Lot Nr. 66


Mattia Preti


Mattia Preti - Alte Meister I

(Taverna 1613–1699 La Valletta)
Ein Apostel – Jakobus der Ältere oder Matthäus (?),
Öl auf Leinwand, 97 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Portugal;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Rom, Palazzo Barberini, Il trionfo dei sensi. Nuova luce su Mattia e Gregorio Preti, 22. Februar – 16. Juni 2019 (als Mattia Preti)

Literatur:
Y. Primarosa, Il trionfo dei sensi. Nuova luce su Mattia e Gregorio Preti, hg. von Y. Primarosa, Ausstellungskatalog, Rom 2019, S. 156–159, Kat.-Nr. 8 (als Mattia Preti);
K. Sciberras, Mattia Preti: Life and Works, Malta 2020, S. 31f., Kat.-Nr. 12, Abb. 26 (als Mattia Preti)

Das vorliegende Gemälde wurde in Mattia Pretis frühe römische Periode der späten 1630er-Jahre datiert und kann als eine der frühesten und am besten gelösten Interpretationen des caravaggesken Naturalismus durch den jungen Künstler aus Kalabrien gelten (siehe K. Sciberras in der Literatur). Caravaggios Bildsprache zeigt sich deutlich in dem kontrastreichen Streiflicht, das über die Züge des Heiligen fällt und damit an den lombardischen Meister erinnert.

Das vorliegende Bild verrät zudem den Einfluss Jusepe de Riberas, der ebenfalls naturalistische Darstellungen von Aposteln und Heiligen schuf, die sich durch Realismus und kontrastierende Lichteffekte auszeichnen. Darstellungen der Apostel waren unter den Nachfolgern Caravaggios ein bevorzugtes Thema, erlaubten sie doch die bildnerische Darbietung von Demut und Spiritualität.

In dem vorliegenden Gemälde verbinden sich die ungewöhnliche Pose des Heiligen und seine unverkennbare Menschlichkeit mit einer dunkel gehaltenen Umsetzung – Eigenschaften, die Preti hier mit derselben Synthese von Licht und Farbe wiedergibt, die auch sein Frühwerk auszeichnet.

In der Rechten hält der dargestellte Heilige einen Stab oder eine Hellebarde, die vom Künstler während der Ausführung des Gemäldes modifiziert worden zu sein scheint (siehe Abb. 1). Haltung und Gesichtszüge des Dargestellten gleichen der Figur des heiligen Petrus in Pretis Jesus und die kanaanäische Frau in der Sammlung Colonna in Rom. Stilistisch gibt es auch Übereinstimmungen mit der Figur des heiligen Andreas im Zinsgroschen in der Galleria Doria Pamphilj in Rom, der ebenfalls aus den späten 1630er-Jahren datiert.

Das vorliegende Werk mag einst Teil einer mittlerweile verstreuten Serie von Aposteldarstellungen gewesen sein. Sciberras hat sich an die Rekonstruktion einer solchen Gruppe gemacht und vergleicht das vorliegende Werk mit Mattia Pretis Jakobus dem Älteren in der Staatsgalerie Stuttgart (Inv.-Nr. 2217 – siehe Abb. 2). Sowohl hinsichtlich der Größe als auch kompositorisch ähnelt unser Bild den von Mattia Preti und seinem älteren Bruder Gregorio geschaffenen Aposteldarstellungen in den Bischofspalästen von Sutri und Nepi bei Viterbo.

Mattia Preti stammte ursprünglich aus Kalabrien, wurde aber schon früh in Rom ausgebildet, wo er mit seinem Bruder Gregorio zusammenarbeitete. Pretis Erfolg ging auf die Unterstützung einflussreicher Mäzene zurück, unter ihnen Olimpia Aldobrandini und ihre Schwägerin Olimpia Maidalchini. Letztere erreichte 1642 seine Ernennung zum Malteserritter und verschaffte ihm den Auftrag der Fertigstellung der von Giovanni Lanfranco begonnenen Ausstattung von Sant’Andrea della Valle in Rom. 1653 zog der Künstler nach Neapel, wo er maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der regionalen Malerei nahm. Ab 1661 lebte der „Cavaliere Calabrese“ auf der Insel Malta, wohin ihn der Großmeister des Ordens berufen hatte, um die Ordenskirche San Giovanni in Valletta auszustatten. Aufgrund dieses Werks wurde Mattia Preti zum offiziellen Maler der Malteserritter ernannt und schuf Gemälde für die Kirchen der Insel. In seiner Zeit auf Malta war er überaus produktiv. Sein Schaffen war von solcher Qualität, dass er weiterhin öffentliche und private Aufträge aus ganz Europa erhielt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Mattia Preti


