Lot Nr. 43


Michiel Jansz. van Miereveldt und Werkstatt


Michiel Jansz. van Miereveldt und Werkstatt - Alte Meister I

(Delft 1566–1641)
Halbfiguriges Porträt des Johann Ernst Graf von Nassau-Siegen (1582–1617) im Alter von 29 Jahren in einem goldbestickten blaugrauen Seidenmantel mit orangefarbener Schärpe und Spitzenkragen,
undeutlich bezeichnet und datiert links unten: Aetatis 29/ Anno 1612,
Öl auf Holz, 56 x 47,5 cm, in originalem Eichenrahmen des 17. Jahrhunderts

Provenienz:
angebliches Geschenk des Hofes des Statthalters von Leeuwarden an Isabella Susanna von Schwartzenberg anlässlich ihrer Hochzeit mit Graf Gustav Carlsson (1649–1708);
Weitergabe im Erbgang an die jetzigen Besitzer

Das vorliegende Porträt, das über drei Jahrhunderte in der Familie Schwartzenberg verblieben ist, wurde von Anita Jansen und Johanneke Verhave im Jahr 2015 eingehend im Original geprüft. Beide haben die Herkunft des Gemäldes aus der Werkstatt van Miereveldts bestätigt. Sie weisen darauf hin, dass sowohl die Nut- und Federverbindung der Eichentafel als auch Größe und Form des Gesichts des Dargestellten und der schichtweise dünne Farbauftrag typische Merkmale für das Porträtschaffen des Künstlers sind. Im Streiflicht ist zudem ein Pentiment im Bereich des Kragens des Dargestellten zu erkennen: Der ursprünglich flache Spitzenkragen wurde gegen einen breiten Mühlsteinkragen ausgetauscht, der sich häufig in Bildnissen von der Hand van Miereveldts findet.

Michiel Jansz. van Miereveldt war im letzten Viertel des 16. und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts der erfolgreichste Bildnismaler der Niederlande. Ausgehend von Delft gelang es ihm, die wachsende Nachfrage nach Porträts in der jungen Republik zu befriedigen, indem er Standardformate einführte und Kartons für die Form und Größe des Gesichts verwendete. Diese Vereinheitlichung führte zu Serien ganzfiguriger, dreiviertelfiguriger und halbfiguriger Darstellungen u. a. von Wilhelm von Oranien und Fürst Moritz.

Johann Ernst von Nassau-Siegen war der Sohn von Jan VII. von Nassau-Siegen und seiner Frau Magdalena von Waldeck. Auf Wunsch seines Paten Fürst Moritz schloss er sich dem niederländischen Aufstand an und diente als Kommandeur bei der Belagerung von Gulik im Jahr 1610. Im Jahr 1616 trat Johann Ernst über die Generalstaaten mit der Republik Venedig in Verhandlungen um die Position des Befehlshabers im Friauler Krieg, bei dem es unter anderem um die Piraterie im Adriaraum ging. Schlechtes Wetter und eine Meuterei unter den 3100 rekrutierten Soldaten verursachten Verzögerungen, sodass Ernst Johann erst am 4. April 1617 in Venedig eintraf, wo ihn der Doge Giovanni Bembo empfing. Schließlich diente er bei der Belagerung von Gradisca d’Isonzo, trat aber nach seiner Auseinandersetzung mit Giovanni de Medici zurück. Ernst Johann starb im September 1617 in Udine.

Ein weiteres Porträt von Johann Ernst von Nassau-Siegen aus der Werkstatt von Jan Anthonisz. van Ravensteyn befindet sich im Rijksmuseum (Inv.-Nr. SK A 531); es ist Teil der sogenannten Leeuwarden-Porträtserie von Militärbeamten des Achtjährigen Krieges und Mitgliedern des Hauses Oranien. Diese Serie wurde erstmals 1633 am Hof des Statthalters in Leeuwarden erwähnt.

