Lot Nr. 71


Jacob van Ruisdael


Jacob van Ruisdael - Alte Meister I

(Haarlem 1628/29–1682 Amsterdam)
Waldlandschaft mit einem Wasserfall,
signiert rechts unten: Ruisdael,
Öl auf Leinwand, 69,7 x 55,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Charles Sedelmeyer, Paris;
Sammlung Christiaan Marie Cornelis Obreen (1842–1912), Rotterdam;
dessen Auktion, Frederick Muller, Amsterdam, 4. Dezember 1912, Lot 261;
Sammlung F. Lerdare, Lima, Peru;
Kunsthandel P. Cassirer und P. Graupe, Berlin, 1936;
Kunsthandel S. Nijstad, Den Haag;
Sammlung Sidney James van den Bergh (1898–1977), Wassenaar;
dessen Auktion, Sotheby’s, London, 11. März 1964, Lot 63;
Sammlung Anders Ruben Thorbjõrn Thustrup (1901–1979), Djorsholm, Stockholm;
Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, um 1979–1980 (lt. rückseitigem Klebezettel);
Galerie Sanct Lucas, Wien, 1980–1983;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
Vier Generaties Nijstad: 1862–1962, Jubileum-Uitgave, Lochem/Den Haag 1962, mit Abb.;
S. Slive, Jacob van Ruisdael, A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven/London 2001, S. 236, Kat.-Nr. 281, Abb. S. 237

Slive vergleicht das vorliegende Gemälde mit seiner Nr. 279, Kleiner Wasserfall in einer Landschaft (Privatsammlung), die auch mit einer weiteren Komposition in Verbindung steht, welche sich einst in der Sammlung A. T. Thrustrup in Stockholm befand. Er datiert diese Gemäldegruppe in die 1670er-Jahre.

Die vorliegende eindrucksvolle Darstellung schwankender, gewundener Bäume neben einem sanft wogenden Wasserfall verströmt die für van Ruisdaels Reifezeit so typische bewusst zurückgenommene Poesie. Vor allem die Wiedergabe des abendlichen Zwielichts – von der zarten Ausbildung der Wolke bis hin zur silbrigen Rinde der Birkenstämme und der Spiegelung der nicht sichtbaren Sonne auf der Wasseroberfläche – zeigen den Meister auf der Höhe seines Könnens.

Auch wenn van Ruisdael als führender Landschafter des holländischen Goldenen Zeitalters in Erinnerung geblieben ist, seine Wahl nördlicher Ansichten mag auch ein wenig seinem Zeitgenossen Allaert van Everdingen (1621–1675) geschuldet sein, dessen in der Natur beobachtete Studien norwegischer Landschaften einerseits exotisch anmuteten, andererseits im Amsterdamer Umfeld der beiden Künstler sofort Widerhall fanden. Obschon bekannt ist, dass van Ruisdael Deutschland besucht hat und sich dort in einer Serie von Zeichnungen – die ihm später im Atelier als Ausgangsbasis für seine unerreichten Ansichten dienten – der sorgfältigen Naturbeobachtung gewidmet hat, scheint keine Reise des Künstlers nach Skandinavien auf.

Slive bemerkt, dass das vorliegende Gemälde in den 1930er-Jahren in Berlin als Darstellung mit Staffage in Form von zwei Reitern und zwei Fußgängern verzeichnet war. Diese, so stellte sich heraus, waren von späterer Hand hinzugefügt worden und wurden im Rahmen einer Restaurierung in den 1960er-Jahren wieder entfernt. In der Tat ist van Ruisdaels meisterhafte Wiedergabe der Natur hier Erzählung genug, die ohne Figuren auskommt.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

08.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 90.000,-
Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 120.000,-

Jacob van Ruisdael


(Haarlem 1628/29–1682 Amsterdam)
Waldlandschaft mit einem Wasserfall,
signiert rechts unten: Ruisdael,
Öl auf Leinwand, 69,7 x 55,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Charles Sedelmeyer, Paris;
Sammlung Christiaan Marie Cornelis Obreen (1842–1912), Rotterdam;
dessen Auktion, Frederick Muller, Amsterdam, 4. Dezember 1912, Lot 261;
Sammlung F. Lerdare, Lima, Peru;
Kunsthandel P. Cassirer und P. Graupe, Berlin, 1936;
Kunsthandel S. Nijstad, Den Haag;
Sammlung Sidney James van den Bergh (1898–1977), Wassenaar;
dessen Auktion, Sotheby’s, London, 11. März 1964, Lot 63;
Sammlung Anders Ruben Thorbjõrn Thustrup (1901–1979), Djorsholm, Stockholm;
Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, um 1979–1980 (lt. rückseitigem Klebezettel);
Galerie Sanct Lucas, Wien, 1980–1983;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
Vier Generaties Nijstad: 1862–1962, Jubileum-Uitgave, Lochem/Den Haag 1962, mit Abb.;
S. Slive, Jacob van Ruisdael, A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven/London 2001, S. 236, Kat.-Nr. 281, Abb. S. 237

Slive vergleicht das vorliegende Gemälde mit seiner Nr. 279, Kleiner Wasserfall in einer Landschaft (Privatsammlung), die auch mit einer weiteren Komposition in Verbindung steht, welche sich einst in der Sammlung A. T. Thrustrup in Stockholm befand. Er datiert diese Gemäldegruppe in die 1670er-Jahre.

Die vorliegende eindrucksvolle Darstellung schwankender, gewundener Bäume neben einem sanft wogenden Wasserfall verströmt die für van Ruisdaels Reifezeit so typische bewusst zurückgenommene Poesie. Vor allem die Wiedergabe des abendlichen Zwielichts – von der zarten Ausbildung der Wolke bis hin zur silbrigen Rinde der Birkenstämme und der Spiegelung der nicht sichtbaren Sonne auf der Wasseroberfläche – zeigen den Meister auf der Höhe seines Könnens.

Auch wenn van Ruisdael als führender Landschafter des holländischen Goldenen Zeitalters in Erinnerung geblieben ist, seine Wahl nördlicher Ansichten mag auch ein wenig seinem Zeitgenossen Allaert van Everdingen (1621–1675) geschuldet sein, dessen in der Natur beobachtete Studien norwegischer Landschaften einerseits exotisch anmuteten, andererseits im Amsterdamer Umfeld der beiden Künstler sofort Widerhall fanden. Obschon bekannt ist, dass van Ruisdael Deutschland besucht hat und sich dort in einer Serie von Zeichnungen – die ihm später im Atelier als Ausgangsbasis für seine unerreichten Ansichten dienten – der sorgfältigen Naturbeobachtung gewidmet hat, scheint keine Reise des Künstlers nach Skandinavien auf.

Slive bemerkt, dass das vorliegende Gemälde in den 1930er-Jahren in Berlin als Darstellung mit Staffage in Form von zwei Reitern und zwei Fußgängern verzeichnet war. Diese, so stellte sich heraus, waren von späterer Hand hinzugefügt worden und wurden im Rahmen einer Restaurierung in den 1960er-Jahren wieder entfernt. In der Tat ist van Ruisdaels meisterhafte Wiedergabe der Natur hier Erzählung genug, die ohne Figuren auskommt.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 08.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 08.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.