Lot Nr. 58


Giuseppe Cesari, gen. Cavalier d’Arpino


Giuseppe Cesari, gen. Cavalier d’Arpino - Alte Meister I

(Arpino 1568–1640 Rom)
Die Zeit entführt die Wahrheit,
Öl auf Leinwand, 120,5 x 91 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Herwarth Röttgen, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat. Röttgen zufolge ist die vorliegende Komposition des Cavaliere d’Arpino ein typisches Beispiel für den Stil der Spätzeit des Künstlers und kann um 1630 datiert werden.

Die stilisierte Komposition zeigt Figuren mit klaren, weichen Konturen vor einem atmosphärischen graublauen Himmel. Die weibliche Gestalt des vorliegenden Gemäldes lässt sich mit einem anderen Werk Cesaris, der Heiligen Cäcilia mit einer weiteren Heiligen und einem Putto in einer Privatsammlung, vergleichen (siehe H. Röttgen, Il Cavalier Giuseppe Cesari d’Arpino. Un grande pittore nello splendore della fama e nell’incostanza della fortuna, Rom 2002, S. 455, Nr. 231a).

Das vorliegende Gemälde zeigt die Allegorie der Wahrheit, die sich in die Arme ihres Vaters, der Personifikation der Zeit, flüchtet, die sich durch die Attribute der Sichel und der Sanduhr zu erkennen gibt. Die blasshäutige Frauengestalt mit dem fließenden goldenen Haar fungiert als Gegenpart zur geflügelten Verkörperung der Zeit mit ihrem dunkleren Inkarnat. Diese Gegensätze werden durch die Farbigkeit des jeweiligen Hintergrund verstärkt: Die elegante Darstellung der Wahrheit scheint zu strahlen, wie sie aus den dunklen Wolken hervortritt, während de muskulöse Gestalt des männlichen Akts sich von einem azurblauen Himmel abhebt.

Es ist nicht bekannt, wer das vorliegende Gemälde beauftragt hat, und jedwede dokumentarische Quellen zu seiner Entstehung bleiben im Dunkeln. Vergleiche stellen jedoch die Verbindung zu einem weiteren Bild gleichen Inhalts in der Sammlung Colonna in Rom her, das sich kompositorisch jedoch von unserem Gemälde unterscheidet und um 1622–1627 ausgeführt wurde (siehe H. Röttgen 2002, S. 432, Nr. 197). Der Titel des Colonna-Bildes wurde von Röttgen von Il tempo che rapisce la bellezza (Die Zeit entführt die Schönheit), wie das Bild im Inventar genannt wurde, in Verità figlia del tempo salvato ed elevato al cielo (Die Wahrheit als Tochter der Zeit wird bewahrt und in den Himmel erhoben) umbenannt, was impliziert, dass die Wahrheit mit der Zeit immer ans Licht kommt.

Cavalier d’Arpino war zwischen 1592 und 1610 einer der wichtigsten Maler Roms, der in diesem Zeitraum mehrere bedeutende Aufträge erhielt. Darüber hinaus war er acht Monate lang der Lehrer des jungen Caravaggio; sein Einfluss auf den Spätmanierismus und das frühe römische Barock sollte nicht unterschätzt werden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.800,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Giuseppe Cesari, gen. Cavalier d’Arpino


(Arpino 1568–1640 Rom)
Die Zeit entführt die Wahrheit,
Öl auf Leinwand, 120,5 x 91 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Herwarth Röttgen, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat. Röttgen zufolge ist die vorliegende Komposition des Cavaliere d’Arpino ein typisches Beispiel für den Stil der Spätzeit des Künstlers und kann um 1630 datiert werden.

Die stilisierte Komposition zeigt Figuren mit klaren, weichen Konturen vor einem atmosphärischen graublauen Himmel. Die weibliche Gestalt des vorliegenden Gemäldes lässt sich mit einem anderen Werk Cesaris, der Heiligen Cäcilia mit einer weiteren Heiligen und einem Putto in einer Privatsammlung, vergleichen (siehe H. Röttgen, Il Cavalier Giuseppe Cesari d’Arpino. Un grande pittore nello splendore della fama e nell’incostanza della fortuna, Rom 2002, S. 455, Nr. 231a).

Das vorliegende Gemälde zeigt die Allegorie der Wahrheit, die sich in die Arme ihres Vaters, der Personifikation der Zeit, flüchtet, die sich durch die Attribute der Sichel und der Sanduhr zu erkennen gibt. Die blasshäutige Frauengestalt mit dem fließenden goldenen Haar fungiert als Gegenpart zur geflügelten Verkörperung der Zeit mit ihrem dunkleren Inkarnat. Diese Gegensätze werden durch die Farbigkeit des jeweiligen Hintergrund verstärkt: Die elegante Darstellung der Wahrheit scheint zu strahlen, wie sie aus den dunklen Wolken hervortritt, während de muskulöse Gestalt des männlichen Akts sich von einem azurblauen Himmel abhebt.

Es ist nicht bekannt, wer das vorliegende Gemälde beauftragt hat, und jedwede dokumentarische Quellen zu seiner Entstehung bleiben im Dunkeln. Vergleiche stellen jedoch die Verbindung zu einem weiteren Bild gleichen Inhalts in der Sammlung Colonna in Rom her, das sich kompositorisch jedoch von unserem Gemälde unterscheidet und um 1622–1627 ausgeführt wurde (siehe H. Röttgen 2002, S. 432, Nr. 197). Der Titel des Colonna-Bildes wurde von Röttgen von Il tempo che rapisce la bellezza (Die Zeit entführt die Schönheit), wie das Bild im Inventar genannt wurde, in Verità figlia del tempo salvato ed elevato al cielo (Die Wahrheit als Tochter der Zeit wird bewahrt und in den Himmel erhoben) umbenannt, was impliziert, dass die Wahrheit mit der Zeit immer ans Licht kommt.

Cavalier d’Arpino war zwischen 1592 und 1610 einer der wichtigsten Maler Roms, der in diesem Zeitraum mehrere bedeutende Aufträge erhielt. Darüber hinaus war er acht Monate lang der Lehrer des jungen Caravaggio; sein Einfluss auf den Spätmanierismus und das frühe römische Barock sollte nicht unterschätzt werden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.