstatt, die ab den frühen 1550er-Jahren im Erdgeschoss ihres Hauses am Campo Marzio untergebracht war, gelang es dem Maler, die starke Nachfrage nach seinen Arbeiten zu befriedigen.

Bei der hier besprochenen Pietà handelt es sich um eine seltene, weiterentwickelte Wiedergabe des Bildthemas auf Kupfer, das sich als Bildträger ideal für die Darstellung von Details und feinen Licht-Schatten-Passagen wie jenen eignet, die hier die Gestalt Christi beschreiben und der Körperform eine betont skulpturale Anmutung verleihen. Die Farbtonalitäten des Hintergrunds sind abwechslungsreich und weich moduliert und verleihen der Szene eine für Venustis Geschmack typische melancholische Atmosphäre. Hinter der Gottesmutter bereichern eine Berglandschaft und die von einer Mauer umschlossene Stadt Jerusalem die Bilderzählung, während im Vordergrund die Leidenswerkzeuge aufgereiht liegen.

Eine ähnliche Fassung dieses Werks befindet sich auf Schloss Windsor (Royal Collection Trust, Inv.-Nr. RL 1062).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 27.800,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Marcello Venusti und Werkstatt


(Mazzo di Valtellina, Sondrio, um 1510–1579 Rom)
nach Michelangelo Buonarroti Pietà,
Öl auf Kupfer, 39,5 x 28,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Rom, 1969;
Sammlung Donini, Bologna und Rom;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Wir danken Francesca Parrilla, die die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemälde nimmt Bezug auf eine Zeichnung Michelangelos, die sich heute im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston befindet (Inv.-Nr. 1.20/16). Giorgio Vasari erwähnt diese Zeichnung in der Biografie der 1568 erschienenen Ausgabe seiner Viten und gibt an, dass Michelangelo sie in den 1540er-Jahren für Vittoria Colonna schuf.

Michelangelos Bilderfindung zeigt die Gottesmutter gegen das Kreuz gelehnt auf dem Boden sitzend, die Arme erhoben und die Handflächen in einem Gestus tiefer Verzweiflung himmelwärts gerichtet. Sie trägt ein Band mit einem Engelskopf um die Brust gebunden. Selbiges verwendete Michelangelo davor als Schmuck um die Stirn der Madonna im Pitti Tondo, einem Halbrelief, das sich heute im Museo Nazionale del Bargello in Florenz befindet. Der Leichnam des Sohnes lagert im Schoß der Mutter. Zwei Engel flankieren die Gottesmutter und stützen die Arme Christi, die ab dem Ellenbogen nach unten weisen, was die Geste der Mutter erwidert.

Marcello Venusti traf in den 1540er-Jahren in Rom ein, wo man ihn im Umkreis der Familie Farnese vor allem wegen seiner Fähigkeit schätzte, „Erfindungen“ Michelangelos zu replizieren und seinen Werken gleichzeitig ein persönliches Element hinzuzufügen. Dank einer von seiner Familie betriebenen Werkstatt, die ab den frühen 1550er-Jahren im Erdgeschoss ihres Hauses am Campo Marzio untergebracht war, gelang es dem Maler, die starke Nachfrage nach seinen Arbeiten zu befriedigen.

Bei der hier besprochenen Pietà handelt es sich um eine seltene, weiterentwickelte Wiedergabe des Bildthemas auf Kupfer, das sich als Bildträger ideal für die Darstellung von Details und feinen Licht-Schatten-Passagen wie jenen eignet, die hier die Gestalt Christi beschreiben und der Körperform eine betont skulpturale Anmutung verleihen. Die Farbtonalitäten des Hintergrunds sind abwechslungsreich und weich moduliert und verleihen der Szene eine für Venustis Geschmack typische melancholische Atmosphäre. Hinter der Gottesmutter bereichern eine Berglandschaft und die von einer Mauer umschlossene Stadt Jerusalem die Bilderzählung, während im Vordergrund die Leidenswerkzeuge aufgereiht liegen.

Eine ähnliche Fassung dieses Werks befindet sich auf Schloss Windsor (Royal Collection Trust, Inv.-Nr. RL 1062).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.