(Taverna 1613–1699 La Valletta)
Ein Apostel – Jakobus der Ältere oder Matthäus (?),
Öl auf Leinwand, 97 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Portugal;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Rom, Palazzo Barberini, Il trionfo dei sensi. Nuova luce su Mattia e Gregorio Preti, 22. Februar – 16. Juni 2019 (als Mattia Preti)

Literatur:
Y. Primarosa, Il trionfo dei sensi. Nuova luce su Mattia e Gregorio Preti, hg. von Y. Primarosa, Ausstellungskatalog, Rom 2019, S. 156–159, Kat.-Nr. 8 (als Mattia Preti);
K. Sciberras, Mattia Preti: Life and Works, Malta 2020, S. 31f., Kat.-Nr. 12, Abb. 26 (als Mattia Preti)

Das vorliegende Gemälde wurde in Mattia Pretis frühe römische Periode der späten 1630er-Jahre datiert und kann als eine der frühesten und am besten gelösten Interpretationen des caravaggesken Naturalismus durch den jungen Künstler aus Kalabrien gelten (siehe K. Sciberras in der Literatur). Caravaggios Bildsprache zeigt sich deutlich in dem kontrastreichen Streiflicht, das über die Züge des Heiligen fällt und damit an den lombardischen Meister erinnert.

Das vorliegende Bild verrät zudem den Einfluss Jusepe de Riberas, der ebenfalls naturalistische Darstellungen von Aposteln und Heiligen schuf, die sich durch Realismus und kontrastierende Lichteffekte auszeichnen. Darstellungen der Apostel waren unter den Nachfolgern Caravaggios ein bevorzugtes Thema, erlaubten sie doch die bildnerische Darbietung von Demut und Spiritualität.

In dem vorliegenden Gemälde verbinden sich die ungewöhnliche Pose des Heiligen und seine unverkennbare Menschlichkeit mit einer dunkel gehaltenen Umsetzung – Eigenschaften, die Preti hier mit derselben Synthese von Licht und Farbe wiedergibt, die auch sein Frühwerk auszeichnet.

In der Rechten hält der dargestellte Heilige einen Stab oder eine Hellebarde, die vom Künstler während der Ausführung des Gemäldes modifiziert worden zu sein scheint (siehe Abb. 1). Haltung und Gesichtszüge des Dargestellten gleichen der Figur des heiligen Petrus in Pretis Jesus und die kanaanäische Frau in der Sammlung Colonna in Rom. Stilistisch gibt es auch Übereinstimmungen mit der Figur des heiligen Andreas im Zinsgroschen in der Galleria Doria Pamphilj in Rom, der ebenfalls aus den späten 1630er-Jahren datiert.

Das vorliegende Werk mag einst Teil einer mittlerweile verstreuten Serie von Aposteldarstellungen gewesen sein. Sciberras hat sich an die Rekonstruktion einer solchen Gruppe gemacht und vergleicht das vorliegende Werk mit Mattia Pretis Jakobus dem Älteren in der Staatsgalerie Stuttgart (Inv.-Nr. 2217 – siehe Abb. 2). Sowohl hinsichtlich der Größe als auch kompositorisch ähnelt unser Bild den von Mattia Preti und seinem älteren Bruder Gregorio geschaffenen Aposteldarstellungen in den Bischofspalästen von Sutri und Nepi bei Viterbo.

Mattia Preti stammte ursprünglich aus Kalabrien, wurde aber schon früh in Rom ausgebildet, wo er mit seinem Bruder Gregorio zusammenarbeitete. Pretis Erfolg ging auf die Unterstützung einflussreicher Mäzene zurück, unter ihnen Olimpia Aldobrandini und ihre Schwägerin Olimpia Maidalchini. Letztere erreichte 1642 seine Ernennung zum Malteserritter und verschaffte ihm den Auftrag der Fertigstellung der von Giovanni Lanfranco begonnenen Ausstattung von Sant’Andrea della Valle in Rom. 1653 zog der Künstler nach Neapel, wo er maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der regionalen Malerei nahm. Ab 1661 lebte der „Cavaliere Calabrese“ auf der Insel Malta, wohin ihn der Großmeister des Ordens berufen hatte, um die Ordenskirche San Giovanni in Valletta auszustatten. Aufgrund dieses Werks wurde Mattia Preti zum offiziellen Maler der Malteserritter ernannt und schuf Gemälde für die Kirchen der Insel. In seiner Zeit auf Malta war er überaus produktiv. Sein Schaffen war von solcher Qualität, dass er weiterhin öffentliche und private Aufträge aus ganz Europa erhielt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021