Ein Gutachten von Anita Jansen und Johanneke Verhave vom 19. Mai 2015 ist auf Anfrage verfügbar.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 25.000,-

Michiel Jansz. van Miereveldt und Werkstatt


(Delft 1566–1641)
Halbfiguriges Porträt des Johann Ernst Graf von Nassau-Siegen (1582–1617) im Alter von 29 Jahren in einem goldbestickten blaugrauen Seidenmantel mit orangefarbener Schärpe und Spitzenkragen,
undeutlich bezeichnet und datiert links unten: Aetatis 29/ Anno 1612,
Öl auf Holz, 56 x 47,5 cm, in originalem Eichenrahmen des 17. Jahrhunderts

Provenienz:
angebliches Geschenk des Hofes des Statthalters von Leeuwarden an Isabella Susanna von Schwartzenberg anlässlich ihrer Hochzeit mit Graf Gustav Carlsson (1649–1708);
Weitergabe im Erbgang an die jetzigen Besitzer

Das vorliegende Porträt, das über drei Jahrhunderte in der Familie Schwartzenberg verblieben ist, wurde von Anita Jansen und Johanneke Verhave im Jahr 2015 eingehend im Original geprüft. Beide haben die Herkunft des Gemäldes aus der Werkstatt van Miereveldts bestätigt. Sie weisen darauf hin, dass sowohl die Nut- und Federverbindung der Eichentafel als auch Größe und Form des Gesichts des Dargestellten und der schichtweise dünne Farbauftrag typische Merkmale für das Porträtschaffen des Künstlers sind. Im Streiflicht ist zudem ein Pentiment im Bereich des Kragens des Dargestellten zu erkennen: Der ursprünglich flache Spitzenkragen wurde gegen einen breiten Mühlsteinkragen ausgetauscht, der sich häufig in Bildnissen von der Hand van Miereveldts findet.

Michiel Jansz. van Miereveldt war im letzten Viertel des 16. und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts der erfolgreichste Bildnismaler der Niederlande. Ausgehend von Delft gelang es ihm, die wachsende Nachfrage nach Porträts in der jungen Republik zu befriedigen, indem er Standardformate einführte und Kartons für die Form und Größe des Gesichts verwendete. Diese Vereinheitlichung führte zu Serien ganzfiguriger, dreiviertelfiguriger und halbfiguriger Darstellungen u. a. von Wilhelm von Oranien und Fürst Moritz.

Johann Ernst von Nassau-Siegen war der Sohn von Jan VII. von Nassau-Siegen und seiner Frau Magdalena von Waldeck. Auf Wunsch seines Paten Fürst Moritz schloss er sich dem niederländischen Aufstand an und diente als Kommandeur bei der Belagerung von Gulik im Jahr 1610. Im Jahr 1616 trat Johann Ernst über die Generalstaaten mit der Republik Venedig in Verhandlungen um die Position des Befehlshabers im Friauler Krieg, bei dem es unter anderem um die Piraterie im Adriaraum ging. Schlechtes Wetter und eine Meuterei unter den 3100 rekrutierten Soldaten verursachten Verzögerungen, sodass Ernst Johann erst am 4. April 1617 in Venedig eintraf, wo ihn der Doge Giovanni Bembo empfing. Schließlich diente er bei der Belagerung von Gradisca d’Isonzo, trat aber nach seiner Auseinandersetzung mit Giovanni de Medici zurück. Ernst Johann starb im September 1617 in Udine.

Ein weiteres Porträt von Johann Ernst von Nassau-Siegen aus der Werkstatt von Jan Anthonisz. van Ravensteyn befindet sich im Rijksmuseum (Inv.-Nr. SK A 531); es ist Teil der sogenannten Leeuwarden-Porträtserie von Militärbeamten des Achtjährigen Krieges und Mitgliedern des Hauses Oranien. Diese Serie wurde erstmals 1633 am Hof des Statthalters in Leeuwarden erwähnt.

Ein Gutachten von Anita Jansen und Johanneke Verhave vom 19. Mai 2015 ist auf Anfrage verfügbar.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021